Die CSU wagt sich ins Showgeschäft: ein voller Saal, ein Millionenpublikum daheim, Musik, Tanz und Ratespaß. Als Moderatorinnen führen im Dirndl-Partnerlook CSU-Vizechefin Dorothee Bär und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber durch die Live-Show, an deren Ende Deutschland eine "nigelnagelneue" Regierung haben soll. "Wir von der Christlich-Sozialen Union arbeiten ja viel mit Illusion", ruft Bär zu Beginn des Singspiels auf dem Nockherberg.
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Die erste Show-Einlage übernehmen die Moderatorinnen, schmettern eine CSU-Hymne: "Zukunft schreibt man jetzt mit C/ C heißt Kirche, nicht Moschee/ (...) C heißt Bier, nicht Kräutertee/ C heißt Bürgergeld ade." Die halbe Band steckt zwar noch in der S-Bahn fest, musiziert wird trotzdem. "Wir wollen nicht woke sein/ und auch nicht gendern/ und an der Heimat lieber gar nichts ändern."
Weil die Bundestagswahl vorgezogen wurde, muss improvisiert werden. "Für September hätten wir groß geplant gehabt. Da war schon die Olympiahalle gemietet", verrät Bär. So aber spielt statt der Philharmoniker eine Showband aus Neu-Gilching, statt Showtreppe gibt's Klappleitern, die Lichteffekte sind kümmerlich.
Söder, "Zerstörer der Wärmepumpe"
Auch sonst gelingt wenig. Feierlich kündigen die Moderatorinnen einen Stargast an: den "Retter des Vaterlandes" und "Zerstörer der Wärmepumpe", Markus Söder. Doch hinter dem Vorhang steht: Friedrich Merz (gespielt von David Zimmerschied). Kaniber (Judith Toth) ist irritiert, Bär (Eli Wasserscheid) hat ihre Karriere im Blick: "Unser kommender Kanzler! Und vielleicht auch bald mein Chef am Kabinettstisch?"
So gehört die Bühne dem CDU-Chef, der einen "schmissigen Schlager zum Thema Demut" anstimmt, damit "das Volk niemals vergisst, / wie bescheiden unser Kanzler ist!" Es dauert nicht lange, bis Söder (Thomas Unger) sich in den Vordergrund drängt: "Demut kommt von Mut/ und weil's sonst ja keiner tut/ muss ich mich halt selber loben/ auf dem langen Weg nach oben", singt er. "Also, Friedrich, nimm' es hin/ dass ich demütiger bin! (...) Ich bin der Demütiger!" Söder versäumt es nicht, den CDU-Chef wissen zu lassen, dass mit ihm zu rechnen ist: "Markus kommt jetzt öfter nach Berlin!"
Störenfriede: Aiwanger, Habeck
Nach und nach platzen Störenfriede in die CSU-Show. "Man hat mich zwar nicht eingeladen, aber ich bin trotzdem da", verkündet Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger (Stefan Murr). "Herzlich willkommen zu Hubsis Kochstudio!" Zu seinem Entsetzen taucht ausgerechnet der grüne Robert Habeck (Thomas Limpinsel) auf und will ihn in ein Therapiegespräch verwickeln. Aiwanger ist alarmiert: "Ich werde nicht ausgerechnet so einem grünen Extremisten meine Traumata auf die Nase binden."
In Wahrheit will auch Habeck vor allem eins: einen Auftritt, sein "großes Abschiedskonzert": "Ich kann euren Sieg gut verdauen/ doch weiß ich, mal ganz ohne Hohn/ Ihr werdet's wahrscheinlich versauen/ Alles cool und drum Gratulation."
Auch der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (Gerhard Wittmann) stört: fragt nach Genehmigungen, Fluchtwegen. Besänftigen lässt er sich nur, indem er ebenfalls singen darf: seinen "Ja mei"-Song mit dem Reim "auch apathisch – sozial-demokratisch".
Scholz und Lindner auf dem Hochsitz
Noch-Kanzler Olaf Scholz (Nikola Norgauer) und Ex-Finanzminister Christian Lindner (Christian Pfeil) beobachten und kommentieren das Geschehen von einem Jägerhochsitz aus. Scholz stellt fest, dass er als Kanzler zu wenig erklärt habe, "was ich alles richtig gemacht habe". Lindner sinniert: "Nach dem Dienst am Vaterland/ wird’s finanziell erst interessant."
AfD-Chefin Alice Weidel geistert als "apokalyptische Hobbyhorse-Reiterin" durch die Show. Söders Idee: "Wenn man so was vertreiben will, dann muss man am besten die Grünen bekämpfen." Merz traut sich zu, "das da zu halbieren" – wird gebissen und verliert eine Hand.
Partnersuche per Wadlraten
Höhepunkt der Show zum Schluss: das Wadlraten, das dem Singspiel von Stefan Betz und Richard Oehmann den Namen gibt ("Ein Wadl für Deutschland"): "Friedrich Merz wird jetzt nur durch das Abtasten der Wadln seinen Koalitionspartner ermitteln." Linken-Politikerin Heidi Reichinnek (Alida Will) stellt sich dazu, "damit sich der Herr Merz keine gefährlichen Mehrheiten sucht".
Reichinneks Wadl fühlt sich für Merz "verwegen" an, bei Lindner wähnt sich der CDU-Chef am Ziel. Doch Söder zieht ihn weiter zu SPD-Chefin Saskia Esken (Anja Straubhaar): "Darf ich vorstellen: die SPD, der einzig mögliche Koalitionspartner."
Nach kontroversen schwarz-roten Verhandlungen verständigen sich im Abschlusssong alle Protagonisten auf den Refrain: "Die Stimmung ist Kacke/ und die Lage ist Kacke/ doch wir reden uns jetzt ein/ mit Kohle und Moneten, mit Mäusen und Kröten wird es halb so Kacke sein".
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