Es gibt viele Arten, nach Paris zu reisen: mit dem TGV, mit dem Nachtzug, mit dem Flugzeug. Vielleicht sogar mit einem Taxi, wie im Song von "Felix De Luxe". Wer Frankreichs Hauptstadt mit dem eigenen SUV besuchen will, muss ab sofort mächtig Geld hinlegen. Parken im Zentrum kostet mit einem solchen Fahrzeug jetzt dreimal so viel wie bisher: 18 Euro pro Stunde, 225 Euro für sechs Stunden.
Hohe SUV-Parkgebühren: Das gilt jetzt in Paris
Damit setzt die Pariser Stadtverwaltung das Ergebnis einer Bürgerbefragung um. Auch wenn damals nur wenige Menschen abstimmten: Eine knappe Mehrheit sprach sich dafür aus, das Parken für schwere Autos massiv zu verteuern.
Seit diesem Monat gelten die hohen Parkgebühren für Verbrenner- und Hybridmodelle ab 1,6 Tonnen sowie für Elektromodelle ab zwei Tonnen Gewicht. Einwohner von Paris, Handwerker oder Menschen mit Behinderung sind ausgenommen. Außerhalb des Zentrums liegen die Tarife etwas niedriger. Für private Parkhäuser gilt die Regelung nicht.
Die schweren Wagen sorgten für eine erhöhte Umweltverschmutzung, beanspruchten viel öffentlichen Raum und gefährdeten die Verkehrssicherheit, so argumentiert die Pariser Stadtverwaltung. In erster Linie zielt die Neuregelung auf SUV, deren Anteil am Straßenverkehr seit Jahren vielerorts steigt. Betroffen sind nicht nur Touristen (die ohnehin oft mit anderen Verkehrsmitteln unterwegs sind), sondern auch Menschen, die im Pariser Umland leben.
Bayern: Parkgebühren können nicht einfach erhöht werden
Er glaube nicht, dass dieses Parkgebühren-Modell eine Blaupause für Deutschland sei, sagte der CSU-Politiker Uwe Brandl, Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, nach der Pariser Bürgerbefragung. Das wäre "ein Frontalangriff gegen die individuelle Freiheit und das Verkehrsmittel Auto – in einer Situation, wo wir nicht in allen Kommunen einen funktionierenden ÖPNV haben".
Auf BR24-Anfrage betont der Städte- und Gemeindebund aber auch: "Eine ausgewogene Verkehrspolitik braucht vor allem gute Alternativen wie den Ausbau von ÖPNV und Radverkehr." Im Sinne des Klimas und der Lebensqualität vor Ort seien neue Regelungen zur Unterstützung der Verkehrswende dringend angezeigt.
Tatsächlich wäre eine Preiserhöhung à la Paris in Bayern Stand jetzt gar nicht möglich. Im Freistaat gelten festgelegte Höchstsätze: Die Parkgebühren dürfen je angefangene halbe Stunde höchstens 50 Cent betragen, in Gebieten "mit besonderem Parkdruck" maximal 1,30 Euro. Laut Bayerns Innenministerium ist das wichtig, damit die soziale Gerechtigkeit gewahrt bleibt.
München: "Insgesamt weniger Autos in unserer Innenstadt"
In der Landeshauptstadt München gibt es angesichts dieser Ausgangslage auch keine Erhöhungspläne. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) erklärte zuletzt, er halte höhere Parkgebühren für bestimmte Fahrzeugtypen nicht für zielführend. Auf diese Art würde sich nur der Ton zwischen den Verkehrsteilnehmern verschärfen. Sein Ziel für München sei, "dass insgesamt immer weniger Autos in unsere Innenstadt fahren". Dafür brauche es eine bessere S-Bahn.
Münchens Zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) hatte dagegen nach der Pariser Entscheidung im Februar gesagt: "Wenn man sich ein Auto für mehrere zehntausend Euro kaufen kann und damit mehr Platz verbraucht, kann man sich auch ein paar Euro mehr für Parkgebühren leisten." Das entlaste diejenigen, die sich kleinere oder gar keine Fahrzeuge leisten könnten.
Aktuell lässt das Münchner Mobilitätsreferat rechtlich prüfen, ob es nicht doch möglich ist, den Preis für das Parken anhand bestimmter Kriterien zu verändern: etwa anhand der Länge oder Größe des Fahrzeugs oder anhand der Menge an ausgestoßenen Schadstoffen.
Deutsche Umwelthilfe: "Die Menschen sind es leid"
In Paris sind die SUV-Parkgebühren Teil einer Verkehrswende. Für Autos gesperrte Fußgängerstraßen an der Seine, zusätzliche Radwege, weniger Parkplätze und Autofahrspuren, fast überall Tempo 30, kein Verleih von E-Scootern: Die Liste der Maßnahmen ist lang.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), eine Umweltschutz-Lobbyorganisation, sieht die Pariser Parkgebühren als Vorbild für ganz Deutschland. "Die Menschen sind es leid, dass immer größere und gefährlichere Monstertrucks durch ihre Stadt fahren und die Straßen verstopfen", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch der Deutschen Presse-Agentur.
Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (parteilos) hält die Forderung nach höheren Parkgebühren für schwere Autos dagegen für absurd. "In Deutschland ist das gar nicht möglich. Derartige Gebühren würden von Gerichten kassiert. Und nur für Auswärtige wie in Paris geht auch nicht", sagte Palmer.
Mit Informationen von dpa
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