Die jährliche Grippeschutzimpfung schützt vor der schweren Erkrankung
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Ein kleiner Pieks kann vor einer schweren Grippe-Infektion schützen.

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Grippe-Impfstoff: So wird er jedes Jahr neu entwickelt

Grippe-Impfstoff: So wird er jedes Jahr neu entwickelt

Grippeviren sind Verwandlungskünstler. Sie verändern sich ständig und tricksen so unser Immunsystem aus. Deshalb wird jährlich ein neuer Impfstoff entwickelt, der uns vor den Grippeviren schützen kann, die höchstwahrscheinlich ab Herbst kursieren.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Abend am .

Spätestens im Oktober ist sie wieder da: die Grippe. Wer sie einmal hatte, weiß: Sie ist nicht vergleichbar mit einer Erkältung oder einem grippalen Infekt. An der hochansteckenden Infektionskrankheit sterben jährlich Tausende. Normalerweise merkt sich das Immunsystem die Krankheitserreger, die es schon einmal bekämpft hat. Bei einer neuen Infektion kann es dann sehr schnell Abwehrzellen und Antikörper gegen diesen Erreger aktivieren und so eine schwere Erkrankung abwehren.

Grippeviren sind anders

Wenn die Grippeviren sich vermehren, kommt es ständig zu kleinen Veränderungen auf der Oberfläche. Wird man mit diesen mutierten Viren angesteckt, funktionieren die Abwehrzellen und Antikörper einer früheren Grippeerkrankung oder Impfung nicht mehr. Deshalb muss man sich jedes Jahr neu impfen lassen.

Welche Grippeviren gibt es?

Die Grippe wird von unterschiedlichen Virus-Linien verursacht: Es gibt Typ A, B, C und D. Während die Typ-C- und D-Viren vernachlässigbar sind, da sie nur milde Einzelfälle verursachen, sind Typ-A-Viren häufig aggressiver. Von diesem Subtyp können durch verschiedene Kombinationen der achtzehn H- und neun N-Oberflächenproteine bis zu 162 Varianten entstehen – zum Beispiel H1N1 (die "Schweinegrippe") oder H7N9, die Vogelgrippe.

Bei der Influenza B gibt es keine Subtypen. Seit Jahrzehnten zirkulierten weltweit zwei genetisch unterschiedliche Linien: die Yamagata- und die Victoria-Linie. Seit März 2020 wurden jedoch keine Viren der Yamagata-Linie mehr nachgewiesen.

Welche Grippeviren kursieren dieses Jahr?

Das versuchen die Gesundheitsbehörden jedes Jahr aufs Neue im Voraus herauszufinden. Als Datenbasis dienen ihnen die Viren, die zuvor auf der Südhalbkugel der Erde, etwa in Australien, im dortigen Winterhalbjahr kursieren. Referenzlabore auf der ganzen Welt melden der Weltgesundheitsorganisation WHO, welche Viren sie bei erkrankten Menschen finden. Mithilfe dieser Daten entscheidet die WHO jährlich im Februar, gegen welche Grippeviren wir im Herbst Impfstoffe brauchen. Das Kalkül: Die Viren, die auf der Südhalbkugel gefunden wurden, wandern über den Erdball und erreichen auch uns. Im Herbst, wenn sich alle wieder in Innenräumen aufhalten und enger zusammenrücken, können sich diese Viren dann leicht ausbreiten.

Woraus besteht der Grippe-Impfstoff dieses Jahr?

Ob es dann wirklich genau diese Grippeviren sind, die im Herbst bei uns kursieren, ist nicht hundertprozentig sicher. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass der neue Impfstoff wirkt, wird er aus den Antigenen der vier weltweit zirkulierenden Virusvarianten hergestellt, die die WHO in der aktuellen Saison als die wahrscheinlichsten identifiziert hat. Der Impfstoff enthält Bestandteile von jeweils zwei Typ-A-Viren und den zwei Typ-B-Linien.

Seit diesem Jahr gibt es eine neue WHO-Empfehlung: Weil die B-Linie Yamagata seit über vier Jahren nicht mehr nachgewiesen wurde, soll auf diese Linie verzichtet werden. Die neuen Impfstoffe für diese Saison sollen eigentlich nur noch Antigene aus drei Virus-Linien enthalten: Typ-A-Viren H1N1 und H3N2 sowie Typ-B Victoria-Linie. Aber weil die meisten Hersteller zur Umstellung länger brauchen, ist in Deutschland bisher nur ein einziger "trivalenter" Impfstoff erhältlich: das Nasenspray Fluenz von Astrazeneca für Kinder von zwei bis 17 Jahren.

Viele Impfstoffe werden mithilfe von Hühnereiern hergestellt. Für schwere Allergiker gibt es eine Alternative: Der Impfstoff Flucelvax wird in Zellkulturen produziert.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Impfung?

Bis der Impfstoff richtig wirkt, dauert es 10 bis 14 Tage. Um rechtzeitig vor Silvester - meistens der Höhepunkt der hiesigen Grippewelle - ausreichend geschützt zu sein, sollte man sich laut Robert Koch-Institut ab Oktober impfen lassen, spätestens aber Mitte Dezember. Natürlich ist die Impfung auch später noch sinnvoll. Niemand kann schließlich vorhersagen, wie lange die Grippewelle dieses Jahr dauern wird. So kam es etwa im März 2023 zu einer zweiten Grippewelle.

Wer sollte sich impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Grippeimpfung vor allem für ältere Menschen ab 60 Jahren, für Schwangere ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel sowie für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit chronischen Krankheiten oder anderen Vorerkrankungen.

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