Teilnehmer der jährlichen Hauptalmbegehung des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern wandern am 07.08.24 im Labergebiet.
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Teilnehmer der jährlichen Hauptalmbegehung des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern wandern am 07.08.24 im Labergebiet.

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Bund will Wolfsabschuss beschleunigen – Streit mit Bayern

Der Wolf als Gefahr für Almtiere: Das war heuer erneut Thema der traditionellen Hauptalmbegehung in Bayern. Bundesumweltministerin Lemke hatte ein Versprechen für die Almbauern dabei – doch ein Ende der Debatte ist nicht in Sicht.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

In Oberammergau fand an diesem Mittwoch die traditionelle bayerische Hauptalmbegehung statt – die Almbauern beschäftigt weiter der Umgang mit Wölfen. Zu den gut 500 Teilnehmenden gehörten neben Almbauern aus ganz Bayern zahlreiche Politiker und Politikerinnen wie Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner war dabei, genau wie Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (beide CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler).

Im Vorfeld hatte Lemke zugesagt, sich auf EU-Ebene für pragmatische Lösungen im Umgang mit dem Wolf einzusetzen. "Die Rückkehr des Wolfs stellt uns alle und insbesondere die Weidetierhaltung vor große Herausforderungen, auch hier in den Almlandschaften", sagte die Bundesumweltministerin vor der Hauptalmbegehung, bei der die Bauern ihre Sorgen unter anderem wegen der Wolfsrückkehr an die Politik herantragen. Sie nehme die Probleme der Betroffenen sehr ernst, betonte Lemke. Ein Schnellabschuss von gefährlichen Wölfen müsse möglich sein.

"Wolf oder Weidehaltung"

Ein Erhalt der Almwirtschaft mit ihrem Nutzen für Kulturlandschaft, Artenschutz und Tourismus sei nur mit einer Eindämmung des Wolfs möglich, hieß es von Teilnehmenden der Hauptalmbegehung. Der europäische Schutzstatus des Wolf müsse gesenkt werden. "Wolf oder Weidehaltung" sei die Frage, sagte Oberammergaus Bürgermeister Andreas Rödl.

Richard Mergner, der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern, kündigte an, den Bauern die Hand zu reichen. Vorrang hätten Herdenschutz und Behirtung. "Wölfe, die das überwinden", sollten aber auch geschossen werden können, so Mergner.

Lemke appelliert an EU-Kommission – und an Bayern

Bundesumweltministerin Lemke kündigte an, bei der EU-Kommission auf noch einfachere Genehmigungen für Schnellabschlüsse von Wölfen zu drängen. "Wir brauchen Klarheit, wie wir in den besonders betroffenen Gebieten mit hoher Wolfsdichte noch mehr Spielraum für passgenaue Lösungen bekommen." Sie verwies auch auf die nach ihren Vorschlägen von der Umweltministerkonferenz (UMK) beschlossene Regelung zu Schnellabschüssen von Wölfen, die trotz vorhandener Herdenschutzmaßnahmen wie Zäunen Nutztiere gerissen haben.

"Ich fordere die Bundesländer energisch auf, diese Schnellabschlussregelung zu nutzen", sagte Lemke. "Sie können das, Sie müssen es nur machen." Sie könne den "guten Erhaltungszustand" des Wolfs morgen nach Brüssel melden. "Dafür brauche ich die Zustimmung Bayerns. Das ist die Zustimmung, die fehlt mir seit mehreren Monaten."

Bayerische Minister contra Lemke: "Lenken Sie ein"

Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger entgegnete bei der Veranstaltung, es sei seines Wissens in Deutschland noch kein einziger Wolf auf Grundlage dieser Regelung geschossen worden. Grund der bisherigen bayerischen Nichtzustimmung zur Feststellung des guten Erhaltungszustands ist demnach, dass dieser nach bayerischen Angaben nicht für das ganze Bundesgebiet gelten soll, sondern nur für einige Bundesländer – ohne Bayern. 

"Lenken Sie ein", forderte die bayerische Agrarministerin Kaniber von Lemke. "Wir brauchen endlich eine Möglichkeit, ein Bestandsmanagement zu leisten, denn die Population der Wölfe in Deutschland und in Europa nimmt rasant zu." Kaniber berief sich auf Zahlen des Deutschen Jagdverbands, denen zufolge die Zahl der Wölfe in Deutschland jährlich um 40 Prozent wächst.

Auch Kombihaltung von Rindern war Thema

Der Landrat von Garmisch-Partenkirchen, Anton Speer, forderte derweil den Erhalt der Kombihaltung von Rindern. Ein Verbot der Anbindehaltung dürfe nicht die kleinen Bauern treffen, die ihr Vieh im Sommer auf die Weide schickten und im Winter im Stall hielten. Bei meterhohem Schnee sei ein Auslauf nicht möglich, so Speer. Die betreffende Novelle des Tierschutzgesetzes wird nach der Sommerpause im Bundestag behandelt.

Mit Informationen von dpa

Im Video: Hauptalmbegehung in Oberammergau

Hauptalmbegehung 2024 in Oberammergau
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Hauptalmbegehung 2024 in Oberammergau

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