Ein Kinderschubkarren voll mit Herbstlaub  steht im Garten vor einer Schuppenwand
Bildrechte: BR / Ursula Klement
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Das Laub wird nicht in den Wertstoffhof gefahren

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Garteln ohne Wertstoffhof – Wie geht das?

Garteln ohne Wertstoffhof – Wie geht das?

Mähgut, Laub, Heckenschnitt: Ein Garten bietet genug Material, um mindestens alle zwei Wochen zum Wertstoffhof zu fahren. Wenn man mehr davon im Garten behalten würde, könnten viele profitieren: Kommunen, die Natur und der eigene Geldbeutel.

Über dieses Thema berichtet: BR-Heimatspiegel am .

Der Garten ist ein Umschlagplatz: Viele Gärtner kaufen jedes Jahr aufs Neue Pflanzen und Dünger. Und wenn die Pflanzen wachsen, fahren sie alles, was zuviel ist - also das Gras, die verdorrten Stauden, den Heckenschnitt - auf den Wertstoffhof. Doch es geht auch anders: Man kann versuchen, in Kreisläufen zu wirtschaften, und dabei die Pflanzenreste selbst nutzen.

Im Garten keine Heckenschneide- und Laubkehr-Pflicht

Die Grüngut-Abfuhr ist eines der Lieblingsthemen der Gartenbuch-Autorin Sigrid Tinz. "Was mir manchmal im Gespräch auffällt: Viele Leute denken fast, es gäbe ein Gesetz, das Laub wegzumachen." Dabei gibt es weder ein Laubentferne-Gesetz noch eine Heckenschneidepflicht ab dem 1. Oktober, so Sigrid Tinz. Vom 1. Oktober bis Ende Februar dürfen Hecken geschnitten werden – aber sie dürfen auch weiterwachsen. Ein Schnitt kann aber zum Beispiel nötig werden, wenn der Nachbar sich beschwert, dass sie auf sein Grundstück wächst.

Laub muss man nur dann entfernen, wenn es auf dem Gehweg oder auf der Straße die Verkehrssicherheit gefährdet. Außerdem empfiehlt es sich, große Laubmengen, die auf empfindliche Pflanzen fallen, abzutragen.

Laub ist nützlich

Das Laub, das man vom Gehweg oder sensiblen Blumen entfernt hat, kann man kompostieren oder man nimmt es als Winterschutz, indem man es zum Beispiel zwischen Pflanzkübel stopft. Oder man hüllt damit kälteempfindliche Pflanzen ein. Damit das Laub an Ort und Stelle bleibt, formt man einen Zylinder aus Maschendraht oder einen großen Jutesack, den man zum Beispiel über den Rosmarin oder die Feige stülpt.

Das Laub, das im Garten liegt, kann dort erst mal bleiben, so Sigrid Tinz. "Ich würde warten auf den nächsten Herbstwind, der pustet das dann oft selbst in irgendwelche Ecken zusammen." Diese Laub-Ecken sind dann ein optimales Winterquartier für Igel.

Kreislaufwirtschaft statt Materialschlacht

Fährt man Laub und Rasenschnitt auf den Wertstoffhof, fährt man damit auch Stickstoff, Kali und Phosphor weg, außerdem potenziellen Humus. Dabei sind das genau die Düngerstoffe, die man später wieder zukauft. Gerade Laub ist eigentlich ein besonderer Nährstofflieferant, denn es enthält Mineralien, die die Baumwurzeln aus der Tiefe heraufgeholt haben, "um sie dann für die anderen Pflanzen, die nicht so tief kommen, im Herbst auf die Erde regnen zu lassen". Deswegen sollte man das Laub wertschätzen und es einfach liegen lassen, so die Geoökologin Sigrid Tinz.

Für Einsteiger in die Kreislaufwirtschaft empfiehlt Sigrid Tinz, weiter hinten im Garten die verblühten Staudenstängel nicht abzuschneiden, sondern sie bis weit ins nächste Frühjahr stehenzulassen. Dann können sich Insekteneier, die dort abgelegt sind, entwickeln. "Wenn man mit einer Kleinigkeit anfängt, dann entwickelt sich das. Und man stellt mit der Zeit fest, dass der Garten lebendiger wird." Nimmt die Artenvielfalt im Garten zu, gibt es auch mehr Tiere, die zum Beispiel Totholz abbauen. So verschwinden die Reststoffe immer schneller. Wer weniger wegfährt, hat mehr Leben im Garten und weniger Arbeit.

Grüngut: Eine Belastung für die Gemeinden

Für die Gemeinden ist die Grüngut-Entsorgung eine kostspielige Pflichtaufgabe. Die 750-Einwohner-Gemeinde Röckingen im Landkreis Ansbach zahlt 10.000 Euro im Jahr allein für die Entsorgung der privaten Gartenabfälle. Mit den Entsorgungs-Gebühren nimmt Röckingen nur 2.500 Euro ein, die Gartenabfälle bleiben für die Gemeinde ein Minusgeschäft. Bürgermeister Martin Schachner appelliert an die Gartenbesitzer, "gegebenenfalls auch was zu behalten" und nicht alles wegzufahren.

Die Grüngutentsorgung ist auch für die Umwelt ein schlechtes Geschäft. Viele Bürger liefern mit dem Auto oder dem Bulldog an, kaum jemand mit dem Schubkarren. Und später müssen die Gartenabfälle mit dem Lastwagen 20 Kilometer weiter zum Entsorgen gefahren werden.

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