Misteln sind runde Gebilde, die sich bevorzugt an den Ästen von Laubbäumen wie Äpfeln, Pappeln, Weiden und Linden bilden. Im Winter fallen die immergrünen Mistelballen mit ihren weiß-schimmernden Beeren besonders auf.
- Zum Hintergrund: Immer mehr Misteln: Gefahr für Streuobstwiesen
Schaden Misteln den Bäumen?
Die Mistel gehört zu den sogenannten Halbschmarotzern. Das heißt, dass sie zwar selbst Photosynthese betreibt, ihrem Wirtsbaum aber Wasser und Nährstoffe entzieht. Dazu bohrt sie sich mit speziellen Senkerwurzeln in die Wasserleitungen der Bäume. Misteln sind so fest mit den Ästen verbunden, dass man sie nur durch das Absägen des Astes entfernen kann.
Jeder Ast, der eine Mistel trägt, leidet. Vor allem bei Obstbäumen fällt dem Gärtner das Schmarotzertum auf, denn die besetzten Äste werden kaum dicker und bilden wenig Früchte. Wachsen allzu viele Misteln auf einem Baum, können diese dem Baum erheblich schaden.
Misteln - einst göttliches Zeichen
Für die Griechen, Kelten und Germanen war die Mistel ein Zeichen der Götter, da sie zwischen Himmel und Erde wächst. Weiß gekleidete keltische Druiden stiegen hoch in die Baumkronen und schnitten die Misteln mit einer goldenen Siche, berichtet der römische Gelehrte Plinius der Ältere in seiner Naturgeschichte. Glaubt man Plinius, war die Mistel damals wohl eher selten zu finden. Davon kann heute jedoch keine Rede mehr sein.
Die Legende von Frigg und der Mistel
Die Mistel hat in vielen Kulturen eine besondere Bedeutung, besonders in der nordischen Mythologie. Eine der bekanntesten Legenden betrifft die Göttin Frigg (oder auch Frigga), die Mutter von Baldur, Gott des Lichts und des Frühlings. Frigg liebte ihren Sohn über alles und wollte ihn vor allen Gefahren bewahren. Sie ließ alle Lebewesen dieser Erde - aslo auch Pflanzen - schwören, ihrem Sohn keinen Schaden zuzufügen. Doch sie übersah die Mistel.
Loki, der Gott des Unheils, erkannte dies, fertigte einen Pfeil aus Mistelholz und ließ damit Baldur töten. Friggs Tränen der Trauer drangen in die Beeren der Misteln, wodurch sie ihren Sohn von den Toten zurückholen konnte. Sie küsste vor Glück jeden, der unter den Misteln entlang ging. Die Misteln versprachen ihr, niemandem mehr zu schaden. Diese Legende gilt als Ursprung des Brauchs, die Mistel als Symbol der Liebe und des Friedens zu verehren.
Was bedeutet der Mistelzweig in der Weihnachtszeit?
In vielen westlichen Kulturen ist es seit Jahrhunderten Tradition, sich unter einem Mistelzweig zu küssen. Der Brauch wird oft als romantische Geste verstanden, hat aber tiefere kulturelle Wurzeln. Ursprünglich wurde der Kuss unter der Mistel als Zeichen der Versöhnung genutzt, besonders nach einem Streit oder Konflikt.
Heute ist dieser Brauch vor allem in der Adventszeit verbreitet. Zwei Menschen, die unter einem Mistelzweig stehen, dürfen sich küssen. Für jeden Kuss muss eine der Beeren von den Zweigen gepflückt werden. In England nannte man die Mistelbeeren daher auch "Kuss-Kugeln". Jeder Kuss unter der Mistel soll Glück und Liebe ins neue Jahr bringen. Die Pflanze wird so zu einem Symbol für Hoffnung, Harmonie und zärtlicher Verbundenheit.
Darf man Misteln abschneiden?
Wer seinem Glück auf die Sprünge helfen will, darf Misteln aus der Natur mitnehmen. Das erlaubt die sogenannte "Handstraußregelung", die im Bundesnaturschutzgesetz §39 Absatz 3 [externer Link] geregelt ist. Danach darf man sie "in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen und sich aneignen".
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