Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte am Donnerstag in Nürnberg gute Nachrichten zu verkünden: Die Zahl der Verkehrstoten ist 2024 gesunken, ebenso die Zahl der Unfälle. Dafür gab es mehr tödliche Radunfälle. Die Ursache vieler Unfälle: Überhöhte Geschwindigkeit. "Nehmen Sie den Fuß vom Gas!", appellierte Herrmann deshalb eindringlich.
Nur während Corona gab es weniger Verkehrstote
Der Verkehrsunfallstatistik 2024 zufolge ist die Zahl der Verkehrstoten in Bayern im vergangenen Jahr auf 495 zurückgegangen. Das sei – abgesehen von den Corona-Jahren 2020 und 2021 – der niedrigste Stand seit Beginn der Unfallaufzeichnungen vor 70 Jahren. Auch die Zahl der Verkehrsunfälle sei demnach gesunken. Die meisten Menschen kämen bei Unfällen auf Landstraßen zu Tode. Bundesweit rechnet der ADAC ebenfalls mit etwas weniger Verkehrstoten im vergangenen Jahr: nämlich 2.760.
Innenminister in Sorge: Mehr tote Radler
Entgegen dem positiven Trend ist die Zahl der getöteten Fahrradfahrer mit 94 Fällen angestiegen. 2023 waren es noch 85 gewesen. "Das bereitet mir große Sorgen", so Herrmann. Knapp die Hälfte davon, nämlich 42, sei mit dem Pedelec unterwegs gewesen. "Wir werden weiterhin alles daransetzen, den Radverkehr in Bayern sicherer zu machen", so Herrmann.
Der Innenminister kündigte eine Reihe von Schwerpunktmaßnahmen für das Jahr 2025 an, die die Straßen im Freistaat sicherer machen sollen. Im Fokus stehe in diesem Zusammenhang die Sicherheit von fahrradfahrenden Kindern und Senioren. So ist für den kommenden Mai eine landesweite Schwerpunktaktion zur Radfahrsicherheit geplant.
Außerdem setzt der Innenminister auf eine bessere Rad-Infrastruktur. So sollen bis 2030 rund 1.500 Kilometer neue Radwege im Freistaat entstehen. Wichtig für die Sicherheit von Radfahrern seien unter anderem spezielle Fahrrad-Streifen der Bayerischen Polizei. Demnach seien derzeit mehr als 800 Polizistinnen und Polizisten auf Fahrrad-Streife.
ADFC fordert mehr Schutz vor großen Fahrzeugen
Auch der Vorsitzenden des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Bayern, Bernadette Felsch, machen die Zahlen große Sorgen: "Der Tag an dem die Unfallszahlen veröffentlicht werden, ist für uns jedes Jahr ein schwarzer Tag: Selbst wenn - wie in diesem Jahr - die Anzahl der Unfälle, bei denen Radfahrende verletzt wurden, etwas zurückgegangen ist: Die Zahl der Personen, die beim Radfahren ihr Leben verloren haben, ist jedes Jahr hoch - in diesem Jahr mit 94 sogar so hoch wie noch nie!", schreibt sie in einer Mitteilung. Felsch fordert den Ausbau eines sicheren Radwegenetzes und "den Schutz vor den immer größeren und schwereren motorisierten Fahrzeugen". Dass im Schnitt jede Woche ein bis zwei Menschen in Bayern das Radfahren mit dem Leben bezahlen, zeige wie dringend die Forderungen seien.
Der ADFC empfiehlt zudem allen Personen, die zum Beispiel nach längerer Fahrpause mit einem Pedelec wieder in den Verkehr starten, ein Fahrsicherheitstraining zu absolvieren. Würden doch die Zahlen zeigen, dass er Anteil der Getöteten bei älteren Personen signifikant höher war als bei anderen Altersgruppen.
Trotz Rückgang: Zu viele Tote und Verletzte
Insgesamt zeigte sich Joachim Herrmann mit den Zahlen zufrieden. Er sagte, der Rückgang der Verkehrstoten der vergangenen Jahre halte an. "Unser Programm 2030 ‚Bayern mobil – sicher ans Ziel‘ zeigt Wirkung." Gleichzeitig mahnte der Innenminister, 495 Verkehrstote und rund 62.000 Verletzte auf Bayerns Straßen seien immer noch "viel zu viel".
Mehr Unfälle unter Drogeneinfluss
Gestiegen ist im Jahr 2024 auch die Anzahl der Unfälle unter Drogeneinfluss: von 685 im Jahr 2023 auf 717 im vergangenen Jahr. Mehr als die Hälfte der Fahrer stand dem Unfallstatistik zufolge unter dem Einfluss von Cannabis. Herrmann kritisierte in diesem Zusammenhang die Teillegalisierung von Cannabis. "Die Folgen dieses absurden Gesetzes zeigen sich jetzt klar im Straßenverkehr."
Appell: "Nehmen Sie den Fuß vom Gas"
Insgesamt gab es in Bayern im vergangenen Jahr 381.063 Verkehrsunfälle (-2,0 Prozent). Herrmanns Appell an die Verkehrsteilnehmer: "Seien Sie Vorbild im Straßenverkehr, beachten Sie die Verkehrsregeln und nehmen Sie den Fuß vom Gas!" Denn einer der Hauptgründe für Verkehrsunfälle war auch im Jahr 2024 überhöhte Geschwindigkeit. Deshalb will Herrmann mit mehr Geschwindigkeitskontrollen verstärkt gegen Temposünder vorgehen. Auch gab es zahlreiche Unfälle, weil sich Verkehrsteilnehmer vom Handy ablenken ließen.
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