Man könnte meinen, das E stehe für "Extra": Wer ein E-Auto fährt, genießt im Straßenverkehr einige Privilegien. Erst kürzlich dürften sich die Besitzer von Stromern gefreut haben über die Ankündigung der bayerischen Staatsregierung, dass ihr Auto künftig drei Stunden kostenlos auf öffentlichen Parkplätzen stehen darf. Mit Anreizen wie diesen versucht die Politik, mehr Elektroautos auf die Straße zu bringen. Welche Vorteile gibt es und wie bewerten Experten deren Wirksamkeit? Ein Überblick.
Kostenloses Parken im Freistaat
Es erleichtert zwar nicht die Parkplatzsuche, aber schont den Geldbeutel: Ab dem 1. April können E-Autos auf allen öffentlichen Parkplätzen im Freistaat drei Stunden kostenlos abgestellt werden. Das gilt auch für Hybrid- und Brennstoffzellenfahrzeuge mit einem E-Kennzeichen. Laut Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU) will Bayern damit einen "Anreiz für mehr umweltfreundliche E-Mobilität" schaffen.
Die Idee ist nicht neu: Auch zuvor gab es in einigen Städten wie München schon die Erlaubnis für E-Auto-Fahrer, ihr Fahrzeug zwei Stunden gratis zu parken. Möglich macht dies das Elektromobilitätsgesetz (externer Link). Es gibt den Kommunen die Berechtigung, Sonderrechte für E-Autos auszuweisen.
Im Video: E-Autos parken in Bayern bald kostenlos
Freie Fahrt auf der Busspur
Nicht nur Taxis oder Busse, auch E-Autos rauschen in einigen Städten auf Sonderspuren am restlichen Verkehr vorbei. Dieses Recht räumen zum Beispiel Karlsruhe, Essen oder Dortmund auf eigens gekennzeichneten Straßen ein.
Was in Deutschland größtenteils noch wie ferne Zukunftsmusik klingt, hat die norwegische Hauptstadt Oslo derweil schon wieder verworfen: Dort dürfen Elektroautos die Busspuren seit Mai nicht mehr nutzen. Der Anteil an E-Autos auf den Sonderspuren war in der Hauptverkehrszeit so groß, dass die Busse zu spät kamen.
Keine IG-L-Tempolimits in Österreich
Italien-Urlauber kennen es: Wenn man mit seinem Verbrenner auf der Autobahn Richtung Brenner tuckert, wird man oft von E-Autos überholt. Da es bei den sogenannten IG-L Geschwindigkeitsbeschränkungen in Österreich um die Luftreinhaltung geht, gelten diese nicht für Elektroautos. Das bedeutet, dass die Fahrer von E-Autos sich auf ausgewiesenen Strecken (externer Link) wie etwa der Inntal-Autobahn oder der Tauern-Autobahn bei Salzburg nicht an Tempolimits von 100 km/h halten müssen.
Das gilt jedoch nur für Autos mit reinem Elektroantrieb oder mit Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie, nicht für Plug-in-Hybride. Die Maßnahme ist dennoch umstritten, denn auch E-Autos verursachen Feinstaubemissionen durch Reifen-, Brems- und Straßenabrieb.
Kfz-Steuer-frei bis 2030
Für reine Elektroautos, die zwischen dem 18.05.2011 und dem 31.12.2025 zugelassen wurden oder werden, müssen Besitzer zehn Jahre lang keine Kfz-Steuer zahlen. Das liegt daran, dass sich die Kfz-Steuer stark am Schadstoffausstoß orientiert. Da die Steuerbefreiung aber bis Ende 2030 befristet ist, können Käufer, die sich jetzt für ein E-Auto entscheiden, den vollen Zehn-Jahres-Zeitraum nicht mehr nutzen.
"Zuckerl" oder Kaufanreiz?
Schneller fahren oder gratis parken - überzeugen diese Argumente zum Kauf eines E-Autos? Experten sehen die Anreize zwar als positive Signale der Politik in Richtung Verkehrswende. Entscheidend seien allerdings andere Kriterien, betont der Verkehrswissenschaftler Klaus Bogenberger von der TU München: "Zum Beispiel die Alltagstauglichkeit, ob ich damit auch in den Urlaub fahren kann und wo ich das E-Auto laden kann."
Eine weitaus größere Bedeutung habe zudem die staatliche Kaufprämie gehabt, die Ende vergangenen Jahres infolge der Sparmaßnahmen von der Bundesregierung abgesetzt wurde. "Den Absatz des Elektroautos jetzt wieder in Schwung zu kriegen, das wird prinzipiell nicht einfach", prognostizierte Bogenberger.
Lohnt sich das?
Ob sich der Kauf eines Stromers auszahlt, lasse sich ohnehin nicht pauschal beantworten, so der Verkehrs- und umweltpolitische Sprecher des ADAC Südbayern, Alexander Kreipl. "Die Elektromobilität ist eine sehr gute Option, aber man muss sich überlegen, ob das für mein Fahrprofil, für meine Lademöglichkeiten das Richtige ist." Er empfiehlt, bei der Rechnung auch versteckte Kosten wie etwa mögliche Reparaturkosten im Blick zu haben.
Dieser Artikel ist erstmals am 5. Dezember auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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