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Egal wo man ist, in Bayern oder im Rest von Deutschland - für den Bau von Verkehrsanlagen gelten überall die gleichen Regeln. Ampel, Kreisverkehr, Zebrastreifen oder einfach nur klassisch "rechts vor links": Bei der Wahl der Mittel zur Verkehrsplanung spielen viele Faktoren eine Rolle.
Wie viele Fußgänger, Rad- und Autofahrer sind unterwegs? Wie hoch ist die zulässige Geschwindigkeit? Wird die Kreuzung vom Öffentlichen Nahverkehr genutzt? Wie gefährlich ist sie? Liegt sie in der Stadt, im Industriegebiet oder vor einer Schule? Das sind nur einige der Punkte, die Verkehrsplaner bei der Stadt oder beim Landratsamt berücksichtigen müssen. Und: Oft ist es auch schlicht die Flächenverfügbarkeit, die die Art der Verkehrsteuerung vorgibt.
Wann wird eine neue Ampel gebaut?
Ampeln - oder Lichtsignalanlagen (LSA), wie das Fachwort lautet, werden gebaut, "wenn ein Knotenpunkt aufgrund der Verkehrsmengen überlastet oder nicht mehr verkehrssicher ist, weil wegen der Überlastung zum Beispiel Unfälle passieren", teilt das Mobilitätsreferat der Stadt München auf BR24-Anfrage mit. In Nürnberg würden kaum mehr neue Ampeln gebaut. "Die vorhandenen Finanzmittel werden in die Sanierung des Bestandes gesteckt", sagt Frank Jülich, Leiter der Verkehrsplanung der Stadt Nürnberg.
Wie hoch die Unterhaltskosten einer Ampelanlage sind, lässt sich nicht sagen, die Unterschiede sind sehr groß.
Für einen Kreisverkehr fehlt oft der Platz
Kreisverkehre sind bei vielen Verkehrsteilnehmern sehr beliebt - auch, weil es selten längere Wartezeiten gibt. Doch gerade in Städten fehlt dafür der Platz: Ein Kreisverkehr hat einen höheren Flächenverbrauch als eine Ampelanlage.
Kreisverkehre scheinen gerade im europäischen Ausland sehr viel häufiger zum Einsatz zu kommen als in Deutschland. Gibt es also eine "kulturelle Komponente", die bei der Verkehrsplanung eine Rolle spielt? "Nein", sagt das Mobilitätsreferat München. Die städtebaulichen Voraussetzungen seien einfach andere.
Die Restzeitanzeige: technische Spielerei oder echter Mehrwert?
Eine technische Spielerei aus dem Ausland stößt bei Deutschen oft ebenfalls auf Begeisterung: die sogenannte Restzeitanzeige an Ampeln. Hier werden auf einer elektronischen Tafel die verbleibenden Sekunden bis zur nächsten Rot- oder Grünphase heruntergezählt.
Die Mehrkosten für Umprogrammierung, Umrüstung und Wartung wären zu hoch und würden zulasten des Bestands gehen, meint Frank Jülich in Nürnberg. In München sieht man das Problem an einem anderen Punkt: Dadurch, dass Ampeln ihre Grünphasen zugunsten von öffentlichem Verkehr wie Bussen verlängern können, würde die Prognose der verbleibenden Grün- oder Rotzeit für die anderen Verkehrsteilnehmer "springen". Zudem fehlten Erkenntnisse, inwiefern der Blick auf eine Anzeige vom Verkehr ablenkt, so das Mobilitätsreferat. Grundsätzliche wäre die Anzeige aber langfristig möglich.
Steht die "Ampel der Zukunft" bald überall?
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) weihte gerade erst feierlich die "Ampel der Zukunft" in der Gemeinde Essenbach in Niederbayern ein. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz und Kameras soll sie den Straßenverkehr sicher und effizienter machen. Ob Ampeln wie diese in Zukunft öfter zum Einsatz kommen können, hält Frank Jülich für fraglich: "In Nürnberg würden dadurch die Budgets für den Unterhalt und die Sanierung von Lichtsignalanlagen weiter belastet werden und somit noch weniger Ampeln pro Jahr saniert werden können."
In München sieht es anders aus: Es sei gut vorstellbar, dass sich einzelne Aspekte der "Ampel der Zukunft" langfristig in Münchner Ampeln wiederfinden, sagt das Mobilitätsreferat. Der eingebaute "Kollisionswarner" etwa sei interessant, es müsse allerdings beobachtet werden, ob "die Beachtung des Fuß-/Radverkehrs an nicht signalisierten Knotenpunkten dann noch gegeben ist". Sprich: Fußgänger und Radfahrer dürften nicht lernen, sich so sehr auf die Technik zu verlassen, dass die eigene Aufmerksamkeit leide. Außerdem lege München seinen Schwerpunkt auf den Ausbau und die Instandhaltung des öffentlichen Verkehrs.
Sicherheit ist das oberste Gebot
Der Nürnberger Verkehrsplaner Frank Jülich erklärt den Grundsatz bei der Planung: "So wenig wie möglich, (nur) so viel wie nötig." Oberstes Ziel sei eine sichere Verkehrsführung. Bei der Wahl der Mittel gebe es keine einfachen Lösungen, "sondern nur maßgeschneiderte Lösungen für die jeweilige Örtlichkeit".
Im Video: Künstliche Intelligenz auf Bayerns Straßen
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