Beispielsweise auf offenen Plätzen in Städten kann es schnell sehr heiß werden. Dabei gibt es eine einfache Möglichkeit, die Hitze zu reduzieren: Bäume. Wissenschaftler der TU München können die Kühlleistung eines Baumes jetzt genau berechnen.
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Starke Versiegelung bedeutet mehr Hitze
Dazu messen sie seine Höhe, den Durchmesser der Krone, die Dichte des Laubs und den Schattenwurf. Und Bäume liefern nicht nur Schatten, sie verdunsten auch Feuchtigkeit und tragen so zusätzlich zur Abkühlung bei. Insgesamt kommt Forstwissenschaftler Thomas Rötzer bei einem zwanzig Meter hohen, dichtbelaubten Baum auf eine Kühlleistung von bis zu 40.000 Kilowattstunden pro Jahr. Das entspricht Kosten von etwa 16.000 Euro, wenn dafür Klimaanlagen eingesetzt würden.
Doch in Städten [externer Link] prägen häufig kahle Straßen und Plätze ohne jeden Baum das Bild. Nürnberg und München gehören sogar zu den am stärksten versiegelten Städten in Deutschland. Und obwohl das Problem bekannt ist, werden in München mehr Bäume gefällt als neu gepflanzt. Der Bund Naturschutz spricht von einem Gesamtverlust von etwa 2.000 Bäumen pro Jahr in München.
Mehr Autos – weniger Bäume
Der Grund ist häufig Nachverdichtung. Befürchtet wird das etwa für den Münchner Stadtteil Moosach. Hier sollen bis zu 800 neue Wohnungen gebaut werden. Für die zusätzlich nötigen Parkplätze werden Tiefgaragen entstehen, denn auf der Straße ist kein Platz mehr, befürchtet Simone Linke, Professorin für Stadtplanung und Landschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf: "Häufig werden die Bäume gefällt für die Tiefgaragen. Ich kann auch schlecht hier wieder Bäume pflanzen auf Tiefgaragen."
Denn auf Tiefgaragen, so Linke, können Bäume nicht tief genug wurzeln, um groß und alt zu werden. Und auch das haben die TU-Wissenschaftler bei ihren Messungen bewiesen: Nur große Bäume liefern ausreichend Kühlung. Dafür müssen sie 30 oder 40 Jahre alt werden.
Bäume statt Parkplätze?
Ein parkendes Auto beansprucht je nach Berechnung 12 bis 20 Quadratmeter Fläche. Fläche, die zur Bepflanzung und als Lebensraum für die Stadtbewohner fehlt. Doch einzelne Versuche, Parkflächen abzuzweigen, um den Anwohnern mehr Raum und Grün zu verschaffen, stießen bisher teils auf Widerstand. Auch Projekte wie begrünte Innenhöfe, die die Stadt München finanziell fördert, sind eher selten.
Cornelia Leupold, Referat für Klima- und Umweltschutz der Stadt München, erklärt das so: "Die Leute wollen überall direkt vor die Haustür fahren können. Dieses Verhalten ist eigentlich kontraproduktiv für eine Stadtgesellschaft."
Verschärfung des Problems durch Entbürokratisierung?
Sorge macht Forschenden auch das Modernisierungsgesetz, das in Bayern ab 2025 Bürokratie abbauen soll. Im Gesetzesentwurf ist der Passus gestrichen, der bisher Städten und Gemeinden ermöglicht, die Versiegelung von Flächen zu verbieten. Das zuständige bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr hält die Angst vor einer Zunahme der Versiegelung für übertrieben.
Im neuen Gesetz gebe es dagegen ausreichend Regelungen. Simone Linke allerdings befürchtet, dass durch das neue Gesetz die Pflicht zur Begrünung wegfallen wird – und dass noch mehr Grünflächen in den Städten verloren gehen.
Im Video: Der Kampf um die Fläche - Wie sollen Städte lebenswert werden?
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