Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat heute pünktlich um 13.50 Uhr unserer Zeit ihre Mission "Mars 2020" von Cape Caneveral im US-Bundesstaat Florida aus gestartet. Im Gepäck der Trägerrakete: Der Mars-Rover Perseverance. Selbst ein kleineres Erdbeben kurz vor dem Start brachte den Countdown nicht aus dem Konzept.
"A beautiful Lift-Off!" Live-Berichterstattung der NASA
Vor der NASA-Sonde liegt eine Reisezeit von einem halben Jahr: Perseverance soll am 18. Februar 2021 auf dem 480 Millionen Kilometer entfernten Planeten landen und dort vor allem der Frage nachgehen: Gab es jemals Leben auf dem Mars?
Marsmissionen haben derzeit Konjunktur: Vor einer Woche erst schickte China mit ihrer Mission "Tianwen-1" ("Fragen an den Himmel") einen Roboter zum Roten Planeten, kurz zuvor war schon ein Raumfahrzeug der Vereinigten Arabischen Emirate dorthin aufgebrochen. Der Grund ist sehr einfach: Der Mars ist nur alle zwei Jahre der Erde sehr nah - diesmal im Oktober 2020. Das verkürzt die Reisezeit zu unserem Nachbarplaneten enorm. Deshalb machen sich jetzt die Missionen fast gleichzeitig auf den Weg zu Mars.
Hätte der Start im derzeitigen Startfenster nicht geklappt, hätte die NASA Perseverance für gut zwei Jahre wieder einpacken müssen.
Neuester US-Mars-Rover: Kameras, Mikrofone und einen Hubschrauber
Noch nie war ein Mars-Rover mit mehr Technik ausgestattet als der US-Rover Perseverance ("Beharrlichkeit"): 23 Kameras sind an dem 1000 Kilogramm schweren Raumfahrzeug von der Größe eines Kleinwagens angebracht, die meisten sollen Farbbilder liefern. Weitere zwei Kameras sitzen an dem 1,8 Kilogramm schweren Helikopter Ingenuity ("Einfallsreichtum"), der im Bauch des Rovers mitreist. Zwei Mikrofone können den Sound der Landung bis auf die Erde senden und uns mithören lassen. Sein zwei Meter langer Roboterarm ähnelt zwar dem des NASA-Rovers Curiosity, der sich seit 2012 auf dem Mars befindet, kann aber kräftiger zugreifen und besitzt einen größeren Bohrer, um Gesteinsproben zu sammeln.
NASA-Chef: Marsmissionen kein Konkurrenzkampf
Trotz der vielen Marsmissionen sieht Jim Bridenstine, Chef der US-Raumfahrtbehörde NASA, darin keinen Konkurrenzkampf.
"Natürlich freuen wir uns über andere Missionen, die uns mehr Forschung bringen als je zuvor. Wir sind gespannt darauf, was sie entdecken werden." Jim Bridenstine, Chef der US-Raumfahrtbehörde NASA
Gesteinsproben vom Mars bis 2031 auf der Erde?
Die 43 Probenrohre, die sich an Bord des Raumfahrzeugs befinden und die vor der Mission akribisch von irdischen Mikroben befreit worden sind, sollen insgesamt ein halbes Kilo Material vom Boden des Roten Planeten aufsammeln. Die NASA hofft, eine nächste Mission 2026 starten zu können, um die Proben dort dann abzuholen. Diese könnten dann - laut NASA - bis frühestens 2031 auf der Erde sein.
Dünne Atmosphäre auf dem Mars - Problem für Helikopter
Mit dem mitgereisten Helikopter erhoffen sich die Wissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde, entferntere Regionen auf dem Mars für Astronauten oder sogar Roboter auskundschaften zu können. Aber noch ist nicht sicher, ob das klappt. Die extrem dünne Atmosphäre auf dem Mars macht es dem Fluggerät schwer, sich in der Luft zu halten. Einen Monat hat Projektleitern MiMi Aung Zeit, um so viele Testflüge wie möglich zu starten. "Das ist so ein Moment wie bei den Gebrüdern Wright", sagt die Wissenschaftlerin dazu. Denn nach den Testflügen muss sich der Mars-Rover wieder dringenderen Aufgaben wie der geologischen Untersuchung der Umgebung widmen.
Mars 2020 und der Nutzen für die Menschheit
Doch nicht nur die Gesteinsproben vom Planeten und der Helikopter sollen neue Erkenntnisse bringen. Der Mars-Rover hat auch ein Gerät von der Größe einer Autobatterie dabei. Es soll Kohlendioxid aus der Atmosphäre in Sauerstoff umwandeln, der essenziell für Raketenantriebe und Atemsysteme ist.
Ein anderes Instrument, das der Rover mit sich führt, ist ein spezielles Lasergerät. Es soll Steine beschießen und dadurch organische Moleküle und Mineralien identifizieren. Das Gerät trägt zugleich Materialstücke bei sich, mithilfe derer Raumanzüge getestet werden sollen.
US-Marsmission 2020: Die Mitbringsel von der Erde
Nicht nur vom Mars sollen einige Materialien zur Erde gebracht werden. Auch von der Erde werden einige Mitbringsel gen Mars geschickt: So sind zum Beispiel Siliziumchips mit an Bord des Perseverance, auf denen die Namen von fast 11 Millionen Menschen stehen, die sich dafür angemeldet hatten. Ebenso reist eine schmale Plakette mit, auf der Erde, Sonne und Mars zu sehen sind - wobei die Sonnenstrahlen die Botschaft "Gemeinsam erkunden" als Morsezeichen enthalten.
Sogar eine Tafel, die gegen die Corona-Pandemie kämpfende Mediziner ehrt, geht mit auf den langen Flug zum Roten Planeten. Die Corona-Pandemie hindert schließlich Hunderte von Wissenschaftlern und anderen Mitarbeitern daran, beim Start in Cape Canaveral live dabei zu sein.
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