Das wohl schönste und angenehmste Geräusche für Katzenliebhaber ist das Schnurren ihrer Samtpföter. Die kleinen Tiere zeigen damit, dass sie rundum zufrieden sind und sich sicher und geborgen fühlen. Es ist also klar, warum sie schnurren. Unklar ist aber, wie sie das tiefe Wohlgeräusch zwischen 20 und 30 Hertz erzeugen können. Das wirft wissenschaftliche Fragen auf, die Erklärungen waren lange Zeit umstritten.
Hypothese der Muskelkontraktion beim Schnurren
Bereits in den 1970er-Jahren beschäftigten sich Forschende mit dem Schnurren der Katzen. Damals entwickelten sie die Hypothese, dass Hauskatzen ihre Kehlkopfmuskeln etwa 30 Mal pro Sekunde aktiv zusammenziehen und entspannen, um den tiefen Ton zu erzeugen. Diese Vermutung beruhte auf Messungen im Kehlkopf, bei denen die elektrische Aktivität erfasst wurde. Außerdem gab es noch einige weitere Hypothesen, die aber alle widerlegt wurden. Deshalb galt bis heute die Muskelkontraktion als wahrscheinlichste Ursache für das Schnurren.
Aktuelle Studie erklärt das Katzen-Schnurren anders
Eine Studie Wiener Biologen, die am 3. Oktober 2023 im Fachjournal Current Biology veröffentlicht wurde, kommt nun zu einem anderen Ergebnis. Die Tiere müssen ihre Kehlkopfmuskeln gar nicht zusammenziehen und entspannen. Sie erzeugen den tiefen Ton wie auch alle anderen Töne - das Miauen und Zischen - ganz banal mit ihren Stimmbändern. Der Trick dabei: In den Stimmbändern befinden sich kleine Polster: eine Ansammlung von elastischem und faserigem Gewebe. Diese Polster erhöhen offenbar die Dichte der Stimmbänder, sodass sie langsamer schwingen. So können sogar junge Katzen Töne mit niedriger Frequenz erzeugen.
Tests mit Kehlkopfproben verstorbener Katzen
Um das herauszufinden, untersuchten Hauptautor Christian Herbst und sein Team vom Institut für Verhaltens- und Kognitionsbiologie in Wien die Kehlköpfe von acht Hauskatzen. Die Tiere waren aus gesundheitlichen Gründen eingeschläfert worden. Die Forschenden klemmten die entnommenen Stimmbänder zusammen und pumpten warme, befeuchtete Luft durch sie hindurch. Es kam auf diese Weise auch posthum noch ein Schnurren zustande - ohne dass sich Muskeln zusammenziehen und entspannen mussten. Des Rätsels Lösung scheint also gelüftet: Das Schnurren ist dank der zirka vier Millimeter dicken Gewebspolster möglich. Ihre Existenz war schon länger bekannt, ihre Funktion aber bislang unklar.
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