Seit dem 17. Jahrhundert haben Menschen die Rosskastanie aufgrund ihrer attraktiven Belaubung und Blüten in Parkanlagen, Gärten und Straßen in ganz Europa kultiviert – derzeit allerdings leidet das Erscheinungsbild der Bäume unter einem frühzeitigen Blattverlust. Schon Wochen vor dem kalendarischen Herbstbeginn hängen die Blätter nicht mehr an den Zweigen, sondern liegen verwelkt am Boden.
Gefräßige Larven zerstören die Kastanien-Blätter
Schuld daran ist Fachleuten zufolge die Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella), ein Kleinschmetterling, der seine Eier auf den Blattoberseiten von Kastanienbäumen ablegt. Aus den Eiern schlüpfen dann Larven, die sich in den Wochen darauf durch das Blattinnere fressen. Dadurch welken die Blätter des Baumes sehr schnell.
Durch das Absterben der Blätter werden die Bäume dann an der energieliefernden Photosynthese gehindert. Auf Dauer schwächt sie das und macht sie anfälliger für andere Belastungen. Nur weißblühende Rosskastanien (Aesculus hippocastanum) werden befallen, rotblühende der Art Aesculus carnea sind nicht betroffen.
Höhere Temperaturen lassen den Schädling immer früher aktiv werden
In milden Wintern überleben besonders viele Larven der Miniermotte. Diese hat sich seit 1989 ausgehend vom Balkan invasionsartig fast ganz Europa verbreitet, wohl begünstigt vom Klimawandel. In diesem Jahr sei der Befall mit Miniermotten aber extrem auffällig, erklärt Olaf Zimmermann, Insektenkundler am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg in Karlsruhe.
"Man hat das Gefühl, es ist in diesem Jahr noch schlimmer denn je. Ist es aber nicht", sagte dazu der Stadtnaturexperte Derk Ehlert der Deutschen Presse-Agentur. In diesem Jahr seien die Schädlinge aufgrund der Wärme in ihrer Entwicklung allerdings etwa zwei bis drei Wochen voraus.
Wenn dann noch Trockenheit dazukommt, bekommen die Kastanien Probleme: "Durch Trockenheit gestresste Bäume sind generell anfälliger für Schädlinge", erklärt Roland Mühlethaler vom Naturschutzbund (Nabu).
Den Bäumen zu helfen ist ganz einfach
Für die heimische Natur sei das Verschwinden einer solchen gebietsfremden Art aber eigentlich kein großer Verlust, erklärt der Nabu-Experte. Nicht nur wegen der Miniermotte, sondern generell sei das Anpflanzen einheimischer Bäume vorzuziehen.
Wer den Kastanien vorm Haus dennoch auf einfache Weise helfen will, kann das tun: durch sorgfältiges Wegsammeln und Entsorgen der Blätter. Damit werden die Larven in den Blättern entfernt, aus denen sonst neue Motten schlüpfen würde
Mit Informationen von DPA
Im Video: Wie geht es den Bäumen in Zeiten des Klimawandels?
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