Krebspatientin schaut aus dem Fenster.
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Rund drei Prozent der Krebspatienten sind bei der Diagnose zwischen 15 und 39 Jahre alt. Das CCCM bietet ihnen viele Unterstützungsangebote an.

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Diesjähriger Weltkrebstag: Junge Menschen mit Krebs im Fokus

Diesjähriger Weltkrebstag: Junge Menschen mit Krebs im Fokus

Etwa 485.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an Krebs, rund 15.600 von ihnen sind zwischen 15 und 39 Jahre alt. Ihre Behandlung ist für Ärzte und Betroffene eine besondere Herausforderung. Was eine Krebsdiagnose für junge Menschen heißt.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

Die Diagnose "Krebs" ist für jeden erst einmal ein Schock. Für junge Menschen jedoch ist sie meist ein besonders harter Schicksalsschlag. Schule, Ausbildung, Berufseinstieg, Familienplanung – all das müssen junge Menschen im Alter zwischen 15 und 39 Jahren in der Regel bewältigen. Kommt dann noch eine Krebsdiagnose hinzu, stellt sie das vor besonders große Herausforderungen, "da sie ihre Zukunft neu planen müssen", wie Volker Heinemann, Direktor des Comprehensive Cancer Center München (CCCM) am LMU Klinikum, sagt. Das CCCM, das onkologische Spitzenzentrum des LMU Klinikums München und des TUM Universitätsklinikums, nimmt den diesjährigen Weltkrebstag zum Anlass, um über Behandlungs- und Unterstützungsangebote für junge Krebspatienten zu informieren.

Betroffene unterstützen andere Krebspatienten

Einer der jungen Krebspatienten, die sich für andere Erkrankte engagieren, ist Bastian. Mit Anfang 30 ist er an einem Sarkom, einem seltenen bösartigen Tumor, erkrankt. Er berichtet von Diskriminierungen durch die Krebsdiagnose, etwa bei der Berufsunfähigkeitsversicherung. Von ihr werden Patienten mit und auch nach dem Krebs in der Regel ausgeschlossen. Um andere Betroffene bei diesen und anderen Schwierigkeiten zu unterstützen, engagiert sich der junge Mann in verschiedenen Patienten-Initiativen.

Krebs: Psychoonkologische Betreuung bei jungen Patienten wichtig

Bastians Arbeit ist nur eines der Angebote für junge Krebspatienten. Das CCCM bietet seinen jungen Patienten aber noch viel mehr an. Eine psychoonkologische Betreuung etwa, die den Betroffenen helfen soll, nicht nur mit ihren durch die Erkrankung verursachten Schmerzen und der meist auftretenden Erschöpfung besser umgehen zu können. "Neben den körperlichen Belastungen durch die Krankheit und die Behandlung müssen sie sich mit Zukunftsängsten, sozialer Isolation und Veränderungen ihres Körperbildes auseinandersetzen", beschreibt Irene Teichert-von Lüttichau, Leiterin des Schwerpunktes Kinderhämatologie/Onkologie und Stammzelltransplantation an der Kinderklinik München Schwabing, die Probleme, unter denen junge Krebspatienten besonders leiden. Genau hier setzt die psychoonkologische Betreuung der Patienten an.

Rückfallrisiko senken durch gesunde Ernährung und viel Bewegung

Im ganzheitlichen Angebot des CCCM beraten auch Ernährungswissenschaftler und Sportmediziner die jungen Patienten. Denn gerade bei jungen Menschen mit Krebs sei es besonders wichtig, auf gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung zu achten, sagen Experten.

"Durch einen gesunden Lebensstil können wir einen großen Beitrag dazu leisten, unsere Gesundheit zu schützen – und das Risiko zu minimieren, neu oder wieder an Krebs zu erkranken", sagt etwa Nicole Erickson, Ernährungswissenschaftlerin und Koordinatorin Gesundheitskompetenz am CCCM des LMU Klinikums. Dabei sollten pflanzliche Lebensmittel im Mittelpunkt stehen. Zu meiden seien hingegen rotes Fleisch wie Rind, Schwein und Lamm sowie Salami, Schinken und Speck. Außerdem gilt auch für junge Krebspatienten, auf das Gewicht zu achten. Denn Übergewicht und Adipositas erhöhten das Risiko für bestimmte Krebsarten, warnt die Ernährungswissenschaftlerin.

Martin Halle, Sportmediziner am TUM Klinikum, rät jungen Krebspatienten, zum Teil auch schon während ihrer Behandlung Sport zu treiben. Er warnt aber: Für Menschen unter Chemotherapie könne eine intensive Belastung allerdings zu viel sein, auch die Regeneration sei verlangsamt. Sie brauchen daher angepasste Konzepte. Halle empfiehlt, sich lieber nicht zu lang am Stück zu bewegen, dafür aber täglich, etwa zehn Minuten am Tag. Die Intensität sollte bei den kürzeren Bewegungseinheiten aber höher sein als bei Ausdauersportarten.

Ergänzende Behandlung bei Krebs mitunter gefährlich

Den Einsatz von Komplementärmedizin, also ergänzend zur sogenannten Schulmedizin eingesetzte Behandlungsmethoden, sehen Onkologen hingegen kritisch. "Der nicht abgestimmte Einsatz einer komplementären Behandlung könne zu einer Verminderung der Wirksamkeit der Tumortherapie oder der [...] unterstützenden Maßnahmen, zum Beispiel zur Bekämpfung der Nebenwirkungen führen", heißt es dazu in einer Zusammenfassung der entsprechenden Leitlinie (externer Link).

Was sich Betroffene wünschen? Einfach leben und arbeiten zu können, wie jeder andere auch, sagen die meisten der jungen Krebspatienten. "Jeder Mensch sollte die gleiche Chance haben, ein erfülltes Leben zu führen – unabhängig von einer Krebserkrankung", fasst es Bastian zusammen.

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