Ein Turm aus dunklen Granitquadern mit der Aufschrift Bismarck.
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Der Bismarckturm in Hof ist eine Sehenswürdigkeit. Aber der Turm ist auch ein Denkmal für übersteigerten Nationalismus und Personenkult.

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Aussicht schön, Geschichte schwierig: Hof saniert Bismarckturm

Aussicht schön, Geschichte schwierig: Hof saniert Bismarckturm

Die Hofer lieben ihren Bismarckturm so sehr, dass er jetzt rein aus Spenden und Stiftungsmitteln saniert werden kann. Eine Sehenswürdigkeit wird wieder begehbar. Aber der Turm ist auch ein Denkmal für übersteigerten Nationalismus und Personenkult.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Der Turm auf dem Rosenbühl, einem Hügel oberhalb der Stadt Hof, trägt den Beinamen "Die trutzige Wart", und so sieht er auch aus: wie eine Festung, ganz aus grob behauenem Granit vom Waldstein erbaut. Es ist einer von knapp 150 Bismarcktürmen, die in Deutschland noch stehen, 13 davon in Bayern. Erbaut wurden die Türme als Denkmäler für Otto von Bismarck, den ersten Reichskanzler des Deutschen Reiches. Das Hofer Exemplar stammt von 1914/15.

Hofer lieben den Bismarckturm

Für die Hofer waren der Bismarckturm und der ihn umgebende Park immer ein Ausflugsziel. In den 1950er-Jahren wurde hier sogar offiziell Bier ausgeschenkt – bis auffiel, dass es keine Toiletten gibt. Kurz: Die Hofer haben den Turm, trotz seines unnahbaren Erscheinungsbilds, ins Herz geschlossen, sagt Stadtheimatpfleger Leo Reichel. "Der Aussichtspunkt sucht seinesgleichen", betont er: "Sie sehen bis Böhmen, Thüringen, Sachsen und können die Stadt Hof von oben erklären, wenn Besucher da sind."

Turm ist innen baufällig

Doch seit 2010 ist der Turm geschlossen. Der Grund: Loser Putz an den Wänden im Inneren, der Besuchern auf den Kopf fallen könnte. Baumängel von Beginn an, gepaart mit missglückten Renovierungsversuchen aus der Vergangenheit, haben die natürliche Belüftung des Bauwerks zum Erliegen gebracht – was fatal war. "Der Turm hat ein Feuchteproblem", diagnostiziert der Hofer Baureferent Stephan Gleim: "Wir müssen jetzt sehen, dass der Putz runterkommt und der Turm erstmal austrocknen kann."

Sanierung klappt ohne Geld der Stadt

Bald kann diese Sanierung beginnen: Der Bauausschuss des Stadtrats hat jetzt die ersten Firmen für die Wiederherstellung des Bismarckturms beauftragt. Dass dies fast 15 Jahre nach der Schließung des Turms passiert, hängt mit dem Geldmangel der Stadt Hof zusammen. Die Sanierung wird auch jetzt nur möglich, weil die Stadt keinen Euro dafür ausgeben muss. Der ehrenamtliche Stadtheimatpfleger Leo Reichel hat es in jahrelanger Arbeit geschafft, 750.000 Euro einzuwerben. "Rein durch Bürgerengagement und durch private Spenden", wie er betont. Stiftungen, vor allem die Oberfrankenstiftung, seien auch mit im Boot. In ungefähr drei Jahren könnten die Bauarbeiten beendet sein und der Turm könnte wieder öffnen.

Denkmal für fehlgeleiteten deutschen Nationalismus

Der Hofer Kreisarchivpfleger Adrian Roßner gibt allerdings zu bedenken, dass man in dem Turm nicht nur einen Aussichtspunkt inmitten eines Parks sehen dürfe, sondern auch einen Teil des Personenkults für Reichskanzler Otto von Bismarck - und als ein gigantisches Denkmal, gebaut 1914/15, inmitten der Kriegsbegeisterung zu Beginn des Ersten Weltkriegs.

"Da sprechen wir ja quasi vom Höhepunkt des fehlgeleiteten Nationalismus im deutschen Kaiserreich", sagt Roßner: "Und all das fußte wiederum auch auf der Politik Bismarcks. Er war derjenige, den man gerade in jener Zeit dargestellt hat als den, in dessen Geiste man diese Schritte hin zur Weltmacht unternimmt."

Wie kann man die Aussage flankieren?

Im Erdgeschoss des Turms steht auch eine Bismarck-Büste. Stadtheimatpfleger Leo Reichel denkt daran, sie mit einer Ausstellung zur Demokratie zu flankieren – aber bisher ist dieser Teil des Projekts noch nicht spruchreif.

Nach der Zählung eines privat betriebenen Internetportals Bismarcktuerme.net [externer Link] sind in insgesamt noch knapp 150 Bismarcktürme in Deutschland erhalten. Sie wurden vor allem zwischen 1900 und den 1930er-Jahren als Teil eines Personenkultes um den früheren Reichskanzler gebaut. Auf vielen der Türme – auch auf dem in Hof – sollte an bestimmten Gedenktagen wie Bismarcks Geburtstag ein Feuer entzündet werden, um Bismarck als "Schmied des Reiches" zu ehren. Zum Großteil stehen die Türme in evangelisch geprägten Gegenden, da Bismarck im sogenannten "Kulturkampf" versucht hatte, den Einfluss der katholischen Kirche in Deutschland zurückzudrängen.

Bismarckturm Hof
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Der Bismarckturm in Hof von 1914/15 trägt den Beinahmen "Die trutzige Wart".

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