Eine Patientin mit einer VR-Brille (rechts) steht neben einer Frau im Uniklinikum Erlangen
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Forschung an der Uni Erlangen: Mit Virtual Reality den eigenen Körper besser verstehen.

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Forschung mit VR: Wie Gamification kranken Menschen helfen kann

Die Computerspiele-Branche boomt schon seit Langem. Forscher der Uni Erlangen versuchen derzeit herauszufinden, wie Gamification auch abseits vom Spiele-Markt genutzt werden kann, beispielsweise in der Medizin. Erste Tests an Patienten laufen nun.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Digitale Spiele beziehungsweise "Games" gehören zu den wichtigsten Medien unserer Zeit und begeistern in Deutschland 58 Prozent der Bevölkerung. Kein Wunder also, dass die Gestaltungsansätze und Mechanismen von Games und die Innovationen der Games-Industrie auch außerhalb der Computerspiele-Branche großes Potenzial bieten – etwa bei der Vermittlung von Wissen.

An der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg wird seit drei Jahren zum Thema Gamification geforscht. Anwendungsgebiete finden sich unter anderem bei Patienten mit chronischen Entzündungskrankheiten.

Mit VR in den eigenen Körper blicken

Eine davon ist Filiz Gelbal aus Erlangen. Sie leidet seit sieben Jahren an einer Autoimmunerkrankung, die sowohl ihre Muskeln als auch ihre Lunge angreift. Helfen soll eine neuartige Therapie mit sogenannten KT-Zellen. In der Uniklinik Erlangen kann die 45-Jährige mit einer VR-Brille in ihren eigenen Blutkreislauf eintauchen und dort zusehen, wie diese KT-Zellen arbeiten und schädliche Zellen eliminieren.

Eine virtuelle Reise ins Innere des menschlichen Körpers - eine Art Computerspiel, das schon bald in Kliniken Einzug halten könnte und Patienten helfen soll, Krankheiten und deren Behandlung besser zu verstehen.

Bessere Kommunikation durch digitale Anwendungen

Sandra Jeleazcov leitet die Abteilung Wissenschaftsmanagement an der Medizinischen Klinik 3 des Klinikums Erlangen. Sie hat das Aufklärungs-Computerspiel mitentwickelt und hofft, dass die Patienten dadurch besser informiert werden können. "Wir versuchen mit der VR-Applikation unsere Patienten zu stärken, dass wir sie vorbereiten, was in ihrem Körper passiert während der Erkrankung. Wann und wie die Therapie vonstatten geht, welche Steps wann kommen und wie die Therapie in ihrem Körper wirkt, also was passiert in meinem Körper."

Noch ist die Anwendung der VR-Brille an der Uniklinik ein Testprojekt. Filiz Gelbal ist eine der ersten Patientinnen, die das neuartige Aufklärungsprogramm ausprobieren dürfen. Die 45-Jährige zeigt sich begeistert. Anders als in so manchem Arztgespräch hat sie durch die anschauliche grafische Darstellung in dem Spiel gut verstanden, was die Krankheit in ihrem Körper macht und vor allem, wie die KT-Zellen in der Therapie wirken. Für die Patientin schafft die digitale Anwendung so ein ganz neues Vertrauensverhältnis zur Klinik und zu der Therapie. "Es hat mir ein bisschen die Angst genommen. Man weiß, da passiert irgendwas, aber wenn man jetzt nur das auf dem Schreiben hat auf Papier, kann man sich das nicht so vorstellen wie jetzt auf dem Video."

Forschung zu Gamification erst am Anfang

Die Simulation in der virtuellen Realität könnte die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten deutlich verbessern, weil durch die grafische Darstellung auch komplexe Krankheitsverläufe und Therapieansätze anschaulich und leicht verständlich erklärt werden. Benedikt Morschheuser ist Professor für Gamification an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen Nürnberg und hat die VR-Anwendung mitentwickelt. "In unserer Forschung beschäftigen wir uns mit dem Phänomen 'Gaming'. Wir wollen verstehen, was begeistert Menschen mit diesem Medium und wie können wir erfolgreich Motivationsansätze aus dem Gaming auch außerhalb der Computerspielindustrie nutzen."

Benedikt Morschheuser ist überzeugt, dass Gaming-Anwendungen neben dem Medizinbereich unter anderem auch in der Bildungsarbeit oder im Sport eingesetzt werden können. An der Uniklinik Erlangen soll das Computer-Aufklärungsspiel ab dem kommenden Winter regelmäßig zum Einsatz kommen - bei Patientinnen und Patienten, die sich wie Filz Gelbal einer KT-Zell-Therapie unterziehen müssen.

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