Ein Biber sitzt im Wasser
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Biber sind streng geschützt. Jagd, Wilderei oder das Abbrechen eines Dammes können bestraft werden.

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Biberberater: Zwischen Selbstjustiz und neuem Lebensraum

Biberberater: Zwischen Selbstjustiz und neuem Lebensraum

Die einen bewundern Biber für ihre fast menschlichen Fähigkeiten, Dämme und Burgen zu bauen – genau das aber stört wiederum Teich- und Landwirte. Einen Ausgleich sollen die Biberberater herstellen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Die Biberburg ist beeindruckend. Vor allem, wenn man sich vorstellt, dass ein etwa 1,35 Meter langes Nagetier sich so ein Zuhause geschaffen hat. Seit mindestens sechs Jahren steht der riesige Haufen aus aufgeschichteten Ästen und Laub, abgedichtet mit Schlamm am Ufer des Roten Mains. Vor sechs Jahren hat Paul Schwind als Biberberater im Landkreis Bayreuth angefangen. Seitdem kennt er den Wohnhügel der Biber.

Schleifspuren und frisch angenagte Bäume verraten, dass die Biber hier immer noch aktiv sind und an der Burg bauen. Drinnen, in einer Höhle leben die Biber: zwei Elterntiere, der Wurf aus diesem Jahr – gewöhnlich zwei Jungtiere, und die Jungtiere aus dem vorangegangenen Jahr. Insgesamt etwa 50 bis 60 Biber leben im Zuständigkeitsbereich von Paul Schwind im südlichen Landkreis Bayreuth.

Biber verändern sichtbar die Landschaft

Ein Biber schafft sich einen idealen Lebensraum mit viel Wasser. "Er hat gern bis zu 80 Zentimeter Wasser unter dem Kiel", schmunzelt der Biberberater. Darin bewegt er sich, versteckt sich, transportiert seine Nahrung – Äste, Zweige, gern auch Maisstauden – sowie sein Baumaterial. Dazu staut er mit Dämmen Bäche und kleine Flüsse auf. Der Damm am Roten Main hat eine Breite von 30 Metern. Dahinter ist eine Auenlandschaft entstanden, mit Wasserläufen, Tümpeln und kleinen Inseln. Der eigentliche Flusslauf lässt sich nur noch erahnen. "Hier hat sich neues Leben angesiedelt. Ich habe schon Eisvögel gesehen, Enten kommen, mit ihnen die Fische, Molche und alle möglichen Amphibien", erklärt Paul Schwind.

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Durch einen vom Biber erbauten Damm kann sich neues Leben ansiedeln.

Nicht alle freuen sich am Biber

Doch die Bautätigkeit der Biber bringt auch Probleme, vor allem für Teichwirte und die Landwirtschaft. Durch das Aufstauen der Bäche treten diese über die Ufer und überschwemmen die Randbereiche. Wiesen werden sumpfig und damit nutzlos für die Landwirtschaft. Traktoren und Maschinen fahren sich fest oder brechen in den Boden ein. Die Biber bohren nämlich auch bis zu vier Meter lange Tunnel in die Uferböschungen. Das kann für Wanderer gefährlich werden. Paul Schwind ist selbst einmal in so einen Biberbau eingebrochen. Außerdem graben die Tiere gerne auch in den Uferböschungen von Fischteichen. Wird das zu spät bemerkt, kann ein Teich auslaufen. Die jährlichen Biberschäden in Bayern werden auf mehrere Hunderttausend Euro im Jahr geschätzt.

Miteinander sprechen anstatt Selbstjustiz

Biberberater Paul Schwind soll vermitteln, einen Ausgleich schaffen zwischen den Interessen der Tiere und der Menschen. Eine Aufgabe, für die er Fingerspitzengefühl braucht, Beratung anbietet oder über die möglichen Entschädigungen informiert. Die Biber sind streng geschützt. Jagd, Wilderei oder das Abbrechen eines Dammes können bestraft werden – mit bis zu fünf Jahren Haft.

Schwind hat Fotos von toten Bibern: aufgedunsene Leiber mit dem typischen breiten Schwanz, der Kelle. Vergiftet und so hingelegt, dass sie gefunden werden sollen, meint der Biberberater. Wer das getan hat, lasse sich nicht ermitteln. Schwind interpretiert das als Zeichen, dass Flussanlieger das Biberproblem selbst in die Hand nehmen und seine Dienste nicht wollen.

Biber vergrämen hilft nicht immer

Dabei gebe es Möglichkeiten, Biber zu vergrämen. Mit Elektrodrähten an Biberdämmen beispielsweise. Bekommen die Tiere einen leichten Schlag, würden sie den Bau einstellen. Oder mit Kanistersperren: einer Kette von leeren Plastikkanister an einer Schnur im Wasser. Das Klatschen der Kanister mögen Biber nicht. Allerdings lasse sich so der Biber nicht dauerhaft vertreiben, sondern er ziehe nur weiter. Wertvolle Bäume können mit einer Drahtmanschette geschützt werden.

Bemerkt ein Flussanlieger, dass ein Biber einen Damm bauen will, dann kann der auch abgerissen werden. Allerdings nur nach Rücksprache mit dem Biberberater und der unteren Naturschutzbehörde. Und wenn nichts hilft, können die Biber entnommen werden, wie es technisch heißt. Sie werden gefangen und getötet. Etwa 2.000 Tiere bayernweit sollen es 2023 gewesen sein, meint Paul Schwind. Doch soweit muss es nicht kommen. Dafür gibt es Biberberater wie ihn.

Ein Mann im roten Anorak zeigt vom Ufer aus auf einen Bach.
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Biber bauen Dämme und Burgen und werden dafür bewundert. Das stört aber viele Teich- und Landwirte. Biberberater vermitteln.

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