Ein Biber sitzt in der Abenddämmerung auf einer Wiese.
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Antrag erfolgreich: Biber-Abschuss im Oberallgäu wieder verboten

Antrag erfolgreich: Biber-Abschuss im Oberallgäu wieder verboten

Im Landkreis Oberallgäu dürfen bis zur Entscheidung über eine Klage des Bund Naturschutz keine Biber gefangen oder getötet werden. Das Verwaltungsgericht Augsburg hat heute einem Eilantrag der Naturschützer stattgegeben.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Schwaben am .

Es ist ein wahres Paradies für die streng geschützten Nager: Der Brunnenbach, der zwischen Burgberg und Immenstadt verläuft und in die Iller mündet. Mehrere frisch angenagte Bäume zeugen davon, dass der Biber hier aktuell sehr aktiv ist. Das Nagetier hat sich regelrechte Trampelpfade geschaffen, die in den Bach hinein und wieder hinausführen. Das Bachwasser fließt langsam und ist mit imposanten Dämmen teilweise hoch aufgestaut, der Brunnenbach wäre ein ideales Habitat für das Wildtier. Wäre, denn: In unmittelbarer Nähe verläuft die B19, eine vierspurige Bundesstraße von Kempten nach Oberstdorf.

Wenn Biber die Infrastruktur untergraben

"Und das erregt natürlich Besorgnis, weil der Biber gräbt sich auch Höhlen Richtung B19", erklärt Landrätin Indra Baier-Müller im BR24-Interview. Außerdem staue er den Bach in einem Bereich auf, wo Hochwassergefahr besteht.

Kein Einzelfall, fügt die Landrätin an. Es gäbe inzwischen so viele Biber im Landkreis Oberallgäu, dass durch ihre Aktivität die Infrastruktur an bestimmten Punkten und damit auch Menschen gefährdet seien. Südlich von Sonthofen habe der Biber zum Beispiel bereits den Bahndamm untergraben, zudem sei er in sensible Bereiche der Trinkwasserversorgung eingedrungen.

Auch landwirtschaftliche Maschinen seien bereits auf Feldern eingebrochen, die der Biber zuvor unterwandert habe. Für die Landrätin ist klar: Der Biber muss an "kritischer Infrastruktur, dort, wo er tatsächlich zur Gefahr wird, entnommen werden können".

Gericht: Abschuss-Genehmigung per Allgemeinverfügung rechtswidrig

Damit das ganze unbürokratisch und ohne vorherigen Antrag bei der Naturschutzbehörde vonstattengehen könne, hatte das Landratsamt Mitte September eine Allgemeinverfügung erlassen. Diese Verfügung hat das Verwaltungsgericht Augsburg jetzt allerdings wieder einkassiert – und damit einem Eilantrag des Bund Naturschutz stattgegeben.

Mit der Allgemeinverfügung sollte der Schutz des streng geschützten Nagers in bestimmten Bereichen (zum Beispiel entlang von Bundes-, Staats- und Kreisstraßen sowie an Bahndämmen) vom 1. September bis 15. März aufgehoben werden. Das Gericht kam nun zu dem Schluss, dass diese Verfügung grundsätzlich rechtswidrig war – aus formalen Gründen. Laut gesetzlicher Vorgaben hätte der Bund Naturschutz an der Ausarbeitung der Verfügung beteiligt werden müssen, was wohl nicht geschehen ist.

Naturschützer wollen mit Behörde zusammenarbeiten

Der Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu, Martin Simon, erklärte zur Entscheidung des Verwaltungsgerichts Augsburg: "Jetzt haben wir die Zeit, damit sich BUND Naturschutz und Landratsamt gemeinsam an einen Tisch setzen können, um nach sachgerechten und rechtskonformen Lösungen für die auftretenden Probleme zu suchen."

Landrätin Indra Baier-Müller erklärte: "Wir bedauern die heutige Entscheidung des Verwaltungsgerichts, da sie aus meiner Sicht für die öffentliche Sicherheit und den Schutz der Menschen im Landkreis nicht förderlich ist." Die Behörde wolle schnell handeln und eine neue Verfügung erlassen, die die Vorgaben erfüllt.

Wo das Problem beim Biber-Abschuss liegt

Was vor Gericht zwar keine Rolle spielte, aber vor Ort umso wichtiger ist: In den vergangenen Wochen, in denen es rechtmäßig abgesichert gewesen wäre, wurde kein einziger Biber im Landkreis Oberallgäu entnommen. Das bestätigte die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller (Freie Wähler) BR24. Ein Grund dafür ist, wie aus Jägerkreisen zu hören ist, dass es im Oberallgäu bislang zu wenige Biber-Beauftragte gibt – also Jäger, die die Biber auch entnehmen bzw. töten dürfen. Eine entsprechende Schulung hat das Landratsamt für Ende November geplant. Außerdem war die Jägerschaft in den vergangenen Wochen mit der Hirschjagd und den Vorbereitungen für die Herbst-Hegeschauen beschäftigt, also der Dokumentation ihrer Arbeit.

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