Der Mittelfranke Carsten Träger führt die Bayern-SPD als Spitzenkandidat in die Bundestagswahl. Der 51-jährige Fürther sitzt seit elf Jahren im Deutschen Bundestag und ist zusammen mit Carolin Wagner Co-Vorsitzender der SPD-Landesgruppe. Beim Aufstellungsparteitag in Bamberg holte Träger 81 Prozent der Delegiertenstimmen.
SPD glaubt an Aufholjagd
Obwohl der jüngste BR24 BayernTrend die SPD bei der kommenden Bundestagswahl nur bei 9 Prozent sieht, ist Carsten Träger überzeugt, dass die Sozialdemokraten eine Chance haben, mit Bundeskanzler Olaf Scholz an der Spitze wieder stärkste politische Kraft zu werden. Man werde "noch viele Schwarzseher überraschen", so Träger.
Der Umweltpolitiker betonte in seiner Bewerbungsrede, das Land stehe nun vor einer "Richtungsentscheidung", zwischen einer "Zukunft mit der SPD", oder "der sozialen Kälte" mit einem Unions-Kanzler Friedrich Merz. "Dieser Typ" sei einfach nicht geeignet als Regierungschef, findet Träger. Schließlich sei das "der Mensch, der bei Blackrock gearbeitet hat, (…) der Respekt für Besserverdienende einfordert, (…) der mit dem Privatflugzeug zur Hochzeit seines besten Freundes fliegt" - alles Eigenschaften, die sich für Träger nicht an den Bedürfnissen der "hart arbeitenden Menschen" orientierten, die "dieses Land am Laufen halten".
Endres: Scholz "kann Krise"
Die SPD-Landesvorsitzende Ronja Endres ist ebenfalls der Ansicht, das Unions-Spitzenpersonal werde die Wählerinnen und Wähler nicht überzeugen. CSU-Chef Markus Söder etwa mache einen Fehler, wenn er beim bayerischen Familiengeld den Rotstift ansetze. Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz stehe nicht für Ruhe und Verlässlichkeit. Anders als SPD-Kanzler Olaf Scholz, so Endres, der "kann Krise" und sei eine Mischung aus "Entschlossenheit und Besonnenheit". So habe er nach dem russischen Angriff auf die Ukraine schnell neue Gas-Quellen erschlossen. "Mit Olaf Scholz haben wir einen Bundeskanzler, der nicht mit deutscher Sicherheit Russisch-Roulette spielt", so Endres weiter.
Bundestagsabgeordnete zittern um Wiedereinzug
Auf einen Kanzler, der für ein besseres Wahlergebnis sorgt, als es die aktuellen Umfragen vorhersagen, hoffen auch die Kandidierenden auf der bayerischen SPD-Liste. Mehrere amtierende Bundestagsabgeordnete müssen wohl um den Wiedereinzug zittern. Die 62-jährige Oberpfälzerin Marianne Schieder, seit 20 Jahren im Deutschen Bundestag, wurde zum Beispiel vom SPD-Landesvorstand für den wenig aussichtsreichen Platz 24 auf der Liste vorgeschlagen. Die enttäuschte Schieder zog deshalb gegen die gesetzte 35-jährige Oberbayerin Carmen Wegge in die Kampfkandidatur um Platz zwölf und unterlag. Auch im Kampf um Platz 16 hatte Schieder keine Chance. "Ich bin fassungslos, bestürzt und ich habe keine Erklärung dafür", so Schieder, die in ihrer Bewerbungsrede vor "Altersdiskriminierung" warnte.
Paritätische Liste aufgestellt
Keine sicheren Listenplätze mehr haben auch Ulrike Bahr aus Schwaben, aktuell Vorsitzende des Familienausschusses in Berlin, Rita Hagl-Kehl aus Niederbayern und der Unterfranke Markus Hümpfer. Keine Sorgen um den Wiedereinzug müssen sich dagegen die Staatssekretärinnen Bärbel Kofler, Anette Kramme und Sabine Dittmar machen. Bis Listenplatz elf folgten die 122 Delegierten in Bamberg dem Vorschlag des Landesvorstands. Die Liste ist paritätisch besetzt und berücksichtigt weitgehend den Regionalproporz.
Nun geht es für sie in einen Wahlkampf, der laut Landeschefin Ronja Endres "knackig, hart und wahrscheinlich kalt" wird. Die Geschichte habe aber gezeigt: "Wir können Wahlen gewinnen, wenn wir geschlossen kämpfen."
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