Bei der Eröffnung am Samstag herrscht großer Andrang, zahlreiche Kunden reihen sich in der Schlange vor der Theke: Im neuen Ladengeschäft der "Veganen Fleischerei" im Augsburger Bauerntanzgäßchen finden sie pflanzliche Varianten bekannter Produkte wie Salami, Schnitzel oder Leberkäse.
Der Gründer des Dresdner Start-ups, Nils Steiger, erklärt: "Wir nutzen dasselbe Handwerkszeug wie Metzger, aber verarbeiten pflanzliche Zutaten." Die veganen Alternativen basieren auf Soja, Sonnenblumeneiweiß und anderen pflanzlichen Proteinen und werden laut Steiger in ähnlichen Prozessen hergestellt wie bei der konventionellen Fleischverarbeitung. Ziel sei es, dass die pflanzlichen Alternativen möglichst ähnlich schmecken wie die Fleischprodukte und auch denselben Biss haben.
Metzgermeister wagt den Test: Wie gut sind die Alternativen?
Auch Rainer Naumann, Metzgermeister aus Augsburg und gleichzeitig Obermeister der Fleischerinnung Augsburg war für uns bei der Eröffnung dabei und nahm die veganen Produkte kritisch unter die Lupe. Sein erster Blick fiel auf die pflanzliche Salami, bei der es nach seinem Empfinden "viel Fantasie" brauche, um das als Salami zu bezeichnen. Beim Probieren der veganen Lyoner hingegen war Naumann positiv überrascht: "Wenn man es nicht wüsste, könnte man denken, es sei eine normale Wurst. Das habt ihr gut hingekriegt." Auch die Currywurst fand Anklang, wobei Naumann anmerkt, dass die würzige Sauce zur Authentizität beiträgt. "Täuschend echt" sah der vegane warme Leberkäse aus, urteilte Naumann. Punktabzüge gab es aber bei der Konsistenz: "zu weich".
Augsburgs oberster Metzger zeigte sich am Ende bei vielen Produkten positiv überrascht, auch wenn er bei fast allen Produkten Unterschiede bei Biss, Textur und Aussehen feststellte. Ein Punkt stört Metzgermeister Naumann besonders: dass Ersatzprodukte oft Namen der Original-Fleischprodukte tragen. Das sei nicht in Ordnung.
Metzger und Veganer ziehen klare Grenzen
Das Dresdner Start-up will mit dem neuen Standort in Augsburg Menschen ansprechen, die fleischfrei essen, aber Geschmack und Biss nicht missen möchten. "Vor allem wollen wir die erreichen, die neugierig auf vegane Produkte sind", erklärt Steiger. Der Bedarf für fleischfreie Produkte ist da, sind sich Metzger-Obermeister Naumann und der vegane "Fleischer" Steiger einig. Gerade, wenn es darum geht, Catering für große Gruppen zu planen, finde man nämlich immer vier oder fünf Leute, die kein Fleisch essen.
Der Vegan-Unternehmer Steiger freute sich am Ende über den Besuch und die mitgebrachte Neugier des Augsburger Metzgermeisters. Dass er auch einmal bei Naumann Produkte – aus Fleisch – probiert, schließt der sich seit sechs Jahren vegan ernährende Nils Steiger aber aus. Unterstützung beim Catering hat Steiger schließlich Naumann angeboten. Einer Zusammenarbeit gegenüber zeigt sich Rainer Naumann aber skeptisch. Der Augsburger Metzgermeister zieht eine klare Grenze. "Wir müssen jetzt nicht übertreiben", so Naumann. Beide schmunzeln.
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