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Wie geht es der Wirtschaft in Bayern und Deutschland wirklich? BR24 hat die wichtigsten Daten recherchiert.

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Wie geht es der Wirtschaft in Bayern und Deutschland wirklich?

Wie geht es der Wirtschaft in Bayern und Deutschland wirklich?

BR24 hat die wichtigsten Daten und Entwicklungen zu Wirtschaftswachstum, Inflation, Konsum, Arbeitsmarkt und Handel recherchiert. Für alle, die Wirtschaft verstehen und mitreden wollen.

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Am heutigen Mittwoch stellt der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck (Grüne) in Berlin den Jahreswirtschaftsbericht 2025 vor. Parallel fordern Wirtschaftsvertreter mit einem "Wirtschafts-Warntag" eine Wirtschaftswende. Wir haben zehn Kenngrößen herausgesucht, die zeigen, wie es der Wirtschaft in Bayern und Deutschland in den letzten Jahren erging. Ein Blick in die Daten.

1. BIP: Gesamtentwicklung der Wirtschaft

Der Messwert für die wirtschaftliche Leistung innerhalb eines Landes oder Bundeslandes ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) – also der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die in einem Jahr erwirtschaftet werden. Das BIP wird in Deutschland in Euro angegeben, entweder nominal oder real/preisbereinigt. Dabei wird das BIP mit der Inflationsrate verrechnet. In der Regel bedeutet ein steigendes BIP Wirtschaftswachstum beispielsweise aufgrund von steigenden Exporten, einer höheren Nachfrage aus dem Inland oder steigenden Investitionen.

2. Entwicklung der Inflationsrate

Die durchschnittliche Preisentwicklung in Deutschland misst der Verbraucherpreisindex. Dieser Index wird anhand eines Warenkorbs berechnet, der rund 700 Waren und Dienstleistungen enthält, die den Verbrauch der privaten Haushalte repräsentieren. Die Veränderung des Verbraucherpreisindex im Vergleich zum Vorjahresmonat nennt sich Inflationsrate. Eine moderate Inflation von rund zwei Prozent gilt jedoch als gesund für die Wirtschaft.

Ursachen für eine steigende Inflation können beispielsweise steigende Rohstoffpreise sein, die an die Verbraucher weitergegeben werden, oder das Senken der Zinsen der Zentralbanken.

3. Anpassungen des EZB-Leitzins

Wenn die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen senkt, hat das Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft. Banken können sich günstig Geld von der EZB leihen und so erschwinglichere Kredite an Unternehmen und Verbraucher vergeben. Die wiederum investieren mehr – beispielsweise in Immobilien. Zudem steigt der Konsum. Für die Verbraucher gibt es aufgrund der niedrigeren Sparzinsen weniger Anreize, Geld zurückzulegen.

Die EZB senkt die Zinsen oft gezielt, um die Wirtschaft anzukurbeln und eine niedrige Inflation auszugleichen. Im Gegensatz dazu hebt die Zentralbank die Zinsen an, um eine steigende Inflation zu bremsen.

Es gibt drei unterschiedliche Zinssätze bei der EZB: Den Hauptrefinanzierungszinssatz, den Spitzenrefinanzierungssatz und den Einlagezins. Früher wurde der Hauptrefinanzierungssatz, der Zinssatz für Banken, um Geld von der EZB zu leihen, als Leitzins herangezogen. Inzwischen ist es der Einlagezins.

4. Entwicklung der Realzinssätze

Die EZB-Zinsen beeinflussen also direkt die Nominalzinsen, die Banken ihren Kunden anbieten – auf Sparguthaben oder Kredite. Der inflationsbereinigte Wert ist der Realzins. Ist die Inflationsrate also höher als der Nominalzins, ergibt sich ein negativer Realzins. Ist das der Fall, verlieren beispielsweise Sparer an Kaufkraft.

5. Ifo-Geschäftsklima: Stimmung aus Sicht der Unternehmen

Ein Indikator für die Stimmung aus der Sicht der Unternehmen ist das ifo Geschäftsklima. Es basiert auf rund 9.000 monatlichen Meldungen von Unternehmen, die ihre aktuelle Geschäftslage und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate beurteilen. Das Geschäftsklima ist ein Mittelwert aus den beiden Größen. Ein sinkender Index kann auf wirtschaftliche Unsicherheit hindeuten.

6. GfK-Konsumklima-Index: Entwicklung der Konsumlaune

Die Konsumlaune der Bevölkerung ist eine direkte Folge aus Inflation, Zinsen und wirtschaftlicher Entwicklung. Ein Indikator für die Stimmung der Verbraucher in Deutschland ist der GfK-Konsumklima-Index. Er basiert auf einer monatlichen Befragung von rund 2.000 Verbraucherinnen und Verbrauchern zur ihren privaten Konsumausgaben. Ein negativer Index bedeutet, dass die Verbraucher eher zurückhaltend bei Konsum- und Anschaffungsplänen sind.

7. DAX: Kursentwicklung der 40 größten börsennotierten Unternehmen

Eine positive Einschätzungen der wirtschaftlichen Lage der Unternehmen kann den Deutschen Aktienindex (DAX) beflügeln. Der DAX bildet die Kursentwicklung der 40 größten, an der Frankfurter Börse gelisteten Unternehmen ab. Die Unternehmen werden je nach Börsenwert im DAX unterschiedlich stark gewichtet.

Die Kursentwicklung gibt einen Hinweis darauf, wie Investoren die wirtschaftliche Lage einschätzen. Ein steigender Kurs deutet auf Optimismus über das Wachstum der Unternehmen und der Wirtschaft weltweit hin, denn die DAX-Konzerne machen einen Großteil ihres Geschäfts im Ausland.

8. Außenhandel: Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands

Der Außenhandel ist ein zentrales Standbein der deutschen Wirtschaft. Deutschland gehört zu den größten Exportnationen und erwirtschaftet einen Handelsbilanzüberschuss, was bedeutet, dass die Exporte die Importe übersteigen. Wachsende Exporte stehen für eine hohe Nachfrage nach deutschen Produkten. Importe von Rohstoffen oder Produkten aus dem Ausland sind häufig notwendig, um Produkte in Deutschland zu fertigen. Steigen die Preise der Rohstoffe aus dem Ausland allerdings zu sehr, könnte dies wiederum Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands haben. Politische Entscheidungen wie Zölle oder Handelsabkommen können den Außenhandel zudem einschränken.

9. Arbeitslosigkeit: Entwicklung der Quote

Die Arbeitslosenquote gibt an, wie viele Menschen in Deutschland oder Bayern im Verhältnis zur erwerbsfähigen Bevölkerung arbeitslos sind. Sie ist ein wichtiger Indikator für die wirtschaftliche Stabilität. Eine niedrige Arbeitslosenquote bedeutet, dass Unternehmen wachsen. Menschen mit einem sicheren Einkommen konsumieren wiederum mehr und stärken die Wirtschaft.

Ab einer Arbeitslosenquote von unter zwei Prozent spricht man von Vollbeschäftigung, da davon ausgegangen wird, dass immer eine bestimmte Menge an Menschen gerade den Arbeitsplatz wechselt.

10. Gehalt und Löhne: Entwicklung des Einkommens

Neben dem Angebot an Jobs spielt auch die Höhe der Löhne und Gehälter eine Rolle. Sie beeinflussen die Kaufraft der Verbraucher und somit ebenfalls das Konsumverhalten.

Nominal steigt der Durchschnitt der Löhne und Gehälter in Deutschland und Bayern stetig an. Um diese Entwicklung aber richtig einordnen zu können, lohnt es sich, die durchschnittlichen Bruttomonatsverdienste unter Berücksichtigung der Inflation zu berechnen. Diesen Wert nennt man Reallohn. Er wird als Index angegeben, um die prozentuale Veränderung besser darstellen zu können. Der Grundwert für diesen Index ist das Jahr 2022.

Sinkende Reallöhne bedeuten: Trotz höherem Einkommen können sich die Menschen weniger leisten.

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