Bayern lockt Lehrkräfte aus anderen Bundesländern nach Bayern. Das hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bereits im Februar angekündigt und damit einen Aufschrei in anderen Teilen Deutschlands ausgelöst. Jetzt ist es amtlich: Lehrkräfte aus anderen Bundesländern können sich bereits für das kommende Schuljahr bewerben; die Prämie von 3.000 Euro kommt direkt vom Freistaat. Das sorgt erneut für großen Unmut - und führt sogar zu Protesten auf der Straße.
Piazolo: Prämie als "zusätzlicher Anreiz" für Schuldienst in Bayern
Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) spricht von einer "neuen Regionalprämie": Sie solle "ein zusätzlicher Anreiz sein, sich zum neuen Schuljahr in den bayerischen Schuldienst zu bewerben". Gerade in ländlichen und grenznahen Regionen, in denen ein erhöhter Bedarf an Lehrkräfte bestehe, schaffe man so einen "weiteren Baustein, um die Unterrichtsversorgung in Bayern dauerhaft zu sichern".
Umzugskostenzuschuss zusätzlich zur Prämie
Die Unterstützung können dem Kultusministerium zufolge prinzipiell alle erhalten, die ab dem kommenden Schuljahr beim Freistaat Bayern in ein Beamten- oder unbefristetes Angestelltenverhältnis eintreten - entweder weil sie als Lehrkräfte neu anfangen oder wenn sie aus einem anderen Bundesland nach Bayern kommen. Voraussetzung sei, dass sie in eine sogenannte "Prämienregion" gehen, in der ihre Schulart und ihre Fächerkombination gebraucht werden.
Und: Die Lehrkräfte müssen mindestens zwei Jahre in dieser Region tätig sein. Piazolo hat dafür extra eine Webseite mit Informationen für die umzugswilligen Lehrkräfte und einer Karte für den Bedarf in den Regionen aufsetzen lassen. Bewerber von außerhalb Bayerns können überdies einen Umzugskostenzuschuss erhalten, unabhängig davon, in welcher Region sie eingesetzt werden.
Bisher stopfen Aushilfskräfte, Pensionäre und Quereinsteiger die ärgsten Lücken beim Lehrermangel.
Kritik von bayerischen Lehrerverbänden
Lehrerverbände in Bayern zweifeln den Nutzen der Unterstützung an. "Die Einführung einer Regionalprämie in Höhe von 3.000 Euro als Anreiz für Lehrkräfte, sich im ländlichen und grenznahen Raum Bayerns zu bewerben, wird das Problem des zunehmenden Lehrkräftemangels nicht lösen", sagte der Vorsitzende des Bayerischen Realschullehrerverbands, Jürgen Böhm. Erforderlich seien vielmehr grundlegende Maßnahmen wie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Steigerung der Attraktivität des Lehrerberufs.
Die geplante Prämie sei zudem willkürlich und schaffe ein Ungleichgewicht, kritisierte Böhm. "Warum erhalten beispielsweise seit Jahren fest angestellte Lehrkräfte, die sich innerhalb Bayerns versetzen lassen, weil es die Lebensumstände erfordern, keine Unterstützung?" Das schaffe unnötig Unzufriedenheit.
Ähnlich äußerte sich der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbands, Michael Schwägerl: "Diese Prämie wirft Fragen auf und schafft Ungerechtigkeit in einem ohnehin durch den Lehrermangel angespannten System." Schwägerl bemängelt unter anderem, dass gerade der Großraum und die Stadt München fast komplett ausgenommen seien, obwohl dort der Bedarf an Lehrkräften steige. Zudem hält er es für ungerecht, dass nur außerbayerische Lehrerinnen und Lehrer die Umzugsprämie bekommen. Bayerischen Referendaren, die teilweise mehrmals während ihrer Ausbildung umziehen müssten, werde eine solche Hilfe seit Jahren verwehrt.
"Abwerbungskampagnen sind nicht konstruktiv"
Piazolos Amtskolleginnen und -kollegen in den anderen Bundesländern sind sauer auf Bayern. Die baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper von den Grünen betonte: "Bisher war es Konsens in der Kultusministerkonferenz, dass fairer Wettbewerb zwischen den Ländern herrschen soll." Abwerbungskampagnen seien dabei nicht konstruktiv. Ähnlich hatten sich auch mehrere weitere Kultusminister geäußert - Kritik kam unter anderem aus Hessen, Schleswig-Holstein und Hamburg.
Lehrergewerkschaft ruft zu Demo in Stuttgart auf
Die Lehrergewerkschaft GEW in Baden-Württemberg befürchtet, dass der Wettstreit der Bundesländer um Lehrerkräfte zu einer Abwanderungswelle aus dem Südwesten führen könnte. Mit gepackten Koffern wollen deswegen Grundschullehrkräfte heute in der Nähe des Landtags in Stuttgart demonstrieren - nicht zuletzt für eine bessere Bezahlung. GEW-Landesvorsitzende Monika Stein überreicht ein Papier mit weiteren Forderungen zur Verbesserung der Situation an Grundschulen an Kultusministerin Schopper.
- Zum Artikel: 3.000 Euro Prämie: Lehrermangel in Franken besonders groß
Grundschullehrerinnen und -lehrer erhalten in Baden-Württemberg ein Gehalt der Besoldungsstufe A12. In einigen anderen Bundesländern werden die Pädagogen an Grundschulen mit A13 eingestuft. Laut der GEW kann das bei Vollzeitkräften bis zu 500 Euro Unterschied im Monat ausmachen. In Bayern hat Ministerpräsident Söder schon im vergangenen Jahr "A13 für alle" in Aussicht gestellt – aber erst für die Zeit nach der Landtagswahl.
Mit Informationen aus dpa.
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