Ottilie Plank steht in einem Behandlungsraum der Notaufnahme des Nürnberger Nord-Klinikums.
Bildrechte: BR / Nicole Schmitt

Seit 50 Jahren arbeitet Ottilie Plank im Krankenhaus. Ihr Beruf macht ihr noch genauso viel Freude wie am ersten Tag.

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Arbeiten im Alter: Silver Worker am Klinikum Nürnberg

Reisen, Sport treiben, sich um Enkelkinder kümmern, den Garten genießen – das sind so die Vorstellungen, wenn die Rente naht. Manche allerdings entscheiden sich anders und stehen weiter im Beruf: als sogenannte Silver Worker.

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Ihr Einsatzort ist die Notaufnahme: Ottilie Plank, 65 Jahre alt. Ein paar Mal in der Woche arbeitet die Fachkrankenschwester für Notfallpflege hier am Nürnberger Nord-Klinikum. Obwohl sie seit vergangenem Jahr in Rente ist. "Ich bin immer gern arbeiten gegangen", erzählt die Seniorin. Vor allem habe ihr immer gut gefallen, dass sie mit Menschen zu tun habe – mit Patienten und Kollegen. Das möchte sie auch weiterhin.

Seit 50 Jahren arbeitet Ottilie Plank im Krankenhaus

Ein Leben ohne Krankenhaus kann sie sich kaum vorstellen. Seit 50 Jahren ist Ottilie Plank in der Pflegebranche tätig. Nach ihrer Krankenpflegeausbildung in Fürth kam sie 1981 ans Klinikum Nürnberg und ist bis heute dort geblieben. Lange arbeitete sie zu 90 Prozent in Teilzeit, davon etliche Jahre als stellvertretende Stationsleitung in der Notaufnahme.

Diese Leitungsfunktion hat sie mittlerweile abgegeben und darüber ist sie froh – auch wegen der zunehmenden Arbeitsverdichtung: "Es ist schon ganz schön fordernd und anstrengend gewesen. Man arbeitet hier in der Stellvertretung im normalen Schichtdienst, ist aber auch zuständig, wenn jemand ausfällt", erklärt Plank. Ersatz finden, Schichten umorganisieren, all das gehörte zu ihrer alltäglichen Arbeit dazu. Auf diesen Stress kann die 65-Jährige als Silver Worker gut und gern verzichten. Heute arbeitet Ottilie Plank am Empfang der Notaufnahme und in der Patientenkoordination. Ihre Stunden hat sie reduziert auf eine 40-Prozent-Teilzeitstelle. Für ihr Einkommen muss sie Steuern und Sozialabgaben abführen.

Silver Worker im Pflegebereich sind Einzelfälle

2.800 Menschen beschäftigt das Klinikum Nürnberg aktuell im Pflegedienst. Die Silver Worker sind hier Einzelfälle – auch weil die Arbeit in der Pflege in den meisten Fällen körperlich sehr fordernd ist. Seit die Hinzuverdienstgrenze bei der vorgezogenen Altersrente 2023 weggefallen ist, sind die bürokratischen Hürden jedoch nicht mehr so hoch, was das Arbeiten im Alter wiederum interessanter macht. Laut der Bundesagentur für Arbeit gab es Ende Juni 2023 in Deutschland 347.959 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 1.048.849 ausschließlich geringfügig Beschäftigte, die nach Erreichen der Regelaltersgrenze weiterhin berufstätig waren. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Freude am Beruf steht für viele ganz oben.

Arbeiten im Alter hält jung

Das bestätigt auch Martin Röttinger. Er ist Krankenpfleger in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Nach rund 40 Berufsjahren ging er in die Altersrente und stieg dann schnell wieder ein – als geringfügig Beschäftigter. Die Arbeit gebe ihm Struktur, sagt der 66-Jährige: "Es hält einfach jung. Mit zunehmendem Alter ist es schön, wenn man noch mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat."

Außerdem arbeitet Röttinger gern im Team: "Das macht einfach Spaß, mit anderen Leuten, anderen Berufsgruppen zusammenarbeiten. Das finde ich sehr spannend und ertragreich." Ein weiterer Grund für Martin Röttinger, als Silver Worker am Nürnberger Klinikum tätig zu sein, ist das monatliche steuerfreie Zusatzeinkommen als Minijobber von 538 Euro: "Ein Blick auf meinen Rentenbescheid hat dazu beigetragen, auch noch mal ein bisschen mehr zu arbeiten."

Silver Worker in der Pflege lösen den Fachkräftemangel nicht

Den Fachkräftemangel aber werden die Silver Worker nicht lösen, da ist sich Martin Röttinger sicher: "Das sehe ich äußerst kritisch, muss ich sagen. Ich finde, es sollte eine ganz individuelle Möglichkeit sein." Denn Röttgers Job sei, anders als die der meisten Beschäftigten in der Pflege, nicht körperlich anstrengend. Außerdem habe der 66-Jährige immer in Teilzeit gearbeitet, er habe also noch mehr Energie als jemand, der in der normalen Pflege in Vollzeit tätig gewesen ist.

Silver Worker sind oft sehr flexibel

Das sieht auch Uwe Stadelmeyer so, verantwortlicher Pflegedienstleiter für die zentralen Notaufnahmen und Intensivstationen am Nürnberger Klinikum: "Es ist sicherlich ein kleiner Beitrag, der geleistet wird für den Fachkräftemangel", sagt er. Bauen könne man darauf aber nicht. Positiv an den Silver Workern sei besonders ihre Flexibilität: "Wenn man einen Ausfall zu kompensieren hat, sind das diejenigen, die wirklich sehr flexibel sind und dann auch gern mal kurzfristig zum Dienst kommen."

Ein gutes Team zeichne sich dadurch aus, dass unterschiedliche Generationen gut miteinander arbeiten. So habe jede Altersklasse für sich Vorteile, die gewinnbringend eingebracht werden können. Bei den Silver Workern sei dies eindeutig die Berufserfahrung, gepaart mit Fachwissen und einer guten Portion Gelassenheit. Dies sei in einem Hochakut-Bereich wie der Notaufnahme von unschätzbarem Wert.

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