Pfarrer Martin Neidl telefoniert im Pfarrbüro.
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Pfarrer Martin Neidl engagiert sich gegen rechts - immer mehr Kirchenvertreter zeigen Haltung.

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Einsatz für Demokratie: Pfarrer bedroht und beleidigt

Einsatz für Demokratie: Pfarrer bedroht und beleidigt

Die Kirchen positionieren sich eindeutig: Rechtsextremes und demokratiefeindliches Gedankengut haben in den Kirchen keinen Platz. Wenn sich Pfarrerinnen und Pfarrer entsprechend engagieren, werden sie teilweise wüst bedroht und beschimpft.

Über dieses Thema berichtet: STATIONEN am .

Wenn Pfarrer Martin Neidl an die Zukunft seiner katholischen Pfarrgemeinde in Deggendorf denkt, sorgt er sich nicht nur um die vielen Kirchenaustritte. Ihn lässt auch die Entwicklung der politischen Landschaft nicht kalt: Dass die AfD immer stärker wird, Populismus zunimmt und die Konflikte in der Gesellschaft immer größer zu werden drohen, all das beschäftigt den katholischen Stadtpfarrer von Deggendorf.

In dem niederbayerischen Ort ist die AfD überdurchschnittlich stark. 20 Prozent hat sie hier bei der letzten Landtagswahl geholt, rund fünf Prozentpunkte mehr als bayernweit. Auch die AfD-Direktkandidatin Katrin Ebner-Steiner hat hier einen Spitzenwert erzielt.

Pfarrer kritisiert Definition der Nächstenliebe

Pfarrer Neidl sitzt vor einem Laptop und schaut einen Ausschnitt aus einer Wahlkampf-Rede von Ebner-Steiner an. Im Interview danach interpretiert sie Nächstenliebe so:

"Ich bin Mutter von vier Kindern und ich möchte, dass meine Kinder eine gute Zukunft haben und ich möchte, dass die anderen bayerischen Kinder eine gute Zukunft haben. Gerade wenn man Christ ist, heißt das, schau auf deinen Nächsten, liebe deinen Nächsten wie dich selbst und der Nächste ist erst mal meine Familie, mein Nachbar und dann sind‘s meine Landsleute." Katrin Ebner-Steiner, AfD-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag

Pfarrer Neidl hält diese Äußerung für sehr problematisch: "Sie macht eine ganz feine Unterscheidung. Sie sagt, die bayerischen Kinder, die sind Ziel der Nächstenliebe. Und das ist der große Fehler." In dem Moment, so Neidl, in dem man zwischen Menschen unterscheidet, sei das "ganz bösartig", sagt Neidl. "Weil sie natürlich was hineinfügt, was fast Dämonisches."

Bedroht und beleidigt

Neidl engagiert sich schon länger für die Demokratie. Er hat an Protesten gegen Rechtsextremismus teilgenommen und ist Mitglied der Initiative "Demokratie leben", bei der es um Projekte zur Demokratie-Stärkung geht. Die klare Abgrenzung der katholischen Bischöfe gegen die AfD findet er richtig. AfD-Politiker reagierten teils mit Beleidigungen gegen die Bischöfe. Für Pfarrer Neidl ein Indiz, dass die Oberhirten einen wunden Punkt erwischt hätten.

Auch die Nürnberger evangelische Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern kämpft schon lange gegen Rechtsextremismus – als Vorständin bei einem Nürnberger Aktionsbündnis und der Initiative "Frauen gegen Rechts". Regelmäßig schreiben ihr Menschen, die deshalb mit dem Kirchenaustritt drohen oder sie beleidigen. "Dann geht es ziemlich unter die Gürtellinie und Fantasien, was man da alles machen möchte", sagt Hann von Weyhern.

Landesbischof Kopp: "Wir müssen Flagge zeigen"

Die Regionalbischöfin ist deshalb froh, dass der neue Landesbischof Christian Kopp klare Haltung zeigt. Bei der Eröffnungsfeier der Frühjahrssynode positioniert er sich deutlich: "Wir sind mit unseren Grundwerten mit dieser Demokratie verbunden. Unsere Aufgabe ist jetzt definitiv, wir müssen jetzt Flagge zeigen, wir stehen für Freiheit und Gleichheit."

Bei ihrer Frühjahrssynode fasst das bayerische Kirchenparlament einen Beschluss: Eine AfD-Mitgliedschaft ist unvereinbar mit einem Kirchenamt. Menschenfeindliche oder völkisch-nationalistische Haltungen seien unvereinbar damit, Haupt- und Ehrenämter in Kirche und Diakonie zu übernehmen. Eine Entscheidung, die auf die anstehenden Kirchenvorstandswahlen im Herbst Einfluss haben wird. Christine Stradtner, Pfarrerin in Illesheim, fragt sich, welche Konsequenzen der Beschluss haben wird: "Weil ich von Thüringen weiß, dass es manchmal schwierig ist, Kirchenvorstände ohne AfD-Leute zu besetzen, ich glaube, wir müssen auf jeden Fall reden mit den Leuten."

Gemeinsame Position zu AfD-Mitgliedern in Kirchenämtern

Regionalbischöfin Hann von Weyhern ist über den klaren Beschluss sehr erleichtert: "Ich bin richtig glücklich über den Beschluss. Von überall kam der Wunsch, die dringende Bitte, lasst uns gemeinsam eine Position formulieren. Nicht jeder für sich." Nun ist die gemeinsame Position klar formuliert. Immer mehr Kirchenvertreter zeigen Haltung – für christliche Werte und die Demokratie.

Mehr zum Thema "Demokratie unter Druck - Wo stehen die Christen?" in STATIONEN in der ARD Mediathek.

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