Das Logo des Wirtschaftsprüfers EY ist an der obersten Etage des Hochhauses im Spreedreieck an der Friedrichstraße angebracht.
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EY droht juristischer Ärger wegen seiner Rolle im Wirecard-Skandal.

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Klagen gegen EY im Wirecard-Bilanzskandal eingereicht

Hätte der Wirtschaftsprüfer EY den Bilanzbetrug bei Wirecard bemerken müssen? Ja, sagt der Insolvenzverwalter und fordert vor Gericht deshalb nun 1,5 Milliarden Euro Schadenersatz. Für EY ist es nicht die einzige Klage.

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Kurz vor dem Jahreswechsel droht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY neuer juristischer Ärger wegen ihrer Rolle im Wirecard-Bilanzskandal. Der Insolvenzverwalter Michael Jaffé fordert 1,5 Milliarden Euro Schadenersatz und hat deshalb am 20. Dezember Klage beim Landgericht Stuttgart eingereicht. Das bestätigte ein Sprecher des Insolvenzverwalters dem BR, zuerst hatte das "Handelsblatt" berichtet.

Wie das Gericht auf Anfrage mitteilt, wirft Jaffé den Prüfern "langjähriges systematisches Versagen bei der Prüfung der Jahres- und Konzernabschlüsse" von 2015 bis 2019 vor - sowohl bei der Wirecard AG als auch bei der Tochter Wirecard Technologies GmbH. In der Klage heißt es, dass EY die Pflichten als Abschlussprüfer "vielfach, schwerwiegend und bewusst verletzt" habe.

Ansprüche gegen EY würden Ende 2023 verjähren

Der Zeitpunkt des fast 500 Seiten umfassenden Schriftsatzes ist kein Zufall. Denn der Bilanzskandal bei Wirecard war 2020 ans Licht gekommen, im selben Jahr musste der Konzern Insolvenz anmelden. Geschädigten bleibt deshalb nur noch bis Ende 2023 Zeit, ihre Ansprüche geltend zu machen, bevor diese verjähren.

Der Insolvenzverwalter ist überzeugt, dass wesentliche Teile des Wirecard-Geschäfts erfunden waren. So hatte er es in den vergangenen Monaten auch in seinen Sachstandsberichten an das Münchener Amtsgericht regelmäßig geschrieben. Weil EY die Bilanzen über Jahre testiert hatte, zieht Jaffé nun gegen die Prüfer vor Gericht.

Weitere Klage gegen EY von 13.000 Wirecard-Anlegern

Für EY ist Jaffés Klage nicht die einzige, mit der sich die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft auseinandersetzen muss. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hatte am 22. Dezember ebenfalls eine Schadenersatzklage beim Landgericht München eingereicht. Im Namen von rund 13.000 Wirecard-Anlegern fordert die beauftrage Kanzlei mehr als 700 Millionen Euro.

Wirecard-Strafprozess gegen Ex-Chef Braun läuft seit mehr als einem Jahr

Im Mittelpunkt des Wirecard-Betrugs steht das sogenannte Drittpartnergeschäft, bei dem 1,9 Milliarden Euro in der Bilanz gefehlt hatten. Dieses nimmt auch eine zentrale Rolle im Strafprozess ein, bei dem sich seit Dezember 2022 der ehemalige Konzernchef Markus Braun und zwei weitere Angeklagte vor dem Landgericht München verantworten müssen.

Ein Urteil in dem Prozess ist bislang noch nicht abzusehen. Und auch zivilrechtlich könnte mit den Klagen gegen EY noch ein Verhandlungsmarathon folgen.

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