Der sogenannte meteorologische Sommer umfasst den Zeitraum 1. Juni bis 31. August. Mehr als zwei Drittel des Sommers liegen also bereits hinter uns. Bei der Frage, wie die Menschen das bisherige Sommerwetter bewerten, gibt es eine ganz klare Reaktion: Daumen nach unten! An den Temperaturen kann es nicht liegen, die lagen im Schnitt etwas über der Sommernorm. Die Sonnenscheinstunden seit dem 1. Juni sind sogar völlig im Einklang mit dem langjährigen Durchschnittswert. Schließlich die Regensumme: Die übertrifft mit durchschnittlichen 242 Liter/m² (aufsummiert bis zum 6. August) den langjährigen Durchschnittswert für den Zeitraum 1. Juni - 6. August um gerade mal sieben Prozent.
2024 besonders häufig Regen im Sommer
Woran liegt also der schlechte Ruf dieses Sommers, wenn bei Temperaturen, Sonnenschein und Regenmenge offensichtlich alles im Lot zu sein scheint? Es ist nicht die Regenmenge, sondern die Anzahl der Tage, an denen Regen gefallen ist. Ungewöhnlich oft haben uns Dauerregen, Schauer oder Gewitter die Grillparty, den Besuch im Biergarten oder einen Ausflug ins Grüne vermasselt. Beispiel München: An den zurückliegenden 66 Tagen (Zeitraum 1. Juni bis 6. August) kam es in der Landeshauptstadt an 44 Tagen zu Regenfällen. Damit geht der Sommer 2024 in puncto Regenhäufigkeit – wenn er in seinen letzten Wochen nicht noch die Kurve kriegt – in die Annalen der regenreichsten Sommer der letzten Jahrzehnte ein.
Unten den Regenereignissen sticht in diesem Sommer ein Typus besonders hervor: das Gewitter. Immer wieder wurden die Regenfälle von Blitz und Donner begleitet. Mitunter gesellten sich extreme Starkregen, Sturmböen und großer Hagel hinzu. Entsprechend oft kam es zu amtlichen Unwetterwarnungen.
Zwei verschiedene Arten von Gewitterlagen
Für den Meteorologen gibt es dankbare und undankbare Gewitterwetterlagen. Solche, die das Gewitter rechtzeitig erkennen lassen, sind die, bei denen vom Atlantik Schlechtwetterfronten heranziehen. Sie ersetzen sehr warme Luftmassen durch kühlere Meeresluft. Diese sogenannten Kaltfronten sind lange Regenbänder, an denen sich besonders jeweils nachmittags und abends teils kräftige Gewitter bilden. Die sind dann im Regenradarbild als entlang der Front aufgereihte, wie an einer Perlschnur miteinander verbundene Gewitterzellen gut auszumachen – und deshalb auch gut vorherzusagen.
Von diesem prognostisch dankbaren Gewittertyp unterscheidet sich das lokale Gewitter. Es entsteht oft in schwül-warmer Luft fernab atlantischer Wetterfronten im Bereich geringer Luftdruckgegensätze. Die zugehörige Wetterlage wird von den Experten als "Barometrischer Sumpf" bezeichnet. Wetteraussichten dieser Art treiben jedem Meteorologen im Warndienst die Schweißtropfen auf die Stirn.
Lokale Gewitter besonders schwer vorherzusagen
Solche lokalen Gewitter sind in jeder Beziehung unberechenbar. Sie können sich in weniger als 30 Minuten aus einem kleinen harmlosen Schauer bilden, und 30 Minuten später zu einem Unwetter mutieren. Auch das beste Wetterprognosemodell vermag nicht vorherzusehen, wann und wo genau sie entstehen. Wenn wenigstens ihre Zugbahn geradlinig gezogen wäre, wie bei den Frontgewittern. Doch nein, sie ziehen oft irregulär und schlagen Haken wie ein Hase auf der Flucht. Bilden sich weitere Gewitter in der Umgebung, beobachtet man Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Gewittern: Ein starkes Gewitter vermag schwächere in der Umgebung in ihrer Zugbahn zu beeinflussen, sie zu schwächen oder gar aufzulösen. Und umgekehrt: In der Mitte schwacher Gewitter kann sich urplötzlich ein starkes Gewitter bilden.
Eine solche barometrische Sumpfwetterlage mit mehreren, teils unwetterträchtigen Gewittern sind der "Worst Case" des Vorsagemeteorologen. Einem prognostischen Waterloo entgeht man dann für gewöhnlich mit wasserdichten Formulierungen wie "im Laufe des Tages lokale, teils heftige Gewitter". Eine solche Formulierung ist natürlich wenig hilfreich bei der kurzfristigen Freizeitplanung. Die Wetterprognose-Apps mit ihrem Sonne-Wolken-Gewittersymbol ebenso.
Regenradarfilm als beste Vorhersagequelle
In dieser Situation empfiehlt sich – zumindest wenn bereits erste Gewitter entstanden sind - der Blick auf den aktuellen Regenradarfilm. Im Unterschied zu den amtlichen Prognosen und den Prognose-Icons der Wetterapps sieht man hier genau die aktuelle Gewitterposition, die Stärke des Regens und die Blitzhäufigkeit – und dank der zu einem Film verbunden Radarbilder auch die Verlagerung des Gewitters.
So vermag auch der Laie mit einiger Erfahrung abzuschätzen, ob das Unwetter seinen Badesee oder Biergarten anpeilt, oder ob man weiterhin schönsten Sonnenschein genießen darf.
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