Es ist nicht nur ein subjektiver Eindruck: Viele Menschen haben gerade Husten, Schnupfen und Fieber. Deswegen gehen laut Robert Koch-Institut (RKI) mehr als sonst im Sommer zum Arzt. Krankheitsursache ist auch das Coronavirus SARS-CoV-2. Einen Anstieg der Infektionszahlen meldet unter anderem das Infektionsradar (externer Link). Es basiert auf Daten des RKI und liefert aktuelle Informationen zur Situation in Deutschland bei den drei Atemwegserkrankungen Influenza (echte Grippe), RSV-Infektionen (Respiratorisches Synzytial-Virus) und Covid-19.
- Zum aktuellen BR24Live: Corona in Bayern - So ist die aktuelle Lage
Mehr Infektionen mit dem Coronavirus
Beim Coronavirus geht die Viruslast im Abwasser nach oben, ebenso die Zahl der Arztbesuche im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung und die 7-Tage-Inzidenz. Auch die Zahl der Einweisungen ins Krankenhaus wegen oder mit einer Corona-Infektion steigt nach Angaben des Infektionsradars, gleichfalls die Zahl der Covid-19-Todesfälle.
Auch beim Abwasser-Monitoring in Bayern weist der Trend bei der Viruslast von SARS-CoV-2 in Bayern an vielen Orten nach oben, aber nicht bei allen.
Viele Atemwegserkrankungen, aber wenig schwere Fälle
Der aktuelle ARE-Wochenbericht (externer Link) des RKI meldet für die erste Juli-Woche, die Aktivität der Atemwegserkrankungen in Deutschland liege "insgesamt auf einem vergleichsweise hohen Niveau für diese Jahreszeit." Der Anstieg beim Coronavirus SARS-CoV-2 in den letzten Wochen setze sich aber nicht mehr in allen Überwachungssystemen fort. Bei den Atemwegserkrankungen seien meist Erkältungsviren wie Rhinoviren die Ursache.
Die Zahl schwer verlaufender Atemwegsinfektionen bleibt laut RKI insgesamt auf einem niedrigen Niveau. Die Diagnose Covid-19 treffe vorwiegend ältere Patienten und Patientinnen. Steigende Corona-Zahlen gibt es nicht nur in Deutschland. Auch andere Länder wie England, Schottland und die Schweiz melden eine wachsende Viruslast im Abwasser.
Abwasser-Monitoring: Corona-Fälle steigen bundesweit
Corona-Varianten KP.2 und KP.3 dominieren
In Deutschland herrscht derzeit die Coronavirus-Subvarianten KP.3 vor. Ihr Anteil lag laut RKI in der 26. Kalenderwoche bei rund 53 Prozent. Die verwandte Subvariante KP.2 lag bei etwa 23 Prozent. Wegen charakteristischer Mutationen im Spike-Protein werden sie zu den FLiRT-Varianten gezählt. Sie stammen alle von der Omikron-Variante JN.1 ab, die Anfang des Jahres das Infektionsgeschehen dominierte. Dank der Mutationen gelingt es diesen besser als andere Varianten, der Reaktion des Immunsystems zu entgehen.
Inzwischen haben sich KP.2 und KP.3 weiterentwickelt und in neue Unterlinien aufgefächert. Dieser Prozess wird auch immer weitergehen, weil Viren nie aufhören zu mutieren. Dabei passen sie sich immer besser an ihre Umwelt an, indem sie etwa ansteckender werden oder der Immunabwehr besser ausweichen können.
Schwerere Krankheitsverläufe rufen sie nach derzeitigem Wissensstand nicht hervor. Auch die typischen Symptome sind die gleichen wie bei einer Infektion mit früheren Varianten, also die wie bei anderen Erkältungskrankheiten auch: Husten, Schnupfen, Fieber, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen. Diese können aber durchaus heftig ausfallen, auch wenn bereits Infektionen vorangegangen sind. Andauernde Long Covid-Symptome nach einer Infektion sind zwar deutlich seltener als zu Beginn der Pandemie, aber weiterhin möglich.
Neuer Impfstoff wirkt auch gegen aktuelle Varianten
Die meisten Menschen in Deutschland sind inzwischen mehrfach gegen Covid-19 geimpft und haben eine oder mehrere Corona-Infektionen hinter sich. Daher sind sie im Allgemeinen gut gegen einen schweren Krankheitsverlauf geschützt. Infektionen mit SARS-CoV-2 verlaufen bei Gesunden überwiegend mild, mit steigendem Alter steigt jedoch das Risiko für einen schweren Verlauf.
Ab 60 Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission STIKO daher eine Auffrischungsimpfung, ebenso bei anderen Risikofaktoren wie chronischen Erkrankungen sowie Menschen, die in Pflegeeinrichtungen wohnen oder arbeiten. Die aktualisierten Impfstoffe, die ab September verfügbar sein sollen, werden sich gegen die Untervariante JN.1 des Coronavirus richten. Diese wurde zwar bereits von ihren Nachfahren verdrängt, der Impfstoff ist aber auch gegen diese wirksam, da JN.1 und die FliRT-Varianten einander sehr ähneln.
Antigen-Tests funktionieren weiterhin
Das Coronavirus verändert sich beim Mutieren immer weiter. Antigen-Schnelltests erkennen SARS-CoV-2 aber weiterhin. Die Mutationen betreffen meist das Spike-Protein, mit dem das Virus an menschliche Zellen andockt. Antigentests reagieren aber auf ein anderes Protein, das Nucleokapsid, das das Virus-Erbgut umgibt.
Dafür müssen die Tests allerdings korrekt angewendet werden. Wenn die Test-Sets korrekt gelagert wurden und das Mindesthaltbarkeitsdatum noch nicht lange überschritten ist, können sie noch verlässliche Ergebnisse liefern. Je älter der Test aber ist, desto geringer ist seine Aussagekraft. Wenn vom Ergebnis die Gesundheit anderer abhängt, zum Beispiel vor einem Besuch im Pflegeheim, ist es daher ratsam, einen neuen Test zu benutzen.
Ansteckungsgefahr im Gedränge
Ende Juni wurden von der Balearen-Insel Mallorca hohe Corona-Infektionszahlen gemeldet. Als eine der Ursachen waren vermutlich Veranstaltungen mit tausenden Teilnehmern. Da sich das Virus durch die Luft verbreitet, ist die Ansteckungsgefahr dort hoch, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen.
Wer sich nicht anstecken will, sollte diese Situation vermeiden, in Deutschland und in Urlaubsländern. Wenn das nicht möglich ist, sind Masken weiterhin eine Möglichkeit, sich vor einer Infektion zu schützen.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!