Marianne Stenglein ist Jahrgang 1950 und wurde als Volunteer, als freiwillige, unbezahlte Helferin bei den Olympischen Spielen in Paris engagiert.
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Marianne Stenglein, Volunteer Olympia 2024

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74-jährige Augsburgerin als Volunteer bei Olympia in Paris

Bei den Olympischen Sommerspielen in Paris sorgen die Volunteers für einen reibungslosen Ablauf. Bei den freiwilligen Helfern auf der größten Sportveranstaltung der Welt dabei: eine Augsburgerin - im zarten Alter von 74 Jahren.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Marianne Stenglein ist ganz anders, als man sich eine freiwillige Helferin – kurz Volunteer – bei Olympia vorstellt. Die Augsburgerin ist Jahrgang 1950, also eine "alte Oma", wie sie lachend erzählt und somit sicher kein Teenager mehr, wie viele der anderen freiwilligen Olympia-Helfer.

Doch Marianne Stenglein hat etwas, was jede Volunteer unbedingt braucht und genau deshalb wurde sie vom Internationalen Olympischen Komitee IOC für die Spiele von Paris nominiert. "Ich gehe einfach gern auf Leute zu und mag es, wenn ich etwas gefragt werde", sagt sie. Man dürfe nicht unhöflich oder patzig sein, man müsse auf die Leute zugehen und freundlich sein. "Wobei das genau meinem Naturell entspricht: Ich stehe einfach nicht gern gelangweilt herum."

Anderthalb Jahre Wartezeit auf Olympia

Langeweile sei einfach nicht ihr Ding, erzählt die 74-Jährige, weshalb sie sich die schier endlose Wartezeit von der ersten Bewerbung bis zur letztlichen Olympia-Zusage mit Französisch-Sprachkursen an der VHS und privatem Englisch-Büffeln verkürzt hat: "Das waren jetzt über eineinhalb Jahre Wartezeit", erzählt die Augsburgerin. "Und ja, ich kenne einige, die haben sich beworben, sie haben es nicht bekommen. Und ich habe es jetzt bekommen und war natürlich happy."

Augsburgerin seit 30 Jahren bei Kanu-Events dabei

Qualifiziert hat sich Stenglein letztlich aber wohl nicht wegen ihrer guten Sprachkenntnisse, sondern wegen ihrer Erfahrung in der Organisation und Durchführung von Kanu-Großereignissen weltweit. Seit 30 Jahren ist sie ehrenamtlich bei den Kanu-Schwaben tätig, hat alles gemacht, vom Kaffee kochen über die der Sportler-Betreuung bis zur Presse-Referentin.

Für Augsburgs Vorzeigekanute und Medaillen-Kandidat in Paris, Sideris Tasiadis, ist sie daher einfach nur: "Wahnsinn - ein Volunteer-Urgestein." Und der vierfache Olympia-Teilnehmer weiß auch um die Bedeutung der freiwilligen Helferinnen: "Volunteers sind ein wichtiger Baustein für die Olympischen Spiele. Die brennen für Olympia und wollen einfach helfen, dass so ein riesengroßes Sportereignis zustande kommen kann."

Tasiadis steht in Paris vor seinen möglicherweise letzten Olympischen Spielen, für Stenglein sind es dagegen die ersten. Das überrascht nicht nur Olympiasiegerin Ricarda Funk, die Stenglein schon zu Welt- und Europameisterschaften auf der ganzen Welt begleitet hat, aber eben nicht zu Olympia: "Marianne ist irgendwie Tradition, Augsburger Kanu-Tradition, sie gehört dazu. Sie ist immer bereit mit ihrer Kamera, macht tolle Bilder, und ich glaube, wir sind alle irgendwie froh, dass wir solche Leute wie Marianne bei uns im Sport haben."

Olympia-Volunteer ist ein teurer Spaß

Für die sportbegeisterte Stenglein geht mit Olympia ein Lebenstraum in Erfüllung. Seit München 1972 brennt sie für die Spiele, deshalb gönnt sie sich jetzt auch den "teuren Spaß Paris". Denn bezahlt wird sie für ihre Tätigkeit im Nautic Stadium, rund 40 Kilometer vor den Toren der Stadt, nicht. Selbst die Unterkunft musste sie sich für gut einen Monat Olympia und Paralympics selbst suchen.

Doch sie hatte Glück – und Kontakte. Über die Deutsch-Französische Gesellschaft DFG in Augsburg und Schwaben hat die Rentnerin eine kostenlose Unterkunft im Stadtteil La Defense gefunden - sonst hätte sie es wohl nicht gemacht: "Ich will doch nicht, wenn ich schon freiwillig dort bin, einen Haufen Geld fürs Hotel bezahlen. Aber so ist es natürlich optimal."

Ein glückliches Rädchen im großen Motor

Und weil sie als Volunteer eben unbezahlt ist, wollte sie bei ihren Einsätzen auch nicht alle Anforderungen der Organisatoren erfüllen. "Manche Schichten waren unglücklich in der Früh. Um die Zeit kann ich ja gar nicht mit der Metro kommen", erzählt sie. Die seien dann verlegt worden. "Das war ganz gut", erzählt Marianne Stenglein von möglicherweise harten Verhandlungen mit den Olympia-Dienstplan-Machern und lächelt zufrieden.

Denn schließlich will die "alte Oma" – die übrigens wirklich schon Enkelkinder hat – sowohl von Paris, als auch von Olympia möglichst viel mitbekommen: "Ich fühle mich halt als ein Teil eines Motors, in dem jedes Rädchen laufen muss", sagt sie. Die Olympischen Spiele könnten nur mit den Menschen gelingen, die mit dabei sind und helfen. "Also die ganze Maschinerie funktioniert nur, wenn alles passt. Und da bin ich schon stolz darauf, dass ich ein Rädchen sein darf."

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