Ausgestattet mit Fernglas, einem geschulten Ohr für Vogelstimmen und einem Programm zur Datenerfassung auf dem Handy, beobachten Ehrenamtliche des Landesbundes für Vogel- und Naturschutz (LBV) bis Ende Juni auf ausgewählten Flächen in Bayern alle Brutvögel. Die Ehrenamtlichen sind in Wäldern, auf Wiesen und Äckern genauso unterwegs wie in Siedlungen. "Das ist zum Teil schon harte Arbeit", gesteht Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV.
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Doch der Aufwand lohnt sich: Die Ergebnisse des 20-jährigen Monitorings wurden nun vom LBV in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Umwelt (LBU) vorgestellt. Bestandsentwicklungen von 58 Vogelarten wurden analysiert: 28 Arten verzeichnen eine Zunahme, 15 bleiben stabil und 15 zeigen einen Rückgang. Die Ergebnisse machten einerseits Hoffnung, würden aber auch Fragen aufwerfen und Anlass zur Sorge geben, so Schäffer.
Mehr Vögel in Bayerns Wäldern dank Totholz
Viele Vögel in Bayerns Wäldern profitieren davon, dass inzwischen mehr Totholz und ältere Bäume im Wald belassen werden. Das gefällt zum Beispiel dem Schwarzspecht besonders, weil er darin seine Höhlen bauen kann. Dem Wintergoldhähnchen dagegen geht es überhaupt nicht gut. Sein Bestand ist dem Monitoring zufolge rückläufig. Grund dafür seien Stürme und Borkenkäferbefall in den Fichten- und Tannenwäldern, die der Lebensraum für diesen kleinsten heimischen Brutvogel sind, so der LBV.
Vögel in Agrarlandschaften finden zu wenig Futter
Die Bestände der Siedlungsvögel zeigten häufig eine stabile Entwicklung, wie etwa bei Amsel und Blaumeise. Schlimm stehe es um die Vögel des Agrarlandes, erklärt Schäffer: "Sorgenkind ist die Agrarlandschaft, die Wiesen, Weiden und Felder". Stark gefährdet seien hier zum Beispiel Kiebitz und Feldlerche. Grund: Auf Ackerflächen gebe es kaum noch Rückzugsorte und Futter für die Vögel. Dementsprechend fordert der LBV-Vorsitzende mehr Hecken- und Blühstreifen auf Ackerflächen.
Bestandserholungen oft auf niedrigem Niveau
Grundsätzlich zeigen die bayerischen Trends des Brutvogel-Monitorings laut LBV und LBU sehr ähnliche Entwicklungen wie in Gesamtdeutschland und auch in Europa: Vögeln des Agrarlandes sowie Langstreckenziehern geht es schlecht, die Bestände der Siedlungsvögel bleiben oftmals stabil und bei vielen Vogelarten des Waldes geht es bergauf.
Laut der LBV-Koordinatorin des "Monitorings häufiger Brutvögel" Alexandra Fink sind die Zahlen aber nur eine Momentaufnahme: "Die Bestände vieler Vogelarten – insbesondere aber der Vögel des Ackerlandes – brachen bereits zwischen den 1970er und 1990er Jahren stark ein. Das heißt: Bestandserholungen finden oftmals auf niedrigem Niveau statt."
Aus den Daten des Monitorings sei es trotzdem oft möglich, konkrete Schutzmaßnahmen für ganze Vogelartengruppen abzuleiten. Wie wichtig dieses Monitoring ist, betont auch Monika Kratzer, die Präsidentin des Landesamts für Umwelt: "Denn erst aus diesen Daten könne die Rote Liste gefährdeter Brutvögel und andere Programme zum Schutz gefährdeter Arten erarbeitet werden."
So können Gartenbesitzer Vögeln helfen
Doch jeder Gartenbesitzer kann mithelfen, Vögel zu schützen. Sabine Pschonny ist regelmäßig als Ehrenamtliche im Auftrag des Landesbunds für Vogelschutz in Gärten unterwegs. Für sie hat ein vogelfreundlicher Garten viel Moos in der Wiese: "Das brauchen die Meisen zum Nestbau." Ein Haselnussbaum würde außerdem im Herbst Futter für die Vögel bereithalten. Efeu und Gräser würden Spatzen helfen. Der LBV empfiehlt zudem eine kleine wildwachsende Ecke im Garten, etwas Laub liegenzulassen und Hecken an Wiesenrändern zu pflanzen. Zum Schutz von Brutvögeln ist auch das Hecken- und Sträucherschneiden in großem Stil zwischen März und September verboten.
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