Klimaschutzaktivisten haben am frühen Samstagmorgen den Münchner Flughafen lahmgelegt. Die Aktivisten waren in den inneren Bereich des Airport-Geländes eingedrungen. "Der Flughafen ist geschlossen aus Sicherheitsgründen, weil sich Klimaaktivisten auf den Rollbahnen festgeklebt haben", sagte ein Sprecher des Flughafens. Daraufhin wurde der Flugbetrieb aus Sicherheitsgründen zunächst komplett eingestellt.
Beide Start- und Landebahnen am Münchner Flughafen sind wieder freigegeben, bestätigte ein Sprecher der Bundespolizei dem BR. Der Flugbetrieb am Münchner Flughafen läuft inzwischen wieder; auf der Nordbahn ist bereits vor 7 Uhr wieder eine Maschine gestartet. Es wird aber laut Flughafensprecher Robert Wilhelm heute weiterhin zu Verzögerungen kommen. 60 Starts und Landungen mussten annulliert werden. Passagieren wird empfohlen, sich an ihre Airline zu wenden.
Klimaaktivisten klebten sich mit Betonmischung auf Rollbahn fest
In einer eigenen Pressemitteilung erklärte die "Letzte Generation", dass sich "insgesamt sechs Personen gegen 4.45 Uhr in Zweiergruppen an unterschiedlichen Stellen des Münchner Verkehrsflughafens 'Franz Josef Strauß' auf den Asphalt" setzten. Die Zufahrten beider Terminals seien dadurch blockiert worden. Die Aktivisten sollen wohl ein Loch in den Zaun geschnitten haben und so auf das Flughafengelände gelangt sein.
Auf Anfrage von BR24 bestätigt Carla Hinrichs, Pressesprecherin der "Letzten Generation", dass sich die Aktivsten mit einer Betonmischung auf dem Asphalt fest betoniert hatten. Zwar hatte die Gruppe Ende Januar angekündigt, in diesem Jahr andere Protestformen zu wählen – dies bezog sich allerdings auf Straßenblockaden. "Orte der fossilen Zerstörung" sollten hingegen verstärkt aufgesucht werden, hatte die Gruppe mitgeteilt und in diesem Zusammenhang auch ausdrücklich Flughäfen genannt.
Pünktlich zum Ferienbeginn: "Letzte Generation" will Reiseverkehr stören
Die Mitglieder der sogenannten "Letzten Generation" hatten nach eigenen Angaben geplant, auf das Gelände des Flughafens zu gelangen, um mindestens eine der beiden Start- und Landebahnen zu blockieren. Damit wollten sie den beginnenden Reiseverkehr zum Start der Pfingstferien stören.
Hintergrund der Protestaktion sei, dass der Flugverkehr knapp zehn Prozent der deutschen Verantwortung für die Erderhitzung ausmache. Die Flugbranche werde durch den Verzicht auf Kerosin- und Mehrwertsteuer vom Staat subventioniert, kritisierten die Aktivisten. Sie fordern ein entschiedeneres Durchgreifen der Politik angesichts des Klimawandels.
Flughafensprecher: Nur Landungen in München betroffen
Wie Flughafensprecher Robert Wilhelm erklärte, waren von der Protestaktion morgens ab 5.00 Uhr zunächst nur geplante Landungen in München betroffen, weil Starts erst ab 6.00 Uhr stattfinden dürften. In der ersten Betriebsstunde seien acht anfliegende Maschinen zu anderen Flughäfen umgeleitet worden.
Der Flughafen hatte am ersten Ferienwochenende zahlreiche Urlauber erwartet, insgesamt etwa 350.000 Passagiere waren von Freitag bis Sonntag angekündigt. Der Münchner Airport wollte in dieser Zeit, 2.860 Flüge abfertigen. Insgesamt seien in den Pfingstferien, der nach Ostern zweiten großen Reisewelle des Jahres, sieben Prozent mehr Flüge angemeldet worden als im Vorjahr, hatte der Flughafen vor dem Ferienstart mitgeteilt.
Polizei: Zehn Klimaaktivisten festgenommen
Inzwischen hat das zuständige Polizeipräsidium Oberbayern Nord Bilanz gezogen. Demnach seien insgesamt zehn Personen festgenommen worden, wobei bei zwei noch die genaue Tatbeteiligung geprüft wird. Ein Polizeisprecher erklärte auf BR-Anfrage, dass es sich bei diesen zwei Verdächtigen möglicherweise um Unterstützer handle, die die Aktivisten zum Flughafen gebracht haben könnten. Es werde derzeit aber noch überprüft, ob dies tatsächlich der Fall sei und wenn ja, ob dies juristisch als eine Art Beihilfe zu werten sei. Im Sicherheitsbereich des Flughafens seien die zwei Personen nicht gewesen.
Bei den acht Festgenommenen, die in den Sicherheitsbereich eindrangen bzw. es vorhatten, wird wegen verschiedener Straftaten ermittelt, u.a. wegen des Verdachts des Gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr, der Störung öffentlicher Betriebe sowie Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte. Bei zwei weiteren Festgenommenen wird noch eine Tatbeteiligung geprüft.
Politiker fordern harte Konsequenzen gegen radikale Klimaschützer
Politiker fordern nun konsequente Bestrafungen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) schrieb so zum Beispiel am Samstag auf der Plattform X (ehemals Twitter): "Solche kriminellen Aktionen gefährden den Flugverkehr und schaden dem Klimaschutz, weil sie nur Unverständnis und Wut hervorrufen." Sie verlangte: "Die Täter müssen konsequent verfolgt werden, die Schutzmaßnahmen am Flughafen überprüft werden."
Herrmann: Aktion der Klimaaktivisten ist "hirnlos"
Auch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat die Protestaktion von Klimaaktivisten am Münchner Flughafen scharf verurteilt. "Das war erneut eine absolut hirnlose Aktion der Klimachaoten. Mit solchen Blockaden in den Flugverkehr einzugreifen – und dies zu Beginn der Reisezeit – ist nicht nur rücksichtslos, sondern gefährdet potenziell das Leben vieler Menschen", heißt es in einer Stellungnahme des Ministers vom Samstag. Die Gefahren ebenso wie der wirtschaftliche Schaden seien den Aktivisten offenbar völlig egal. Polizei und Flughafen würden nun gemeinsam prüfen, ob die Sicherheitsmaßnahmen noch einmal verstärkt werden sollten.
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) kritisierte ebenfalls das Vorgehen der Klimaaktivisten. Er forderte, die Verursacher für den wirtschaftlichen Schaden zur Verantwortung zu ziehen. "Wer den Menschen den hart verdienten Urlaub verdirbt und andere Menschen in Gefahr bringt, braucht keine Vorträge über Moral halten."
Blockade des Frankenschnellwegs in Nürnberg
Auch in Nürnberg haben Klimaaktivisten der Letzten Generation und von Extinction Rebellion für Behinderungen gesorgt: Um die Mittagszeit hatten sie den Frankenschnellweg im Stadtgebiet blockiert, um unter anderem gegen dessen Ausbau zu protestieren. Angemeldet waren zunächst drei Protestaktionen während der Ampelphasen. Nach der dritten vereinbarten Blockade blieben rund 20 von den anwesenden 50 Protestierenden auf der mehrspurigen Straße sitzen, was schnell zu kilometerlangen Staus führte.
Im Gegensatz zu der Protestaktion am Münchner Flughafen hatten sich die Demonstranten allerdings nicht festgeklebt. Nach etwa einer halben Stunde hatten Polizisten die nicht genehmigte Blockade aufgelöst und die Aktivisten von der Straße getragen. Auf die Demonstranten kommen nun Anzeigen unter anderem wegen Verstößen gegen das Versammlungsrecht zu. Die Staus lösten sich bis zum frühen Nachmittag wieder auf.
Mit Informationen von dpa, Reuters und AFP
Im Video: Flughafen-Blockade und Staus zum Pfingstferienbeginn
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