Mitte Juli 2023 wurden in Kloten in der Schweiz vier Japankäfer (Popillia japonica) in einer Lockstofffalle gefunden. Aufgrund dieses Fundes stellte die Fachstelle Pflanzenschutz des Kantons weitere Fallen auf und führte darüber hinaus in einem Radius von drei Kilometern Kontrollen durch. Das Resultat der Untersuchungen ist, dass es bereits eine kleine Population des Japankäfers gibt. Maßnahmen, um die Verbreitung des gefräßigen Schädlings zu verhindern, wurden sofort eingeleitet.
Bereits Mitte Juli 2021 wurde in der Schweiz ein männlicher Japankäfer in der Nähe des Baseler Güterbahnhofs gefangen. Der Eidgenössische Pflanzenschutzdienst vermutet, dass dieser aus einem Befallsgebiet um den Lago Maggiore nach Basel gelangte. Seit einigen Jahren vermehrt sich der Japankäfer dort rasant und richtet beträchtliche Fraßschäden in Weinbergen, Obst- und Beerenkulturen an.
Erster Fund eines Japankäfers in Deutschland
Anfang November 2021 ist in Deutschland zum ersten Mal ein Exemplar des Japankäfers in eine amtliche Falle gegangen. Das männliche Tier wurde in einer Pheromonfalle in der Nähe des Freiburger Güterbahnhofs entdeckt. Zwar war der Japankäfer zu diesem Zeitpunkt schon tot und vertrocknet - in die Falle des Pflanzenschutzdienstes des Regierungspräsidiums Freiburg muss er aber lebendig gekommen sein. Das macht ihn zum ersten amtlich bestätigten Fund eines lebenden Japankäfers bei uns. Vermutlich ist der Käfer mit dem LKW-Warenverkehr aus Italien nach Freiburg im Breisgau gereist und bereits im September in die Falle gelangt.
Wo kommt der Japankäfer vor?
Ursprünglich stammt der Japankäfer aus Japan und Nordchina. Laut Julius Kühn-Institut wurde er vor mehr als 100 Jahren in die USA eingeschleppt. In den 1970er-Jahren tauchte der Japankäfer erstmals in Europa auf, auf den Azoren. 2014 wurde er in Italien nachgewiesen.
Der Japankäfer verbreitet sich als "blinder Passagier", zum Beispiel in Pflanzen, Rollrasen und Erde, über weite Distanzen. Das Risiko, den Käfer einzuschleppen, gilt deshalb vor allem im Waren-, aber auch im Reiseverkehr auf Hauptverkehrsadern als hoch. Die amtlichen Funde in Freiburg und im nahen Basel zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit von Japankäfern in Baden-Württemberg zunimmt.
Was macht den Japankäfer zum Problem?
Der Japankäfer ist ein sehr gefräßiges Tier, das auch gerne in Gruppen über Pflanzen herfällt und sie kahl frisst. Das Julius Kühn-Institut (JKI), das Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, stuft ihn als "Käfer mit großem Appetit" ein. Wie das Landwirtschaftliche Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg in Karlsruhe mitteilt, kann ein Japankäfer pro Tag etwa 500 Meter weit fliegen. "Ein erwachsener Japankäfer lebt bis zu eineinhalb Monate", weiß Insektenkundler und Biologe Olaf Zimmermann, der als Insektenkundler am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg für die Insektenbestimmung zuständig ist. Pro Jahr hält das LZT Augustenberg eine natürliche Ausbreitung zwischen drei und mehr als zwanzig Kilometer für möglich. Dabei sorgen die Japankäfer für ausreichend Verstärkung: Ein Japankäfer-Weibchen legt im Laufe seines Lebens bis zu 60 Eier ab. Fehlen dem Japankäfer natürliche Feinde, kann er sich ungehindert ausbreiten.
Was fressen Japankäfer?
Auf dem Speiseplan des Japankäfers stehen Blätter, Blüten und Früchte von mehr als 300 verschiedenen Wirtspflanzen. Er fliegt zum Beispiel auf Apfelbäume, Steinobstbäume, Erdbeeren, Brombeeren, Spargel, Rhabarber, Garten- und Sojabohnen, Mais, Weinreben und Rosen. Auch Ahorn, Kastanie, Birke und Weide sind nicht vor ihm sicher.
Doch nicht nur die ausgewachsenen Käfer können verheerende Fraßschäden anrichten. Die Engerlinge - also die Larven - ernähren sich überwiegend von Graswurzeln. Treten sie in Massen auf, können sie ganze Wiesen und Weiden zerstören.
Was kann man gegen Japankäfer tun?
Urlauber und Geschäftsreisende sollten vor der Rückkehr aus Befallsgebieten Gepäck, Fahrzeug und Haustiere auf die grünschillernden, fingernagelgroßen Käfer hin absuchen, die sich mit feinen Haken an den Beinen leicht überall festklammern können. Sollten Sie also zum Beispiel am Lago Maggiore sein, achten Sie beim Packen gezielt darauf, dass Sie alles haben - außer Japankäfer.
Wie sieht der Japankäfer aus?
Erwachsene Japankäfer sehen so ähnlich aus wie heimische Gartenlaub-, Mai- oder Junikäfer, sind allerdings viel kleiner und nur rund einen Zentimeter groß. Der Japankäfer besitzt fünf weiße Haarbüschel an jeder Hinterleibsseite und zwei am Ende des Körpers. Das Halsschild schimmert auffällig grün-metallisch. Eine weitere Besonderheit: Wenn sich ein Feind nähert, spreizt der Japankäfer die Beine weit ab und verharrt in dieser Abwehrstellung.
Japankäfer nicht mit Rosenkäfer verwechseln
Auch der Gemeine Rosenkäfer, auch Goldglänzender Rosenkäfer, schillert metallisch grün bzw. golden. Deswegen könnte man ihn auf den ersten Blick mit dem Japankäfer verwechseln. Mit einer Größe von bis zu zwei Zentimetern ist er jedoch fast doppelt so groß wie ein Japankäfer. Der Rosenkäfer ist häufig Gast in unseren Gärten - und im Gegensatz zum Japankäfer kein Schädling. Die Larven laben sich auf dem Kompost. Auf dem Speiseplan der erwachsenen Tiere stehen Nektar und Pollen, süße Pflanzensäfte und reifes Obst. Doch weder ausgewachsen noch als Larve schädigt er Wurzeln oder Laub unserer Gartenpflanzen, betont der Bund Naturschutz (NABU).
Wann könnte man Japankäfer finden?
Wie das Landwirtschaftliche Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg mitteilt, verpuppen sich die Larven im Frühjahr. Im Mai und Juni schlüpfen die Japankäfer. Etwa von Mitte Mai bis in den September hinein können sie beobachtet werden. Ihre Hautpflugzeit findet von Mitte Juni bis Mitte Juli statt.
Japankäfer gesucht: Helfen Sie mit!
Das LTZ Augustenberg ruft dazu auf, bei der Überwachung zu helfen und nach Japankäfern Ausschau zu halten. "Es reicht aus, ab Mai aufmerksam zu sein. Japankäfer treten gerne zusammen auf und sammeln sich zum Beispiel an Rosenblüten. Das machen heimische Gartenlaubkäfer auch, aber deutlich seltener. Wenn kleine rotbraune Käfer in größerer Anzahl auftreten, ist das ein Alarmsignal, mal genauer hinzuschauen und ein Foto davon an den Pflanzenschutzdienst einzusenden", sagt Olaf Zimmermann und fast die eindeutigen Erkennungszeichen noch einmal zusammen: "Die weißen Haarbüschel, der grüne Brustschild und die rotbraunen Flügel sind sehr typisch. In der Sonne leuchten diese Haarbüschel richtig. Vor allem ist der Japankäfer mit etwa einem Zentimeter viel kleiner als der nur braun gefärbte Maikäfer mit seinen zwei bis drei Zentimetern."
Das Foto samt Fundort und -datum können Sie dem Pflanzenschutzdienst in Ihrem Bundesland schicken. Das Julius Kühn-Institut nennt hier Ansprechpartner.
Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Freising oder das LTZ Augustenberg können unter folgenden Mailadressen weiterhelfen und Meldungen weiterleiten:
- LfL in Freising: poststelle@LfL.bayern.de
- LTZ in Karlsruhe: pflanzenschutz-insekten@ltz.bwl.de
Quellen und weitere Infos:
- Informationen zur Verbreitung und Biologie des Japankäfers vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg
- Pressemitteilung zum ersten amtlichen Fund eines Japankäfers in Freiburg vom Regierungspräsidium Freiburg
- Informationen zur Biologie und Bekämpfung des Japankäfers vom Julius Kühn-Institut
Im Audio: Wissenswerte Geschichten rund um den Maikäfer
Dieser Artikel ist erstmals am 05.08.2021 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut aktualisiert.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
Dieser Artikel ist erstmals am 5.8.2021 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
"Hier ist Bayern": Der BR24-Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!