Die Kinder der Klasse 3b der Münchner Grundschule an der Infanteriestraße trainieren das Radfahren: Sie müssen sich durch einen Parcours aus Stangen und aufgemalten Pfeilen auf dem Schulhof schlängeln, um zu zeigen, dass sie sicher im Sattel sitzen. Das Training ist Teil der Ausbildung zum neuen Radlführerschein – den gibt es nach einer theoretischen und praktischen Prüfung in der vierten Klasse.
- Zum Artikel: Verkehrswacht: Viele Kinder können nicht Radfahren
Radlführerschein: Neues Design, neue Inhalte
Bayerns Kultusministerin Anna Stolz ist am Donnerstag persönlich in die Grundschule an der Infanteriestraße gekommen, um den Radlführerschein vorzustellen. Der Schein selbst hat ein neues Design bekommen. Wenn die Kinder die Übungen erfolgreich absolvieren, bekommen sie silberne und goldene Siegel eingeklebt. Und die Ausbildung bekommt neue Inhalte, auf die die Ministerin Wert legt.
Eltern müssen künftig mit einer Unterschrift im Führerschein bestätigen, dass sie mit ihren Kindern den Schulweg abgegangen sind und auf Gefahren hingewiesen haben. "Die Eltern sind für uns wichtige Erziehungspartner", so Stolz beim Termin in München. Und: Die Aussicht auf einen "echten Führerschein" soll die Kinder auch motivieren, sich bei den Übungen anzustrengen, so die Ministerin.
Schulen brauchen mehr Ressourcen fürs Training
Martina Wermuth, Sprecherin des Fahrradclubs ADFC für Familien und Mobilität, sagt: Es sei gut, dass in den Schulen das Radfahren geübt werde – aber die Schulen hätten im Moment zu wenig Ressourcen fürs Training. Es brauche dafür zusätzliche Lehrerstunden. Und der zentrale Punkt für die Sicherheit der Kinder sei der Schulweg: Die Kommunen, so Wermuth, müssten alle Handlungsspielräume ausschöpfen, um den Weg zur Schule für Kinder sicherer zu machen. Im Moment würden Autofahrer zu wenig Rücksicht auf Kinder nehmen, und die seien nun mal die Schwächsten im Straßenverkehr.
Tempo 30 – aber keine Kontrollen
Auch Sarah Michels, Elternvertreterin an der Grundschule an der Infanteriestraße, erzählt davon: Die Elternvertretung kämpfe seit Jahren um mehr Sicherheit auf dem Schulweg. Zwar sei das Tempo vor der Schule auf 30 Kilometer pro Stunde gesenkt – aber das werde nicht kontrolliert, und viel zu viele Autofahrer hielten sich nicht dran. Bis jetzt habe der Elternbeirat bei der Stadt vergeblich um Geschwindigkeitskontrollen gebeten.
"Es ist nicht leicht", so Michels, "wir werden verwiesen von Stelle zu Stelle." Auch andere Maßnahmen, etwa ein elektronisches Display mit Geschwindigkeitsanzeige, habe die Stadt bisher abgelehnt. Der neue Radlführerschein allein ist also höchstens ein Baustein auf dem Weg zu mehr Sicherheit auf dem Schulweg.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!