Ein Helfer scheucht einige Schwäne und Enten in ein Gehege bei einer Tierseuchenübung. In Zusammenarbeit mit weiteren Kreisen probt der Ennepe-Ruhr-Kreis, was bei einem Ausbruch der Vogelgrippe zu tun wäre.
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Infektionen mit Vogelgrippe-Viren bei Menschen sind in Deutschland bisher nicht bekannt. Vögel sind eher gefährdet - hier bei einer Übung.

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Vogelgrippe: Kann sie auch zum Risiko für Menschen werden?

Die WHO hat vor einigen Tagen den ersten Todesfall eines mit dem Vogelgrippe-Virustyp H5N2 infizierten Menschen bestätigt. Das Infektionsrisiko für Menschen mit dem Virus gilt als gering. Was Sie trotzdem über die Vogelgrippe wissen sollten.

H5N1, das galt bislang als Synonym für den auch für den Menschen möglichen tödlichen Vogelgrippe-Virustyp. Jetzt aber kommt ein neuer Subtyp hinzu: Erstmals ist ein mit H5N2 infizierter Mensch gestorben. Gleichzeitig breitet sich der Virustyp H5N1 in den USA aus. Um es gleich vorweg zu sagen: Eine neue Pandemie steht uns aktuell nicht bevor. Trotzdem raten deutsche Gesundheitsinstitute in bestimmten Fällen zur Vorsicht.

Erster bestätigter Todesfall nach H5N2-Infektion - was ist passiert?

Bereits Ende April war ein 59-jähriger Mann in Mexiko-Stadt nach einer Infektion mit dem Vogelgrippevirus vom Typ H5N2 gestorben. Nach Angaben der WHO, die den Fall erst Ende Mai meldete, litt der Mann unter Fieber, Kurzatmigkeit, Durchfall und Schwindel, sei am 24. April ins Krankenhaus eingeliefert worden und dort noch am selben Tag verstorben.

Bei dem Tod handele es sich "um einen multifaktoriellen Tod, nicht um einen Tod, der auf H5N2 zurückzuführen ist", sagt WHO-Sprecher Christian Lindmeier. Nach Angaben des mexikanischen Gesundheitsministeriums hatte der 59-Jährige ein chronisches Nierenleiden, Diabetes Typ II und Bluthochdruck. Er sei routinemäßig auf Grippe und andere Viren getestet worden und dabei sei H5N2 nachgewiesen worden.

In Mexiko sind Infektionen mit dem Virustyp H5N2 bereits bei Geflügel aufgetreten. Die WHO stuft das Infektionsrisiko für Menschen aber als gering ein. Außerdem gilt der Subtyp H5N2 als weniger stark krankheitserregend als H5N1.

Was bedeutet die Ausbreitung des H5N1-Virus in den USA?

Seit Wochen breitet sich in Mexikos Nachbarland USA der Vogelgrippe-Virustyp H5N1 aus und hat dort unter anderem Milchviehherden befallen. Vereinzelt wurden dort auch Infektionen bei Menschen festgestellt. Übertragungen von Mensch zu Mensch wurden bisher aber nicht registriert.

Was ist die Vogelgrippe?

Die Vogelgrippe steht umgangssprachlich für eine Infektionskrankheit, die durch sogenannte Influenza-A-Viren ausgelöst wird. Ihr sogenannter natürlicher Reservoirwirt ist der wilde Wasservogel. Die Erkrankung betrifft in erster Linie Vögel. In der medizinischen Fachsprache heißt sie deshalb Aviäre Influenza (AI, von lateinisch: avis, Vogel).

In seltenen Fällen können Influenza-A-Viren Erkrankungen bei Menschen auslösen und werden dann laut Robert Koch-Institut (RKI) (externer Link) auch als zoonotische Influenza oder Vogelgrippe bezeichnet. Laut Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) (externer Link) gibt es zwei Varianten, die bei den Vogelgrippe-Viren auftreten können: wenig krankmachende und stark krankmachende Varianten. Die hochpathogenen Virusvarianten sind die eigentlichen Erreger der Klassischen Geflügelpest.

Mit H und N werden die beiden wichtigsten Eiweiße auf der Hülle des Influenzavirus, Hämagglutinin und Neuraminidase, abgekürzt. Es existieren unterschiedliche Ausprägungen davon, die von H1 bis H16 in Kombination mit N1 bis N9 durchnummeriert sind.

Wie können sich Menschen mit der Vogelgrippe infizieren?

Notwendig für eine Infektion mit Vogelgrippe-Viren ist laut RKI ein enger Kontakt zu erkranktem oder verendetem Geflügel. Bisherige Erfahrungen mit dem Virustyp H5N1 hätten gezeigt, dass vor allem Menschen mit engem Kontakt zu infiziertem Nutzgeflügel gefährdet seien, schreibt das RKI auf seiner Internetseite. Insgesamt sei das Risiko jedoch auch dann als sehr gering einzuschätzen, so das RKI.

Wie hoch ist die Infektionsgefahr in Deutschland?

Das FLI habe bisher in Deutschland weder bei Hausgeflügel noch bei gehaltenen Vögeln H5-Ausbrüche festgestellt, schreibt das Institut auf seiner Internetseite.

Das RKI schreibt zur allgemeinen Infektionsgefahr für Menschen mit Vogelgrippe-Viren: "Vermutlich müssen Menschen sehr große Virusmengen aufnehmen, um sich zu infizieren. Selbst bei einer Erkrankung wurden Vogelinfluenzaviren bislang aber fast nie bzw. bei A(H7N9) lediglich in Einzelfällen auf andere Menschen übertragen, so dass es bisher noch nicht zu einer fortgesetzten Mensch-zu-Mensch-Übertragung gekommen ist".

Welche Vogelgrippe-Viren haben bisher Infektionen beim Menschen ausgelöst?

Bekannt sind bisher insbesondere Infektionen durch die Subtypen H5N1 und H7N9, die beim Menschen zu Erkrankungen geführt haben. Allerdings sind die Fälle bei Menschen in Asien, Afrika und im Nahen Osten aufgetreten. In Deutschland ist bisher laut RKI kein Fall von aviärer Influenza bei Menschen bekannt geworden.

Welche Symptome treten bei Vogelgrippe auf?

Beim Menschen bekannte, durch eine Infektion mit Vogelgrippe-Viren auftretende Symptome sind: Fieber, Husten, Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall. Im weiteren Verlauf der Infektion entwickelt sich oft eine Lungenentzündung, die zu Lungenversagen und schließlich zum Tod führen kann.

Gibt es Impfstoffe gegen Vogelgrippe-Viren?

Impfstoffe gegen Vogelgrippe-Viren, insbesondere gegen den Virustyp H5N1 gibt es. Sie werden aber von der WHO (externer Link) wegen der wenigen Infektionsfälle nicht empfohlen.

Schutz vor Vogelgrippeviren - wie sollte man sich verhalten?

Das RKI empfiehlt, keine verendeten (Wild-) Vögel bzw. (Wild-)Tiere anzufassen. Wer verendete Tiere aus beruflichen Gründen anfassen muss, sollte adäquate Schutzmaßnahmen treffen wie zum Beispiel Schutzkleidung tragen.

Vogelgrippe in Zahlen

Seit 2003 wurden laut WHO (externer Link) weltweit über 2.600 humane Erkrankungen und 1.100 Todesfälle mit aviärer Influenza nachgewiesen. Die mit Abstand meisten Fälle werden im asiatisch-pazifischen Raum registriert. Die meisten Infektionen wurden bislang durch die Subtypen A(H7N9) und A(H5N1) verursacht, es wurden aber auch andere aviäre Influenzaviren beim Menschen nachgewiesen (unter anderem A(H5N6), A(H9N2)), gibt das RKI (externer Link) an.

Im Audio: In den USA sind Milchkühe an H5N1 erkrankt

Milchkuh in der Landschaft
Bildrechte: picture alliance / NurPhoto | Bryan Olin Dozier
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Experten sind überrascht, dass Rinder mit dem Vogelgrippe-Virus H5N1 infiziert sind.

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