320 Männer und Frauen produzieren in Knetzgau bei "Maincor" Kunststoffrohrsysteme für Industrie- und Gebäudetechnik. Das Unternehmen verbraucht jährlich bislang für etwa 200.000 Euro Strom. Zehn Millionen Kilowatt braucht das Unternehmen pro Jahr. Etwa 20 Prozent davon erzeugt "Maincor" mit Photovoltaikanlagen auf allen Dächern der Produktionshallen und des Verwaltungsgebäudes selbst. Aber das reicht nicht. Darum will das Unternehmen jetzt eine eigene Windkraftanlage bauen.
- Zum Faktenfuchs: "Ist Unabhängigkeit von Russland beim Gas unmöglich?"
260 Meter hohe Windkraftanlage geplant
Die Windkraftanlage soll nach dem Wunsch von Geschäftsführer Dieter Pfister unweit des Unternehmens im Maintal entstehen. Es würde zwischen sechs und sieben Millionen Euro kosten. Je nach Windhäufigkeit und -stärke würden sich die Investitionskosten in acht bis 16 Jahren amortisieren. Die Windkraftanlage soll an der Rotorspitze 260 Meter hoch werden.
Neue Gesetzeslage soll helfen
Würde nur die 10-H-Regelung gelten, könnte die Windkraftanlage nicht genehmigt werden. Sie würde nämlich nur 800 Meter von der ersten Wohnbebauung entfernt stehen. Nach der 10-H-Regel müsste die Anlage mindestens 2.600 Meter entfernt stehen. Weil sie aber in einem Gewerbe- und Industriegebiet sowie an der nahen und damit auch lauten Autobahn A 70 Schweinfurt–Bamberg gebaut werden soll, könnte sie genehmigt werden. Wenn nun unter anderem Gutachten zum Thema Schutz von Vögeln und Amphibien, Pflanzen und der Natur im Allgemeinen eingeholt sind, hofft Pfister auf die Zustimmung vom Knetzgauer Gemeinderat und des Landratsamts Haßberge.
Stromkosten-Benefit für Knetzgauer Bürger
Zunächst hatte Pfister an eine mögliche Bürgerbeteiligung an der geplanten Windkraftanlage gedacht. "Da können sich aber nur die beteiligen, die viel Geld haben. Die, die nicht viel Geld haben, werden benachteiligt." Deshalb plant er einen neuen Weg: 20 Prozent aus der Stromproduktion, das entspricht etwa zehn Millionen Kilowattstunden, sollen an die Bürger von Knetzgau gehen. "Mit 20 Prozent Preisreduzierung gegenüber dem Marktpreis und dann haben alle etwas davon", sagt Pfister. Komplett stromautark würde "Maincor" aber auch mit einer eigenen Windkraftanlage nicht werden.
Mit regenerativem Strom Putin den Geldhahn für den Ukraine-Krieg abdrehen
"Selbst wenn der Wind von Osten kommt, Putin kann ihn nicht beeinflussen", sagt Pfister. Der Unternehmens-Geschäftsführer will eine größtmögliche Unabhängigkeit im Bereich Energie erreichen und auch andere Firmen motivieren, in diese Richtung zu denken und zu handeln, denn damit würde der Verbrauch von fossilen Brennstoffen verringert, sagt er.
Pfister hofft, dass das Windrad in spätestens drei Jahren Strom für den eigenen Betrieb erzeugt. Es könnte laut "Maincor" die erste Windkraftanlage zur Stromerzeugung im eigenen Betrieb in Bayern oder sogar in ganz Deutschland sein.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!