Der Münchner Eisbach ist bekannt für seine Surfer-Welle und das Sommergefühl an seinen Ufern. Auch zum Baden wird der Kanal, der durch den Englischen Garten fließt, immer wieder genutzt. Doch eigentlich gilt im Eisbach Badeverbot. Und immer wieder geschehen Badeunfälle, wie am vergangenen Wochenende. Am Samstag verschwand ein junger Mann, nachdem er mit seinen Freunden an einer als lebensgefährlich markierten Stelle im Eisbach baden war. Noch immer wird der 26-jährige vermisst. Die Absuche im Gewässer mit Tauchern und Feuerwehr blieb erfolglos, so die Polizei. Was genau geschehen ist, ist bis heute unklar. Fest steht aber: Das Baden im Eisbach ist nicht erlaubt - und mit Gefahren verbunden.
Manche baden trotzdem, andere lieber nicht
Ben, Johanna und Marie sind nach der Schule direkt an den Eisbach gekommen, um sich abzukühlen. Bedenken haben sie trotz des Badeverbots nicht. "Ich kenne das Wasser, wie es sich verhält, also habe ich eigentlich keine Angst", meint Marie. Und Johanna ergänzt: "Man muss schon schlecht schwimmen können, wenn man da nicht wieder rauskommt. Wir können alle gut schwimmen." Andere sind weniger überzeugt vom Baden im Eisbach. Kseniia studiert in München und hält es für gefährlich: "Es ist nicht erlaubt."
DLRG erklärt Gründe für Eisbach-Badeverbot
Das Badeverbot im Eisbach hat gleich mehrere gute Gründe, erklärt Michael Förster von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft e.V., kurz DLRG. "Der Eisbach hat eine starke Strömung. Die Füße werden einem weggerissen. Er ist auch recht kalt. Und gerade durch den Temperaturunterschied - warme Luft draußen, kaltes Wasser drinnen - kann der Kreislauf belastet werden. Zum Beispiel durch einen Kälteschock, der den Körper lähmt", sagt der Rettungsschwimmer. Außerdem könne man nicht überall ohne weiteres wieder aus dem Wasser steigen. Oft sind die Ufer bewachsen oder zu hoch. Und: Immer wieder sind Wehre verbaut, also künstliche Fallstufen, die den Strom regulieren sollen. An diesen Stellen sei es nicht sehr tief. Dazu kämen Steine, Felsen und Betonplatten. "Man kann sich verletzen und wird geschwächt", so Michael Förster.
Gefahren beim Baden: Überschätzung und Gruppenzwang
"Gerade am Eisbach im Englischen Garten tummeln sich junge Leute und da sind vor allem die jungen Männer zwischen 20 und 30 Jahren eine echte Risikogruppe", sagt Förster. Denn viele würden sich überfordern. "Sie überschätzen sich und ihre Kräfte und unterschätzen die Gefahren von kaltem, reißendem Wasser." Generell könne bei jungen Menschen auch Gruppenzwang eine Rolle spielen. "Wenn zum Beispiel drei junge Mädchen miteinander im Eisbach beim Baden sind und die fassen sich an der Hand und springen ins Wasser - und später kommt dann heraus, dass eine von ihnen Nichtschwimmerin ist. Das ist auch schon passiert", sagt Förster mit seiner 25-jähriger Erfahrung.
DLRG zu Warnschild am Eisbach: "Da wäre schon noch Potenzial"
Das Badeverbot im Eisbach wird am Ufer nahe der Eisbachwelle mit einem Warnschild gekennzeichnet: "Baden verboten. Lebensgefahr." An sich müssten solche Schilder als Warnung genügen, findet der DLRG-Rettungsschwimmer. "Allerdings fällt mir auf, dass das Schild nur auf Deutsch ist und es sind auch viele Touristen hier, die das vielleicht nicht verstehen." Auch seien die Piktogramme unter der Aufschrift - ein Totenkopf und ein durchgestrichener Schwimmer - recht klein. "Da wäre schon noch Potenzial", findet Förster. An einer anderen Stelle im Englischen Garten erschweren Brennnesseln die Sicht auf einen Aushang mit den Hinweisen auf das geltende Badeverbot.
Warnschild überwuchert - erst kürzlich freigeschnitten
Rund um das Warnschild am Eisbach ragen frisch abgesägte Baumstümpfe aus der Wiese, auch Sägespäne sind zu sehen und ein paar Meter weiter liegen abgeschnittene Äste. Offenbar ist das Warnschild von Gestrüpp befreit worden. Dafür zuständig ist die Verwaltung des Englischen Gartens. Auf die Frage, ob das Warnschild erst nach dem Bekanntwerden des Vermisstenfalls freigeschnitten wurde, antwortet die zuständige Pressestelle der Bayerischen Schlösserverwaltung in einem schriftlichen Statement lediglich: "Die Verwaltung des Englischen Gartens prüft, wartet und pflegt die Beschilderung im gesamten Park regelmäßig, so auch die Warnschilder an den Wegen und Gewässern. Die Schilder werden in regelmäßigen Abständen instandgesetzt bzw. ersetzt, wenn sie beispielweise beschädigt sind."
Schlösserverwaltung: Man achte "stark auf Parkbeschilderung"
Außerdem heißt es in der Stellungnahme, dass man aktuell besonders stark darauf achte, die Parkbeschilderung freizuschneiden, "da die Bäume und Sträucher im Park aufgrund der hohen Niederschlagsmenge sehr schnell wachsen". Die letzte Sicherheitsbegehung der Warnschilder am Eisbach habe laut Bayerischer Schlösserverwaltung am vergangenen Mittwoch stattgefunden und damit vor Bekanntwerden des Vermisstenfalls. Aufgrund dieser Sicherheitsbegehung sei beschlossen worden, das betreffende Schild freizuschneiden, heißt es in der Stellungnahme. Wann das Gestrüpp dann tatsächlich entfernt wurde - vor oder nach dem Bekanntwerden des Vermisstenfalls - bleibt offen.
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