Der Deutsche Zukunftspreis wird für technologisch besonders innovative und wirtschaftlich aussichtsreiche Forschungsprojekte vergeben. Er ist mit 250.000 Euro dotiert und gehört zu den bedeutendsten Wissenschaftspreisen in Deutschland. Schon die Nominierung gilt als hohe Auszeichnung. Die Jury des Zukunftspreises hat in diesem Jahr drei Projekte aus Bayern, Thüringen und Baden-Württemberg nominiert.
- Medizin: Eine Methode zur präziseren Krebs-Bestrahlung. Bei der Krebstherapie ist die Strahlentherapie eine der Möglichkeiten neben Chemotherapie und Chirurgie. Bei einem Lungentumor muss beispielsweise ein recht großer Bereich im Brustraum bestrahlt werden, weil sich die Lunge beim Atmen bewegt und der Strahl somit ein größeres Areal erfassen muss. Das neu entwickelte System trägt Daten zur Bewegung der Patientin oder des Patienten zusammen: Dazu dient eine Kamera, welche die genaue Position und Bewegungen registriert. Außerdem hilft eine thermische Kamera die Körperoberfläche genau zu bestimmen. Röntgenbilder kommen ergänzend hinzu, um den Blick ins Innere des Körpers zu gewährleisten. Die so ermittelten Echtzeitdaten ermöglichen dann eine sehr viel präzisiere Bestrahlung des von Krebs befallenen Organs. Das Verfahren wurde von Stefan Vilsmeier von der Firma Brainlab in München vorgestellt.
- Pharmazie: Ein neuartiges Fluoreszenzmikroskop. Nur mit fluoreszierendem Licht lassen sich bestimmte Wechselwirkungen zwischen Zellen darstellen. Aber: Die Beleuchtung mit intensiver Strahlung schädigt Zellen, weshalb beispielsweise keine Zellteilung mehr möglich ist. Manche Zellen sterben sogar bei zu starker Strahlung. Mit dem neuen Mikroskop werden keine Zellen geschädigt, weil der Laserstrahl gezielter, weniger stark und seitlich in die Probe eingestrahlt wird. Das funktioniert mit sogenannten Gitterlichtblättern, die das Licht sozusagen bändigen. Das Verfahren wurde von Dr. Thomas Kalkbrenner vom Department für Mikroskopie der Carl Zeiss AG aus Jena in Thüringen vorgestellt.
- Künftige Energienutzung: Eine Turbo-Ladestation für Elektroautos. Das Laden von Elektroautos muss im Zuge der Energiewende flächendeckend, einfach und schnell funktionieren. Es sollte überall möglich sein, auch in Betrieben oder zu Hause. Dazu sind kleinste Bauteile mit hoher Effizienz nötig. Die Techniker haben ein Ladeverfahren entwickelt, das Elektroautos in wenigen Minuten mit Strom versorgt, indem es Strom aus dem Netz zwischenspeichert und dann gebündelt und schnell an die Autobatterie abgibt. Eine gängige Fahrzeugbatterie mit 100 Kilowattstunden Kapazität lässt sich binnen 15 Minuten zu 80 Prozent mit Energie füllen. Dafür dient eine kleine Ladebox, die sich an sämtlichen Standorten integrieren lässt. Die Ladebox wurde von Thomas Speidel von der Firma ADS-Tec Energy in Nürtingen in Baden-Württemberg vorgestellt.
Die Deadline für Vorschläge für den Deutschen Zukunftspreis ist jährlich am 31. Januar. Im Jahr 2022 gab es 19 nominierungsberechtigte Organisationen in Deutschland, die Vorschläge an die Jury weiterreichen durften. 24 Vorschläge haben die Jury auf diesem Wege erreicht. Bei der ersten Jurysitzung wurden fünf Teams in die nähere Wahl genommen. Bei der zweiten Sitzung wurden dann die drei Forschungsteams ausgewählt, die am 14. September 2022 ihre Arbeiten im Deutschen Museum in München vorstellen konnten. Das Gewinnerteam wird am 26. Oktober 2022 von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bekanntgegeben.
2021 ging der Deutsche Zukunftspreis an die Biontech-Gründer Özlem Türeci und Uğur Şahin für ihre Forschung an der mRNA-Technik und die Entwicklung des Corona-Impfstoffs.
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