Helfer bei der Krötenwanderung
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Amphibienwanderung: Heuer früher als sonst

Amphibienwanderung: Heuer früher als sonst

Wenn es nachts mindestens fünf Grad über Null hat, sind sie nicht mehr zu halten: Frösche und Kröten auf Liebestour. Für die Tiere gibt es viele Gefahren. Damit sie im Straßenverkehr nicht zu Tode kommen, sind etliche Ehrenamtliche unterwegs.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Für Doris Dorschner-Walleitner beginnt in diesen Tagen wieder eine besondere Zeit. Denn Kröten und Frösche wollen bald von ihren Winterquartieren auf dem Land zu ihren Wasser-Lebensräumen wandern. Dazwischen liegen stark befahrene Straßen. Die sind nicht nur im Münchner Osten bei Grasbrunn eine tödliche Barriere.

"Wenn die Tiere am Straßenrand sitzen und die Autos schnell vorbeifahren, dann zerreißt es innere Organe durch die Geschwindigkeit. Und wenn sie rübergehen, dann haben sie keine Chance!", erklärt die Vorsitzende der Ortsgruppe des Bund Naturschutz in Grasbrunn. Die Tiere passten von ihrer Geschwindigkeit nicht zum modernen Straßenverkehr.

Erdkröten und Grasfrösche: 20 Amphibienarten gehören zu Bayern

20 verschiedene Amphibienarten gehören in Bayern zur heimischen Natur. Aber Dorschner-Walleitner fand in den vergangenen Jahren vor allem Erdkröten, eine im Verhältnis noch eher häufige Art. "Grasfrösche gibt es nur ganz wenige und auch Springfrösche kommen nur selten vor." Diese Restbestände gelte es in ihrer Region zu sichern und am Leben zu halten, so die Amphibienschützerin.

Früher massenweise unterwegs, heute hoch bedroht

Frösche, Kröten und Molche gehören heutzutage einer hoch bedrohten Tiergruppe an, sagt auch Christian Köbele vom Landesverband für Amphibien- und Reptilienschutz in Bayern. Viele Arten stehen auf der Roten Liste.

Früher gab es riesige Mengen, ganze Straßen seien unpassierbar gewesen, so Köbele. "Und jetzt steht sogar schon der Grasfrosch auf der Vorwarnstufe der Roten Liste! Wir gehen davon aus, dass bei den Individuenzahlen wahrscheinlich in den letzten 50 Jahren, mindestens 50 Prozent, vielleicht sogar 80 Prozent der Individuen zurückgegangen sind."

Nicht nur Verkehr bedroht Amphibien

Dabei spielen Amphibien eine bedeutende Rolle im Ökosystem. Sie sind wichtige Nahrung für verschiedene Tierarten und fressen selbst Insekten, wie zum Beispiel Mücken. Dass sie so stark gefährdet sind, liegt aber nicht nur daran, dass sie zwischen zwei unterschiedlichen Lebensräumen hin- und herpendeln und Straßenverkehrsopfer werden.

Ihre Haut ist besonders durchlässig und das macht sie empfindlich gegenüber Pestiziden aus der Landwirtschaft: "Da haben wir das Problem, dass viele von den üblichen Spritzmitteln, die in der Landwirtschaft verwendet werden in der üblichen Anwendungs-Verdünnung, also so, wie sie auf das Feld gesprüht werden, für Amphibien schon tödlich sind oder sie sehr stark schädigen."

Noch dazu der Klimawandel

Und auch die fortschreitende Erderwärmung bedroht ihr Überleben. Gewässer, ohne die es keine Nachkommen gibt, trockenen immer öfter aus.

Damit zumindest im Münchner Osten demnächst Kaulquappen schlüpfen, haben die Ehrenamtlichen noch viele Stunden Arbeit vor sich.

Noch mehr Ehrenamtliche sind willkommen

Dorschner-Walleitner und weitere Helfer müssen noch 120 Meter Zaun entlang von Straßen aufstellen und dann über Wochen zweimal täglich die Tiere einsammeln und über die Straße tragen. Zeit, die die Vorsitzende vom Bund Naturschutz in Grasbrunn gern aufwendet. "Der Gegenwert ist das wunderbare Gefühl, etwas Wichtiges getan zu haben. Das haben viele Amphibienschützer, die lange dabei sind", sagt sie.

Wer dieses Gefühl erleben möchte, ist gern gesehen. Freiwillige Helfer, die den stark gefährdeten Tieren das Leben retten, werden fast überall in Bayern gesucht. Derzeit sind etwa 6.000 Ehrenamtliche im Freistaat für Frösche und Kröten im Einsatz.

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