Es ist laut, stickig und dreckig. Der Keller einer 90-jährigen Frau sieht aus wie im Rohbau. Der Putz, die Gipswände und die Fliesen – alles muss abgeschlagen und herausgerissen werden. Das Hochwasser im schwäbischen Offingen, einer 4.500-Einwohner-Gemeinde, hat im Juni alles zerstört. "Man riecht es hier schon sehr stark. Es ist sehr feucht. Hier an der Wand sieht man, dass alles schon verschimmelt ist. Das muss auf jeden Fall alles raus", sagt Gunda Nehring aus Berlin.
"Aktivurlaub" für Helfer in Offingen
Nehring ist extra 600 Kilometer nach Offingen gefahren, um zu helfen. Seit dem Hochwasser im Ahrtal vor drei Jahren packt die Lehrerin immer wieder mit an, um Betroffene zu unterstützen. Dort lernte sie auch andere Helfer kennen, die jetzt gemeinsam mit ihr im Einsatz sind, wie zum Beispiel Sabine Schleyer aus Schweinfurt: "Ich bin jetzt schon platt, aber die Gemeinschaft baut einen immer wieder auf. Das gibt einem viel." Sie selbst bezeichnet ihren Einsatz als "Aktivurlaub".
Wer einen Eimer und Schaufel halten kann, kann helfen
Wände abschlagen, Estrich herausnehmen und Bauschutt ausräumen. Handwerklich begabt ist der ein oder andere zwar, aber gelernt habe das hier niemand, erklärt Helfer Christian Pfeiffer aus Gründau, der eigentlich in der IT arbeitet. "Man kann ja nichts kaputt machen, es ist ja alles schon kaputt. Man kann nichts falsch machen. In dem Moment, wo du es schaffst, einen Eimer und eine Schaufel zu halten, bist du hier genau richtig."
Immer noch nasse Wände
Eine Woche lang waren die rund zehn Helferinnen und Helfer damit beschäftigt, Kellerböden und -wände rückzubauen, die nach dem Hochwasser Anfang Juni mit Wasser vollgesogen waren. "Erst wenn der Estrich und die Fliesen herausgenommen werden, können die Wände trocknen. Nur so können Folgeschäden wie Schimmelpilz verhindert werden", sagt die ehrenamtliche Bauleiterin Gunda Mehring.
In den letzten Tagen wurde beispielsweise der Keller vom Feuerwehrhaus in Offingen zurückgebaut, aber auch eine Holzterrasse und eine Küche wurden abmontiert. Im Vorfeld hatte die Gemeinde das Hilfsangebot auf ihrem Social-Media-Kanal geteilt. Zusätzlich waren die Ehrenamtlichen von Haus zu Haus gegangen, um sich nach der jeweiligen Situation zu erkundigen.
Dankbarkeit ist der Lohn
Immer wieder kommen Nachbarn und bringen Kaffee oder eine Tüte vom Bäcker vorbei, laden zur Pool-Party oder zum Grill-Abend ein. Dankbarkeit – das ist der Lohn. "Ich finde das so toll, wenn die Helfer von überall herkommen. Ohne diese Helfer würden wir das, glaube ich, nicht schaffen", sagt Nachbarin Margit Degen, die das Glück hatte, nicht vom Hochwasser betroffen zu sein. Anders bei Renate Mader. Auch ihr Keller musste entkernt werden. Allein hätte die Rentnerin das nicht geschafft. "Die sind einfach gekommen und sind da gewesen. Die haben wirklich geschuftet."
Bürgermeister Thomas Wörz (SPD) ist dankbar für alle Helfer, die seit der Flut nach Offingen gekommen sind: "Kurz nach der Katastrophe hatten wir über 600 freiwillige Helfer aus ganz Deutschland da und das ist super", sagt Wörz. In Offingen können Betroffenen nach wie vor ihre Wäsche in der Mindelhalle in dem mobilen Waschsalon waschen. Die Gemeinde hat zudem eine kommunale Spendenaktion gestartet, bei der bereits 130.000 Euro zusammengekommen sind. "Da sind wir jetzt dabei auszuwerten, wo die Bedürftigkeit am größten ist", sagt Wörz.
Helfer ziehen weiter nach Babenhausen
Noch bis zum kommenden Sonntag (18. August) sind die freiwilligen Helfer im ebenfalls vom Hochwasser betroffenen Babenhausen im Unterallgäu unterwegs, um dort mit anzupacken und aufzuräumen. Genug zu tun gibt es dort auf jeden Fall. Für Gunda Nehring wird es sicher nicht der letzte Einsatz sein: "Es ist ein so positives Gefühl, was einem immer wieder Kraft gibt. Wenn man die Betroffenen sieht, die dann ein glückliches Lächeln im Gesicht haben, wenn wir denen geholfen haben. Wir geben denen ein Stück Hoffnung zurück."
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