Die Fahnen alter und neuer EU-Mitglieder wehen vor dem Rathaus in der Altstadt von Prag.
Bildrechte: dpa-Bildfunk/epa CTK Masova
Audiobeitrag

Mit der Aufnahme von gleich zehn neuen Mitgliedern legte die EU vor 20 Jahren den Grundstein für den größten Binnenmarkt der Welt.

Audiobeitrag
>

20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie Oberpfälzer Firmen profitieren

20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie Oberpfälzer Firmen profitieren

Der 1. Mai 2004 war ein bedeutendes Datum für die EU-Osterweiterung. Seitdem ist es leichter, grenzüberschreitend zu arbeiten. Viele Tschechen arbeiten deshalb auch in Niederbayern und in der Oberpfalz. Betriebe in der Region profitieren davon.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Am 1. Mai vor 20 Jahren traten zehn Staaten der Europäischen Union (EU) bei. Zum Beispiel: Estland, Lettland, Litauen und Polen. Die Gemeinschaft wuchs allein an diesem Tag von 15 auf 25 Mitgliedsstaaten an. Es war die bislang größte EU-Erweiterung. Unter diesen zehn Staaten ist auch einer, der für Niederbayern und die Oberpfalz von besonderer Bedeutung ist: Die Tschechische Republik. Viele Tschechen arbeiten nämlich in der Oberpfalz. Ohne sie wären viele Betriebe in der Oberpfalz aufgeschmissen.

Spedition: Tschechische Fahrer retteten Betrieb

Ein Beispiel: die Spedition Dischner in Weiding im Landkreis Cham. Für Geschäftsführer Josef Dischner war die EU-Osterweiterung eigentlich die Rettung: "Sonst würde es uns heute nicht mehr geben, weil wir damals schon gemerkt haben, dass diesen Job im Transportgewerbe nicht jeder Deutsche gern macht." Während er kaum deutsche Lkw-Fahrer fand, standen nach der EU-Osterweiterung tschechische Fahrer Schlange um einen Job bei deutschen Unternehmen, erzählt er. Bei der Spedition Dischner kommen aktuell 90 Prozent der Mitarbeitenden aus Tschechien.

Gut ausgebildete Schweißer entschärfen Fachkräftemangel

Auch bei der Firma Metallbau-Schlosserei Reichhart im oberpfälzischen Falkenstein im Landkreis Cham sind Arbeitskräfte aus Tschechien unverzichtbar. In Deutschland gebe es wenige Schweißer, sagt Sprecherin Sonja Reichhart. In Tschechien hingegen sei das ein beliebter Beruf und die tschechischen Schweißer seien sehr talentiert. Seit etwa neun Jahren hat die Firma Tschechen angestellt. Es sei durch die EU-Osterweiterung sehr unkompliziert gewesen, sie in den Betrieb zu holen. Zwei Männer hatten sich damals initiativ beworben, es folgten dann weitere Angestellte aus Tschechien. Inzwischen kommt ein Viertel der Belegschaft aus dem Nachbarland.

Win-win-Situation für Oberpfälzer Firmen und Tschechen

Sonja Reichhart sagt, dass sich alle tschechischen Angestellten sehr gut entwickelt hätten und ihre Mentalität gut ins Team passe. Die Firma könne durch die EU-Osterweiterung ihren Bedarf an Fachkräften decken und auch die tschechischen Angestellten profitierten von den Jobs in Deutschland. Sie seien motiviert durch das höhere Gehalt, dass sie in Deutschland bekommen. In deren Lebenslauf würde sich eine Anstellung in Deutschland zudem gut machen. Sie seien dadurch in Tschechien sehr angesehen.

Immer weniger Tschechen wollen im Ausland arbeiten

Manche, die in Deutschland gut ausgebildet wurden und gearbeitet hatten, hätten deswegen auch eine Chance auf eine Führungsposition in Tschechien. Auf jeden Fall brächten sie Wissen in ihr Heimatland. Inzwischen sei es gar nicht mehr so einfach, dringend benötigte tschechische Arbeitskräfte zu bekommen, erklärt Georg Braun von der Firma Rollladen Braun in Weiding im Landkreis Cham. Früher hätten sich Tschechen von sich aus bei ihm beworben. Doch auch in Tschechien seien die Gehälter in den letzten Jahren gestiegen. Viele junge, gut ausgebildete Schreiner würden lieber in ihrem Heimatland arbeiten.

Weidener Firma: Tschechische Mitarbeiter sind Gewinn

Georg Braun ist trotzdem froh, dass immerhin drei seiner rund 80 Mitarbeiter aus Tschechien kommen. Das seien langjährige Mitarbeiter, mit denen er sehr zufrieden sei, die Freundschaften zu anderen Kollegen geschlossen hätten und die bei Aufträgen in Tschechien mit den Kunden kommunizieren können. So komme es immer wieder zu neuen Aufträgen im rund zehn Kilometer entfernten Nachbarland. Braun ist auch Kreishandwerksmeister im Landkreis Cham. Er betont, dass in vielen Handwerksbetrieben die tschechischen Angestellten als gleichwertig zu den Deutschen angesehen werden und selbstverständlich auch genauso bezahlt werden. Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer pendeln rund 13.500 Menschen aus Tschechien täglich zur Arbeit über die Grenze in die Oberpfalz.

Im Video: EU feiert 20 Jahre Osterweiterung

EU-Gebäude in Brüssel angestrahlt mit EU-Sternenflagge
Bildrechte: BR
Videobeitrag

EU feiert 20 Jahre Osterweiterung

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!