Im Frühjahr kommt er uns mit seinem ein bis drei Zentimeter langen, schwarzblau schimmernden Chitinpanzer wieder häufiger zu Gesicht: der Ölkäfer (Meloe proscarabaeus). Gut erkennbar ist er an seinen etwas kurz geratenen Flügeln, die seinen Körper nicht ganz bedecken. Deshalb wird er auch manchmal als "Maiwurm" bezeichnet. Ganz ähnlich ist ihm der Violette Ölkäfer, daneben gibt es aber noch etliche andere Ölkäfer in Mitteleuropa.
Alle Ölkäfer sind giftig – aber nicht so sehr
Wie alle Ölkäfer-Arten produziert auch der Schwarzblaue Ölkäfer sein eigenes Gift: Cantharidin. Das Gift ist sehr wirksam gegen Warmblütler, doch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) gibt Entwarnung: Weder reiche das Gift eines einzelnen Käfers aus, um einen Menschen zu töten, noch sei überhaupt schon einmal eine Vergiftung von Menschen oder eines Haustiers durch den Schwarzblauen Ölkäfer beobachtet worden.
Ölkäfer-Gift in der Antike für Hinrichtungen genutzt
Größere Mengen Cantharidin können einen Menschen aber sehr wohl töten. Im antiken Griechenland sei das Gift der Ölkäfer für die Hinrichtung Verurteilter verwendet worden, teilte das Senckenberg Deutsche Entomologische Institut in Müncheberg mit, als es den Schwarzblauen Ölkäfer zum Insekt des Jahres 2020 kürte.
Aber auch als Heilmittel wurde das Cantharidin eingesetzt: Aus dem antiken Ägypten ist die Verwendung von Ölkäferpflastern überliefert. Vielleicht ist das ein Grund, warum der Schwarzblaue Ölkäfer auch "Pflasterkäfer" genannt wird.
Ölkäfergift wurde offenbar zur Potenz-Steigerung genutzt
Auch zur Anregung sexueller Kräfte wurde Cantharidin offenbar früher genutzt, erzählt der Direktor des Entomologischen Instituts, Professor Thomas Schmitt: "Da hat man diese Käfer in Honig eingelegt und dann bei älteren Herrschaften, wo es nicht mehr so gut klappte, eingesetzt. Das hat manchmal zu unerwünschten Nebenwirkungen geführt." Die reichten von Kopfschmerz oder Atemnot, bis zum Schwindel oder einer Dauererektion.
Wie groß ist die Gefahr, durch Ölkäfer vergiftet zu werden?
Solange Sie keinen der bitteren Käfer verzehren, besteht kein Grund zur Sorge vor einer Vergiftung. Das Gift wird an den Knien des Ölkäfers ausgeschieden, wenn er sich in Gefahr glaubt.
Auch andere Käfer wie der Marienkäfer zeigten dieses "Reflexbluten", erklärt Silvia Teich vom NABU dem Bayerischen Rundfunk. Daher sollte man den Käfer lieber nicht anfassen oder sich danach zumindest gründlich die Hände waschen. Für Kinder gilt wie für viele Begegnungen mit der Natur: Einen Respektvollen Abstand einzuhalten.
Kurzlebiges Käferglück mit Schikanen
Übrigens ist der Schwarzblaue Ölkäfer immer nur im Frühjahr zu sehen, im April, Mai oder Juni. Denn der ausgewachsene Käfer lebt nur einen Monat lang. Davor befindet er sich im Stadium der Puppe, einer Larve oder eines Eis.
Die Fortpflanzung ist beim Ölkäfer noch dazu reichlich kompliziert: Sie sind Parasiten von Wildbienen. Die Larven der Käfer warten an Blüten auf die nächste Biene, die zum Futtersammeln vorbeikommt - an dieser krallen sie sich fest und lassen sich mit in ihr Nest nehmen. Dort fressen die Larven die Wildbieneneier samt Pollenvorrat auf. Danach graben sie sich außerhalb des Bienennests zum Überwintern in den Boden ein, um im folgenden Frühjahr ihr kurzes Käferleben zu beginnen.
Das Besondere: Die Ölkäfer haben sich dabei auf eine einzige Wildbienenart spezialisiert - die sogenannten Sandbienen. Und das hat schwerwiegende Folgen für den Käfer.
Der Schwarzblaue Ölkäfer ist gefährdet
Denn wie viele Wildbienenarten wird auch die Wirtsbiene des Schwarzblauen Ölkäfers immer seltener. Der Käfer breitet sich also bei uns nicht aus - im Gegenteil: Er steht längst auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Wenn Sie also in Ihrem Garten Schwarzblaue Ölkäfer sehen, können Sie sich freuen. Denn "das heißt, dass der Garten sehr gesund und naturnah ist", erklärt Teich vom NABU.
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