Mehrere Traktor blockieren einen Kreisverkehr in Dinkelsbühl
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Bauernprotest in Dinkelsbühl

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Bauernproteste: 5.000 Fahrzeuge in Mittelfranken unterwegs

Bauernproteste: 5.000 Fahrzeuge in Mittelfranken unterwegs

Der Protest der Bauern gegen die Agrarpolitik der Ampelregierung ist heftig – und legte am Montagmorgen auch in Mittelfranken vielerorts den Verkehr lahm. Rund 5.000 Traktoren und Fahrzeuge beteiligten sich in Mittelfranken an den Protesten.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Viel Geduld mussten heute alle aufbringen, die Strecken zurücklegen wollten, die auf dem Weg der Bauernproteste lagen. In Mittelfranken waren etwa 5.000 Fahrzeuge im Rahmen der Proteste auf den Straßen. Wie ein Sprecher der Polizei Mittelfranken dem BR auf Anfrage mitteilte, nahmen an den etwas mehr als angemeldeten 30 Versammlungen rund 5.500 Protestierende teil. In vielen Städten wie Ansbach, Roth, Erlangen und Nürnberg waren Kundgebungen angemeldet.

Schwerpunkt im Bereich Nürnberg

Ein Schwerpunkt lag im Bereich Nürnberg, wo die Sternfahrten mit Traktoren in die Stadt fuhren und nach den Kundgebungen auch wieder zurück mussten. Insgesamt hatten die Protestaktionen laut Polizei "mäßige Auswirkungen" auf den Straßenverkehr, ein Verkehrschaos war meist ausgeblieben. Die Routen der Sternfahrten waren demnach am meisten betroffen.

"Niemand soll’s vergessen – ohne Bauern gibt’s kein Essen. Ist der Bauer nicht mehr da, bleibt der Teller leer's ganze Jahr." Solche und ähnliche Sprüche konnte man unter anderem auch in Eckental Forth (Landkreis Erlangen-Höchstadt) auf Protestplakaten der Bauern lesen. Dort waren zahlreiche Bauern mit ihren Traktoren auf die Bundesstraße in Richtung Frankenmetropole gefahren.

Traktoren-Konvoi.
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Bauernprotest in Nürnberg

Handwerker unterstützen Bauernprotest

Daneben waren auch einige Handwerksbetriebe mit ihren Transportern, die sich den Bauernprotesten angeschlossen haben. Laut Polizei waren es rund 100 Fahrzeuge, die sich Richtung Nürnberg auf den Weg gemacht hatten. Wie BR-Reporter Daniel Peter vor Ort feststellen konnte, ist die Wut der Landwirte ziemlich groß, die sich über die Ampel-Politik beschweren und ihren Unmut mit ihrem Protest zum Ausdruck bringen wollen.

Auch aus dem Knoblauchsland im Nürnberger Norden machten sich zahlreiche Landwirte auf ins Stadtzentrum. Von verschiedenen Sammelstellen in der Stadt, wo die Traktoren geparkt wurden, zogen sie dann weiter zu Fuß Richtung Hauptmarkt, wo am Mittag eine Kundgebung mit rund 300 Menschen stattfand. In Fürth versammelten sich an der Fürther Freiheit etwa 350 Demonstrierende.

Die drohende Streichung der Subventionierung des Agrardiesels habe das Fass bei vielen zum Überlaufen gebracht, so einige Landwirte, aber auch die zunehmende Bürokratisierung in den vergangenen Jahren ist vielen ein Dorn im Auge.

Unangemeldetes Blockieren von Autobahnauffahrten

Neben den offiziellen Versammlungen kam es in den Morgenstunden immer wieder zu unangemeldeten Blockaden an Autobahnauffahrten. So waren beispielsweise die Anschlussstellen Fichtenau (A7), Frauenaurach (A3) und Bad Windsheim (A7) zwischenzeitlich blockiert.

In Mittelfranken erwartete die Polizei vor allem im Bereich der A3 ganztags Verkehrsbehinderungen durch Landwirte und ihre Maschinen. "Meiden Sie generell die großen Straßen", sagte der Polizeisprecher. "Die S-Bahn ist eine gute Alternative."

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Bauernprotest in Ansbach

In und um Ansbach – viele Traktoren unterwegs

Rund 1.000 Landwirtinnen und Landwirte hatten sich am Mittag zum friedlichen Protest in der Rezathalle in Ansbach versammelt. Aufgeheizt war die Stimmung trotzdem: Es könne nicht sein, dass die Bauern mit der geplanten Streichung der Subventionen beim Agrardiesel und der Kfz-Steuer das Haushaltsdefizit der Regierung ausbaden müssen, hieß es von Ansbachs Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, Reinhold Meyer. Zwar hätte es in den letzten Jahren Gewinne in der Branche gegeben, aber nicht allzu große. Niemand würde sich trauen, in neue Ställe zu investieren, zu ungewiss sei die Zukunft der Landwirtschaft.

Auch regionale Politiker sprachen in der Halle vor den Landwirten. Dabei ging es oft um die Bedeutung der Landwirte, ohne die die Gesellschaft nicht funktionieren würde. Lebensmittelproduktion müsse sich für die Bauern rechnen, Bürger müssten sich diese Lebensmittel aber auch leisten können, ansonsten würden ausländische günstigere Produkte vorgezogen werden. Aussagen wie diese erhielten viel Zuspruch bei den Anwesenden.

Buhrufe ernteten dafür teilweise die Worte des Landtagsmitglieds Martin Stümpfig (Bündnis 90/Die Grünen), der sich zwar ebenfalls für die Belange der Landwirte aussprach und das aktuelle Vorgehen der Regierung teilweise kritisierte. Dennoch betonte er den merkbaren Klimawandel und die Wichtigkeit, langfristig von fossilen Brennstoffen wegzukommen.

Im ganzen westlichen Mittelfranken waren laut Polizei Mittelfranken rund 1.500 bis 2.000 Traktoren und ebenfalls so viele Landwirte auf den Straßen an den Protesten beteiligt. Im Ansbacher Stadtgeiet sorgten sie zeitweise für zähen Verkehr. Durch nahezu ununterbrochenes Hupen machen die Landwirte seit den frühen Morgenstunden auf sich aufmerksam

Hunderte Traktoren in Dinkelsbühl

Im Landkreis Ansbach fand eine Protestaktion in Dinkelsbühl statt mit rund 400 bis 500 Fahrzeugen unter denen neben den Traktoren, auch zahlreiche Baufahrzeuge und Handwerker mit ihren Fahrzeugen waren. Durch die Protestaktion wurde im Westen der Stadt der Verkehr fast lahmgelegt, was auch die Zufahrt zu Schulen betraf. Immer wieder kamen Menschen auf der Straße ins Gespräch mit den Protestierenden, teilweise befürworteten sie den Protest, teilweise wurden die Bauern hart dafür kritisiert.

Auch in Erlangen fanden sich Protestierende am Rathaus ein. Die Stadt rechnete deshalb im Stadtbusverkehr mit Störungen. Auch der Schulbusverkehr könne betroffen sein, hieß es.

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Bauernprotest bei der Kundgebung in Roth

Im Landkreis Roth zogen mehrere Korsos zum Festplatz

Hunderte Landwirte kamen bei einer Kundgebung auf dem Festplatz in Roth zusammen, um zu demonstrieren. "Wir sind stolz darauf, dass wir so eine riesige Begeisterung auslösen konnten", erklärte Manfred Dorner, Obmann beim Bayerischen Bauernverband (BBV) im Landkreis Roth im Gespräch mit dem BR.

Es seien sehr viel mehr Landwirte und Traktoren gekommen, als erwartet. Das hat in und um Roth für Staus und Verkehrsbehinderungen gesorgt. Aber es sei ein Punkt erreicht, wo es in den Betrieben nicht mehr gehe, begründet Dorner vom BBV den Protest. Die Landwirte würden nicht für eine 35-Stunden-Woche oder mehr Lohn demonstrieren, sondern um den Ist-Stand zu erhalten, so der BBV-Obmann.

Dem schlossen sich auch die anwesenden Landwirte an. Sie würden nicht nur ein, zwei Jahre, sondern Jahrzehnte im Voraus planen, erklärte einer von ihnen. Mit der Politik der Ampel könne er seinen Kindern keine Zukunft bieten, ist der Landwirt überzeugt. So bekamen die anwesenden Politiker von den Grünen und der FDP auch viele Buh-Rufe zu hören.

Bereits in den frühen Morgenstunden sorgten die Bauern mit mehreren Korsos auf der B466, der B2 und auch vielen Nebenstrecken für Behinderungen. Sie fuhren in Schrittgeschwindigkeit Kolonne. Auf dem Weg zur Kundgebung erhielten die Landwirte viel Zuspruch durch Menschen, die zum Beispiel am Straßenrand applaudierten. Zur Demonstration waren auch Fuhrunternehmen und Handwerksbetriebe gekommen, um die Landwirte zu unterstützen.

Polizei bittet Teilnehmer sich an Vereinbarungen zu halten

Auf der Plattform X (vormals Twitter) berichtete das Polizeipräsidium Mittelfranken laufend über Verkehrsstörungen. Und die Polizei bat die Landwirte und Veranstaltungsteilnehmer, bei ihren Protesten nicht gegen Abmachungen zu verstoßen. "Bitte haltet euch an die Vorgaben sowie an die getroffenen Vereinbarungen und haltet die Rettungswege frei", schrieb auch die Polizei Oberfranken.

Für die Woche sind laut Innenministerium in Bayern mehr als 200 Versammlungen mit Tausenden Traktoren angemeldet. Darunter sind Großkundgebungen in München, Augsburg und Nürnberg am Montag, Mittwoch und Freitag.

Mit Informationen von Daniel Peter, Nicolas Eberlein, Lasse Berger, Vera Held und Annika Svitil und Material der Nachrichtenagentur dpa.

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