Panzerfahrzeug mit Flecktarn und 3 Radachsen in Kaserne
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Übungscamp in der Rhön-Kaserne Wildflecken

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Bis Ende November: So übt die Nato in Wildflecken

Soldaten aus mehreren Ländern üben in Unterfranken die Verteidigung des Nato-Territoriums. Die Übung läuft digital simuliert ab. Spätestens seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine stellt sich die Frage: Ist die Nato einsatz- und krisenfähig?

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Keine bewaffneten Truppen im Feld, keine rollenden Panzer. Nicht ein einziger Schuss fällt bei der Nato-Übung "Schneller Degen 23", die derzeit in der Kaserne Wildflecken durchgeführt wird. Die komplette Gefechtsstandübung findet computerunterstützt, also digital simuliert, statt. Manöveratmosphäre kommt aber im aufgebauten Camp mit hochmodernen gepanzerten Fahrzeugen und dutzenden identischen grünen Zelten doch ein wenig auf. Darin: ein Mix aus digital und analog. Man findet hier Laptops und Beamer, aber auch teils begehbare Landkarten. Vor Ort sind die Führungsstäbe aus Deutschland, Litauen und den Niederlanden.

Personell gut aufgestellt – materiell noch Wünsche offen

Personell und materiell sei man für den Ernstfall sehr gut aufgestellt, sagt Generalmajor Ruprecht von Butler, Kommandeur der 10. Panzerdivision. Allerdings: Die Funkgeräte seien älter als die meisten Soldaten und Soldatinnen im Heer. Man könne problemlos funken, aber nicht digital. Die Bundeswehr schaffe entsprechendes Equipment aktuell an, so von Butler.

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Brigadegeneral Alexander Krone erläutert Truppenstellungen auf einer Landkarte

"Franconia" in Gefahr – Verteidigung von Nato-Gebiet

Die Übung simuliert einen Angriff des fiktiven Feindes "Occasus" auf die fiktive Nato-Region "Franconia". Ziel ist es, das feindbesetzte Gebiet zwischen dem Main und der Autobahn A3 zu befreien. Dass dabei mehrere Nationen für die Sicherheit eines Landes kämpfen, schade dem "Will to fight" – also der Bereitschaft, das gemeinsame Nato-Territorium zu verteidigen – in keiner Weise. Vielmehr biete die Multinationalität zwei entscheidende Vorteile: So stehen potentielle Gegner gleich mehreren Nationen gegenüber. Zudem können diese Nationen auch durch solche Übungen wie in Wildflecken ihre individuellen Fähigkeiten im Verbund nutzen und austauschen. Die Übung "Schneller Degen 23" läuft in der Rhön Kaserne Wildflecken noch bis zum 30. November, insgesamt 120 Stunden lang, rund um die Uhr.

Strukturierte Deutsche und kreative Niederländer

Zum ersten Mal trainiert die 10. Panzerdivision mit der 13. Brigade aus den Niederlanden. Von diesem Austausch profitieren laut Generalmajor von Butler und General Gert-Jan Kooij beide Seiten. Während die deutsche Seite die Kreativität und Flexibilität der Niederländer schätzt, sei es andersherum die gute Struktur der Deutschen, so Kooij. Die 13. Brigade der Niederländer verfügt über sogenannte Mittlere Kräfte mit vielen schnellen und modernen bereiften Fahrzeugen. Sie bereiten im Gefecht den schweren Panzern der 10. Panzerdivision den Weg.

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Generalmajor Ruprecht von Butler (links) und der niederländische General Gert-Jan Kooij (rechts)

Krieg in der Ukraine Teil der Übung

Einfluss auf die Übung nimmt auch der Krieg in der Ukraine. Das Vorgehen von Russland, derart große menschliche Verluste in Kauf zu nehmen, hat Generalmajor von Butler nach dem Zweiten Weltkrieg nicht noch einmal erwartet. Der Krieg in der Ukraine wurde eingängig analysiert. Es geht darum, dass ein Land großflächig ein anderes Land überfällt, angreift, Territorium wegnehmen will, Menschen tötet und gegen Zivilisten vorgeht. In der Vergangenheit wurde dieses Szenario nicht so intensiv trainiert, gibt von Butler zu. Aber man stelle sich auch in dieser Übung auf einen Gegner ein, der sich nicht an das Kriegsvölkerrecht hält.

Panzerdivision soll kaltstartfähig sein

Die 10. Panzerdivision aus dem unterfränkischen Veitshöchheim arbeitet bei der multinationalen Übung "Schneller Degen 23" mit der Panzerbrigade 12 aus Cham, der Panzergrenadierbrigade 37 aus Frankenberg/Sachsen, der 13. niederländischen Leiche Brigade aus Oirschot und der litauischen mechanisierten Infanteriebrigade "Iron Wolf" zusammen. Anlass dieser Kooperation ist, dass die 10. Panzerdivision der Nato künftig "kaltstartfähig", also reaktionsschnell, ohne große Verzögerung verlegbar und einsatzfähig, der Verteidigung des Bündnisses zur Verfügung stehen soll. Laut Generalmajor von Butler und General Kooij sind die Kräfte, die aktuell in Wildflecken trainieren, einsatz- und krisenbereit.

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