Nach dem Eklat im Weißen Haus haben die europäischen Verbündeten dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei einem Krisengipfel in London den Rücken gestärkt. Der britische Premierminister Keir Starmer sagte nach dem Treffen am Sonntag, Großbritannien, Frankreich sowie eine Reihe anderer Länder wollten mit der Ukraine an einem Waffenruhe-Plan arbeiten (externer Link auf tagesschau.de).
Teilweise Waffenruhe - soll nicht Kämpfe am Boden betreffen
Nach Angaben von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wollen Paris und London eine einmonatige, teilweise Waffenruhe vorschlagen. Macron sagte der Zeitung "Le Figaro" (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt), er und Starmer würden an einer einmonatigen Waffenruhe in der Ukraine arbeiten, die "in der Luft, auf den Meeren und bei der Energieinfrastruktur" gelten solle. Laut Macron würde diese Waffenruhe zunächst nicht die Kämpfe am Boden betreffen.
Raum für diplomatische Lösungen
Der Vorteil eines solchen Konzepts liegt laut Macron darin, dass Verstöße gegen eine solche begrenzte Waffenruhe leichter zu überprüfen seien. Man dürfe nicht vergessen, dass die Frontlinie aktuell etwa der Entfernung zwischen Paris und Budapest entspräche. Eine solche Waffenruhe solle Raum für diplomatische Lösungen schaffen.
Macron macht deutlich, dass der auf dem Londoner Ukraine-Gipfeltreffen vorgeschlagene Plan, europäische Truppen auf ukrainischem Boden einzusetzen, erst dann infrage komme, wenn die Verhandlungen erfolgreich verlaufen seien und es zwischen der Ukraine und Russland einen stabilen Waffenstillstand gebe.
Starmer: Europa wird "Hauptlast" tragen
Starmer versicherte nach dem Treffen, auch bei der Sicherung eines möglichen Friedens in der Ukraine werde Europa die "Hauptlast" tragen. Um erfolgreich zu sein, müssten diese Bemühungen aber auch "von den USA stark unterstützt werden". Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) betonte, die Ukraine brauche weiter "auch die transatlantische Unterstützung".
Neben Großbritannien sind nach Angaben Starmers bisher Frankreich und die Ukraine offiziell dabei. Den anderen Ländern, die sich dazu bereit erklärt hätten, wolle er es selbst überlassen, sich zu äußern. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte am Abend im ZDF, auch Deutschland und ein osteuropäisches Land wie Polen sollten bei den Gesprächen vertreten sein. Laut Macron soll der Waffenruhe-Plan im Anschluss den USA vorgestellt werden.
Ob die USA die Ukraine weiter unterstützen werden, ist nach dem Eklat vom Freitag unklar: US-Präsident Donald Trump und sein Vizepräsident JD Vance warfen Selenskyj im Oval Office fehlende Dankbarkeit für die US-Militärhilfe und Respektlosigkeit vor. Trump drohte zugleich mit dem Ende der US-Unterstützung, sollte Selenskyj nicht einem "Deal" mit Russland zustimmen.
Von der Leyen mahnt Aufrüstung Europas an
Der Eklat im Oval Office löste bei den europäischen Verbündeten Bestürzung aus. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mahnte eine "dringende" Aufrüstung Europas an. Sie werde dazu beim EU-Sondergipfel am Donnerstag einen "umfassenden Plan" vorlegen, sagte von der Leyen in London.
Nato-Generalsekretär Mark Rutte sagte, Selenskyj sollte einen Weg finden, seine Beziehung zu Trump wiederherzustellen. Die Ukraine, die USA und Europa müssten zusammenhalten, damit in der Ukraine ein dauerhafter Frieden Einzug halten könne.
Selenskyj hatte nach dem Washingtoner Eklat die Bedeutung weiterer Unterstützung der USA für sein Land betont. "Es ist entscheidend für uns, die Unterstützung von Präsident Trump zu haben", erklärte Selenskyj. Er sagte zudem, weiter zur Unterzeichnung des Rohstoffabkommens mit den USA bereit zu sein.
Mit Informationen von AFP und dpa
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