Betreiber von kleinen Wasserkraftwerken im Bayerischen Wald können wohl aufatmen: Sie sollen weiter gefördert werden. Wie der FDP-Bundestagsabgeordnete Muhanad Al-Halak aus Grafenau mitteilt, habe sich die Ampel-Koalition am Dienstag auf den massiven Ausbau regenerativer Energien geeinigt, was auch die kleine Wasserkraft miteinschließe. "Den Betreibern kleiner Wasserkraftanlagen würden damit die Existenzsorgen genommen", so Al-Halak.
Auch Wasserkraftanlage unter 500 kW werden damit weiter mit den EEG-Förderungen unterstützt.
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Wasserkraft vs. Naturschutz
Etwa 150 kleine Wasserkraftanlagen im Bayerischen Wald - von Cham bis Freyung-Grafenau - produzieren rund um die Uhr regenerativen Strom. Genau das, was wegen der Klimakrise und den weniger werdenden Ressourcen aus Russland aktuell gebraucht wird. Dennoch sollte den Kraftwerksbesitzern die Förderung in Form der EEG-Umlage gestrichen werden.
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Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) wollte stattdessen Bäche und Flüsse ökologischer gestalten. Rückenwind bekam er dafür von Naturschutzverbänden. Die Flüsse in ganz Europa seien viel zu stark verbaut. Dämme und Wehre stauten alle paar Flusskilometer das Wasser für Stromturbinen auf, was schlecht für den Hochwasserschutz und die Gewässerökologie sei. In Anlagen ohne Fischtreppen würden die Tiere in den Turbinen verletzt oder getötet, hieß es beispielsweise vom WWF Deutschland.
Ähnlich äußerte sich im BR der Bund Naturschutz in Bayern vor wenigen Wochen. Die Naturschützer kritisieren, dass durch die Anlagen die Artenvielfalt an Flüssen und Bächen leide. Das Kraftwerk selbst versperre Fischen und anderen Arten den Weg. Die für die Energiegewinnung nötige konstante Stauhöhe bringe die lebensnotwendigen Flusswasserschwankungen zum Erliegen.
Ende der Wasserkraft im Bayerwald abgewendet
Das hätte womöglich das Aus für viele kleine Wasserkraftanlagen in Ostbayern bedeutet. "Ausgerechnet jetzt in der Gas- und Ukrainekrise", sagte dazu der Umweltingenieur Christoph Pfeffer aus Regen, der seit Jahren kleine Anlagen saniert.
Nun scheint das Ende jedoch abgewendet zu sein. Wind, Photovoltaik und Wasserkraft sollen als regenerative Energien in Zukunft absolut gleichbehandelt werden. Wasserhaushalts- und Einspeisegesetz bleiben dabei unangetastet. Auch Anlagen, die in diesem oder im kommenden Jahr entstehen, sollen weiterhin Fördermittel erhalten, so steht es im Gesetzespaket. Dieses muss am Freitag noch verabschiedet werden.
Kraftwerksbetreiber: Wir sind zuverlässige Stromlieferanten
Die Tinte ist also noch nicht getrocknet, dennoch freut sich Klaus Schuster, einer der Besitzer eines kleinen Wasserkraftwerks im niederbayerischen Bayerwald-Landkreis Freyung-Grafenau. "Ich bin sehr erleichtert, wenn das so kommt. Dann kann ich weiterhin meinen Beitrag zur regenerativen Energie leisten."
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Sein Kraftwerk Luisenfels in Spiegelau existiert bereits seit 1958. Es ist "eingewachsen" in den Wald und produziert im Jahr den Strom für 400 Haushalte in der Gemeinde. "Wir versuchen alle Umwelt-Auflagen zu erfüllen - Flächenausgleich, Fischtreppen. Ohne die Förderung sind diese Umbauten aber nicht möglich und viele Kraftwerke hätten den Status Quo erst mal beibehalten, bevor sie hätten schließen müssen", so Schuster.
"Unbegreiflich, denn mit einem 90-prozentigen Wirkungsgrad sind wir zuverlässigere Stromproduzenten als Solar- oder Windkraft. Außerdem sind die Anlagen schon da, man muss keine neuen bauen", sagt er und will damit die Argumente von Naturschützern entkräften, die gefordert hatten, statt kleine Kraftwerke zu subventionieren, lieber in größere zu investieren, beziehungsweise die Windkraft voranzutreiben.
Energiewende - auch mit Wasserkraft
Ohne Windkraft und Solar ist die Energiewende nicht zu stemmen, sind sich Experten einig. Aber eben auch die Wasserkraft gehöre dazu, meint der Bundestagsabgeordnete Al-Halak. Er setzte sich im Vorfeld stark für den Erhalt der EEG-Umlage für die kleinen Werke mit unter 500 kW ein: "Das kommt nicht nur dem Bayerischen Wald zugute, wo diese Energieform von jeher eine große Rolle spielt und viele ländliche Gemeinden vom Strom abhängig sind, den kleine E-Werke liefern."
Auch der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) teilte am Nachmittag mit, dass er den Weiterbetrieb der kleinen Wasserkraft begrüße: "Diese bayerischen Forderungen wurden auf den letzten Metern erfüllt. Unser hartnäckiger Einsatz auf allen Ebenen hat sich gelohnt." Wasserkraft sei nicht nur ein sauberer erneuerbarer Energieträger, "sondern unsere Müller und Wasserkraftler pflegen auch unentgeltlich die Gewässer und steuern Niedrig- und Hochwasser. Diese Rolle müssen wir ausbauen, nicht abschaffen", kommentierte der Wirtschafts- und Energieminister in einer Mitteilung.
Wasserkraft mit wichtiger Rolle im Bayerischen Wald
Tatsächlich ist die kleine Wasserkraft im Bayerischen Wald einer der stärksten Energieerzeuger. Das liegt an den bereits seit vielen Jahrzehnten bestehenden Anlagen und dem geologischen Gefälle. Im Landkreis Regen produzieren die kleinen Anlagen bis zu 80 Prozent des gesamten Haushaltstroms. In ganz Bayern gibt es über 4.000 kleine Wasserkraftwerke - hauptsächlich in bergigem Gebiet.
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