Am 5. Februar setzte die Hitzewelle in der nördlichen Antarktis ein. Sie hielt bis zum 13. Februar an. An der argentinischen Forschungsstation Esperanza Base ganz im Norden der Antarktis wurden am 6. Februar 18,3 Grad Celsius gemessen. Damit war es an der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel etwa genauso warm wie in Los Angeles am gleichen Tag. Das ist seit 1961, dem Start der Temperaturaufzeichnungen, die höchste in der Antarktis jemals gemessene Temperatur. Der bisherige Temperaturrekord vom März 2015 lag bei 17,5 Grad.
Großflächige Schneeschmelze in der Antarktis
Satellitenbilder der NASA zeigen jetzt die Auswirkungen der Rekordhitze. Auf Eagle Island, einer Insel nicht weit entfernt von der Forschungsstation Esperanza Base, schmolzen allein am 6. Februar 30 Millimeter der Schneedecke ab. Im Zeitraum vom 6. bis zum 11. Februar waren es 106 Millimeter - das sind ungefähr 20 Prozent der saisonalen Schneeanhäufung. Außerdem bildeten sich Schmelzwasserseen. Laut Mauri Pelto, Glaziologe am Nichols College, wurde eine 1,5 Quadratkilometer große Schneedecke mit Schmelzwasser durchzogen.
"Ich habe noch nie gesehen, dass sich in der Antarktis so schnell Schmelzwasserseen bilden. Man sieht solche Ereignisse in Alaska und Grönland, üblicherweise jedoch nicht in der Antarktis." Mauri Pelto, Glaziologe, Nichols College
Hitzewellen in der Antarktis?
Die hohen Temperaturen Anfang Februar entstanden wohl durch mehrere Faktoren. Ein Hochdruckgebiet bei Kap Horn sorgte dafür, dass sich Hitze aufgestaut hat. Normalerweise sorgt die Westwindzone auf der Südhalbkugel dafür, dass die warme Luft nicht in die Antarktis gelangt. Die Westwinde waren zu dem Zeitpunkt aber sehr schwach, sodass die warme Luft weiter vordringen konnte als üblich. Die Temperatur der Meeresoberfläche war außerdem zwei bis drei Grad höher als gewöhnlich. Zusätzlich könnten trockene, warme Föhnwinde eine Rolle gespielt haben.
Klimawandel am Südpol
Süd- und Nordpol leiden unter dem Klimawandel. Im Januar 2019 kamen Forscher in einer Studie zu dem Ergebnis, dass das Eis in der Antarktis derzeit sechs Mal so schnell schmilzt wie in den 1980er-Jahren. Das kann für einen massiven Anstieg des Meeresspiegels sorgen. Die Hitzewelle im Februar in der Antarktis sei laut dem Gletscherforscher Mauri Pelto an sich nichts Außergewöhnliches. Außergewöhnlich sei, dass solche Ereignisse immer häufiger aufträten. Bereits im November 2019 und Januar 2020 ließen hohe Temperaturen das Eis in der Antarktis schmelzen.