Der Nürnberger Christopher Street Day (CSD) war bunt und laut. Etwa 12.000 Menschen feierten das große Finale der diesjährigen Prideweeks und hatten sichtlich Spaß dabei. Doch bei aller Party ging es ihnen auch um ernste Themen. Noch immer seien queere Menschen in vielen Bereichen des Lebens nicht gleichberechtigt, sagte der Vorsitzende des veranstaltenden CSD-Vereins, Bastian Brauwer.
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Noch immer kein queerer Aktionsplan in Bayern
"Das 25. Jubiläum ist natürlich eine besondere Veranstaltung für uns", so Brauwer. "Der CSD ist in diesem Jahr besonders groß und besonders politisch. Es geht nicht nur um Party." So gebe es etwa noch immer keinen queeren Aktionsplan in Bayern - die Forderung nach einem solchen Plan war vor einem Jahr das Leitmotto des CSD. Bayern sei das einzige Bundesland, das keinen solchen Aktionsplan habe, hieß es. Dieser Plan soll die Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*, inter* und queeren Menschen fördern und Gewalt gegen diese Gruppen bekämpfen.
Anpassung des Abstammungsrechts gefordert
Eine weitere Forderung ist eine Änderung des deutschen Abstammungsrechts. Zwar dürften seit 2017 gleichgeschlechtliche Paare heiraten, jedoch seien etwa die Abstammungsregeln nicht angepasst worden. So gilt etwa nur die Frau, die ein Kind geboren hat, als Mutter. Die nicht leibliche Mutter und Ehefrau muss das Kind weiterhin als Stiefkind adoptieren, auch wenn sie mit der Mutter verheiratet ist.
Straßenfest für Gleichberechtigung
57 Fußgruppen und Trucks zogen bei der CSD-Parade durch Nürnberg. Die Route verlief vom Prinzregentenufer über den Rathenauplatz und den Hauptbahnhof quer durch die Innenstadt zum Kornmarkt. Dort will der veranstaltende CSD-Verein am Samstag und Sonntag bei einem großen Straßenfest Vielfalt feiern und für die Gleichberechtigung von queeren Menschen demonstrieren.
Wochenende begann mit Dyke*March der Frauen
Das Nürnberger CSD-Wochenende begann am Freitagabend mit einer Demonstration der frauenliebenden Frauen. Der Dyke*March zog vom Richard-Wagner-Platz zur Lorenzkirche. Idee des Dyke*March ist es, lesbische Sichtbarkeit zu erhöhen und dadurch das Leben für lesbische Frauen sicherer zu machen.
Wie wichtig die Forderung nach Sicherheit ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: 2023 hat sich die Zahl queerfeindlicher Straftaten laut Landeskriminalamt verdoppelt. Demnach gab es 190 Straftaten. 2022 waren es noch 96.
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