Berichte über eine starke Häufung von Atemwegserkrankungen bei Kindern hatten in den vergangenen Tagen in China und international Sorgen ausgelöst. In Chinas sozialen Medien kursierten Bilder von vollen Kinderkrankenhäusern. Aus Nordchina wurde über ein gehäuftes Auftreten von Lungenentzündungen bei Kindern berichtet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte daher in einem nach den internationalen Gesundheitsvorschriften üblichen Vorgang mehr Informationen von China zu der Häufung angefordert. Am Donnerstagabend gab die Organisation bereits Entwarnung: Den bereitgestellten Informationen zufolge gebe es keine ungewöhnlichen oder neuen Krankheitserreger.
Die Nationale Gesundheitskommission Chinas führt die Zunahme der Atemwegsinfektionen im Land auf die Verbreitung bekannter Erreger nach Aufhebung der Corona-Maßnahmen zurück. Auch in anderen Ländern wie Deutschland hatte es danach besonders starke Wellen von Erkältungskrankheiten gegeben.
Welle von Atemwegserkrankungen nach Ende der Corona-Restriktionen
China hatte während der Pandemie extrem strenge Restriktionen verhängt. Noch bis Anfang Dezember 2022 gab es eine Null-Covid-Strategie mit Lockdowns, täglichen Massentests, strengen Kontrollen, Kontaktverfolgung und Zwangsquarantäne. Nachholeffekte bei Corona und anderen Infektionskrankheiten können dort darum besonders heftig ausfallen.
Das bestätigt auch die Virologin Ulrike Protzer von der Technischen Universität München gegenüber dem Bayerischen Rundfunk: "Viele der saisonalen Atemwegserreger verursachen eine ein bis zwei Jahre anhaltende Immunität. Wenn man jetzt aber drei Jahre kaum Infekte hatte, ist man wieder für alles empfänglich. Deshalb kommt es dann zu vielen Infektionen, und damit auch zu vermehrten Lungenentzündungen. Denn einige Erreger - wie SARS-CoV-2, Influenza-, Metapneumo-, Adeno-, und Parainfluenzaviren oder auch RSV - können Pneumonien verursachen. Mit RSV hatten wir ja auch eine heftige Welle nach Aufheben der Corona-Maßnahmen."
"Keine neuen Erreger, keine besondere Gefahr"
In Berlin betonte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, für Deutschland sei keine Gefahr ersichtlich. "Zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass es sich um eine saisonale Häufung mit bekannten Erregern handelt, also keine neuen Erreger, keine besondere Gefahr, insbesondere auch keine Gefahr für Europa", sagte der SPD-Politiker am Freitag.
China hat nach dem Bekanntwerden von vermehrten Atemwegsinfektionen stärkere Vorbeugungsmaßnahmen in betroffenen Regionen angeordnet. Die Volksrepublik rechnet nach Regierungsangaben in diesem Winter und im kommenden Frühling mit einer parallelen Zirkulation verschiedener Atemwegserkrankungen. Dies beinhalte Covid-19, die Grippe und Infektionen mit dem Bakterium Mycoplasma pneumoniae.
Seit Oktober sei zunächst vor allem die Zahl der Grippefälle und Mykoplasmen-Infektionen gestiegen. Mykoplasmen sind Bakterien, die vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Lungenentzündungen verursachen können. An Grenzübergängen soll demnach die Körpertemperatur Einreisender kontrolliert werden. Auch soll in Schulen und Altenheimen mehr Kontrolle und Prävention erfolgen. Je nach Infektionslage sollen vor Ort entsprechende medizinische Ressourcen bereitgestellt werden. Die WHO forderte die Menschen in China auf, sich selbst und andere zu schützen: Maske tragen, bei Krankheit zu Hause bleiben und sich impfen lassen.
Mit Material von dpa und AFP
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