Jugendliche stehen um einen Tisch, wo ihnen eine metallene Gerätschaft
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Werkbank statt Freibad: Jugendliche im Feriencamp.

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Auf der Suche nach Azubis: Feriencamp in der Fertigungshalle

Fachkräfte fehlen in allen Bereichen – deshalb legen sich viele Firmen ins Zeug, um Nachwuchs zu gewinnen. In Grafenau verbringen Jugendliche ihr Feriencamp bei einer Firma: Werkbank statt Freibad.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Auf zwei Stellwänden im Werk 1 der Firma Greipl im niederbayerischen Grafenau ist schnell zu erkennen, womit die ganze Branche kämpft. Unter dem Schriftzug "Karriere Board" hängen Dutzende Stellenausschreibungen: Produktdesigner, Industriemechaniker, Elektroniker. Fachkräfte sind dringend gesucht. Deshalb sitzen - nur wenige Meter von den Stellwänden entfernt - Teenager in einem Raum und löten. Sie sollen für die Berufe begeistert werden.

Eine Ferienwoche im Betrieb

Die jungen Leute machen mit beim "Hightech live!-Camp". Das heißt: Sie opfern knapp eine Woche ihrer Ferien und verbringen die Zeit in einem Betrieb. Tagsüber arbeiten die acht Buben, danach spielen sie Minigolf oder Fußball, essen und übernachten gemeinsam in einer Unterkunft. Ein Erlebnis-Camp, von dem sich die Firma Greipl viel erhofft.

Sehen, wie andere arbeiten

Unter den Jugendlichen sind auch Benedikt Plinganser und Andreas Mühl. Sie sind beide 14, besuchen den M-Zweig der Mittelschule in Pfarrkirchen und Regen und wissen noch nicht genau, was sie beruflich mal machen wollen. "Maurer oder Metzger", könnte sich Benedikt vorstellen. Andreas findet den Beruf des Forstwirts interessant. Beide begeistern sich aber auch für Technik. Im Camp wollen sie herausfinden, ob sie diesem Interesse weiter nachgehen sollen.

"Da sieht man Metaller und Elektriker bei der Arbeit. Da sieht man gleich, was einem passt und was nicht", sagt Benedikt. "Ich will genau sehen, wie in der Firma gearbeitet wird", ergänzt Andreas. Und das wird er. Angeleitet von Azubis und Ausbildern bauen die Jugendlichen eine Bluetooth-Box. Sie bohren, feilen und verschrauben ein Gehäuse und bauen eine Festplatte.

Camp-Ehemalige zieht es zur Technik

Die Firma Greipl öffnet sich in diesem Jahr zum erste Mal für das Feriencamp. Ausbildungsleiterin Cordula Hartmann hofft, dass der eine oder die andere hängen bleibt. Denn die Zahlen stehen eigentlich dafür. 2019 hat die Bildungsinitiative "Technik - Zukunft in Bayern" eine Befragung unter ehemaligen Camp-Teilnehmern in ganz Bayern durchgeführt.

Von 771 Ehemaligen gaben 80 Prozent an, dass sie das Camp bei der Berufswahl maßgeblich weitergebracht habe. 61 Prozent sind demnach in einem naturwissenschaftlichen Beruf gelandet. Zahlen, die Hartmann gerne hört. Denn Nachwuchssuche sei "herausfordernd". Sie hat den Eindruck, dass kaufmännische und betriebswirtschaftliche Ausbildungsberufe bei Schülern, Eltern und Lehrern viel präsenter sind als technische.

Schüler und Eltern wissen zu wenig über Ausbildungen

Aktuell gibt es im Freistaat laut IHK noch 40.541 unbesetzte Lehrstellen im gesamten Ausbildungsmarkt. Damit kommen rein rechnerisch auf jeden unversorgten Bewerber 2,5 freie Lehrstellen. Besonders groß ist der Bedarf unter anderem in Metall- und Elektroberufen.

Angebote wie das Feriencamp sind wichtig, sagt Alexander Schreiner, Hauptgeschäftsführer der IHK Niederbayern. "Auch, um Jugendliche zum Beispiel für den Weg der dualen Ausbildung zu begeistern." Denn häufig sei bei Schülern und Eltern zu wenig über die Vielfalt der beruflichen Ausbildungswege bekannt.

Camp für Jugendliche kostenlos

Das Feriencamp wurde vor fast 25 Jahren gestartet. In jüngster Vergangenheit machen aber immer mehr Betriebe mit. Organisiert wird es vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft. In diesen Sommerferien beteiligen sich 16 Firmen. Das Camp ist für die Schüler kostenlos. Es wird finanziert von den bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbänden sowie dem bayerischen Wirtschaftsministerium.

Schüler im Feriencamp
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Schüler im Feriencamp

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