BLLV macht Kultusministerin für Chaos an Schulen verantwortlich
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Kultusministerin Anna Stolz (FW) sieht sich mit harscher Kritik vom BLLV konfrontiert

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BLLV macht Kultusministerin für Chaos an Schulen verantwortlich

BLLV macht Kultusministerin für Chaos an Schulen verantwortlich

Gut ein Jahr nach ihrem Amtsantritt als Kultusministerin rechnet der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) mit Anna Stolz ab. Ihr "Aktionismus" habe zu "Chaos" an den Schulen geführt. Die Ministerin selbst ist "irritiert".

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

"Es reicht", sagt Simone Fleischmann. Diesen Satz hört man von der BLLV-Präsidentin häufig. Seit Jahren ist sie unzufrieden mit der Bildungspolitik in Bayern. So eine Generalabrechnung aber wie jetzt, sucht Ihresgleichen - jedenfalls in der 14-monatigen Amtszeit von Kultusministerin Anna Stolz von den Freien Wählern.

Bildungspolitik ohne Tiefgang?

Anfangs, so schreibt die BLLV-Präsidentin in einer Mitteilung, habe man "Hoffnungen" in die neue Ministerin gesetzt, sie habe sich "offen und interessiert" gezeigt, das Gespräch mit den Schulen gesucht. Sie sei bereit gewesen, über Prüfungskultur oder Lehrkräftemangel offen zu diskutieren und habe selbst noch viele Themen und Handlungsfelder "aufgemacht". Das aber habe sich nun als "Bildungspolitik ohne Tiefgang" herausgestellt, so Fleischmann. Sie wirft der Ministerin vor, mit ihren "Schnellschüssen" und "Aktionismus" für "Chaos an den Schulen" gesorgt zu haben.

Zentrales Thema: Lehrermangel

Laut Fleischmann sind zu viele Themen offen. Zentral dabei: der Lehrkräftemangel. Diesen - wie Stolz - nur "anzuerkennen", das reiche nicht, erklärt die BLLV-Präsidentin. Und stellt Fragen: "Wie geht es hier weiter? Was wird gemacht?". Statt dem Lehrermangel mit attraktiven Arbeitsbedingungen zu begegnen, müssten Pädagogen an Grund-, Mittel- und Förderschulen ohne Recht auf ein Sabbatjahr und mit eingeschränkten Teilzeitmöglichkeiten arbeiten. Förderlehrkräften habe das Ministerium Verbesserungen im Arbeitsalltag versprochen, die bislang nicht umgesetzt worden seien. Und, so Fleischmann, es sei nicht geklärt, wie mit den Arbeitszeitkonten von Lehrkräften umgegangen werde.

Im November war das Modell, das pro Woche eine Stunde Mehrarbeit für Lehrkräfte bedeutet, vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof für nicht zulässig erklärt worden. Das Kultusministerium hatte daraufhin erklärt, die Regelung überarbeiten zu wollen - das aber brauche Zeit. Bis wann, ist offen. Fleischmann dazu: "Das ist keine Lösung! Schulleitungen wissen nicht, wie sie planen sollen."

Lehrer fühlen sich auf Sprachstanderhebung nicht gut vorbereitet

Ähnlich sei es bei den von der Staatsregierung beschlossenen "Sprachstandserhebungen" für vierjährige Kinder. Das sei "mit heißer Nadel gestrickt" worden, die Grundschulen müssten vieles "ausbaden", sie erlebe bei den Lehrkräften "Ratlosigkeit", wie so ein Projekt in kürzester Zeit umgesetzt werden solle. Die Lehrer-Vertreterin ärgert sich in ihrer Mitteilung auch über die erst kürzlich vorgestellte Entbürokratisierungsinitiative der Ministerin. Die sei zwar "begrüßenswert", bislang komme bei Lehrkräften und Schulleitungen davon aber nichts an.

Bildungspolitik zu Lasten der Gesundheit der Lehrer?

Vieles sei bei den Schulen "abgeladen" worden, die Lehrkräfte und Schulleitungen müssten den Aktionismus nun ausbaden. Dabei sei die "Lehrkräftegesundheit" eines der drei wichtigsten Ziele der bayerischen Kultusministerin Anna Stolz gewesen, wundert sich Fleischmann. Sie spricht davon, dass die Überlastung jetzt zu mehr Dienstunfähigkeiten bei Lehrkräften führe. Lehrende und Verwaltung bräuchten "Verlässlichkeit, einen berechenbaren Dienstherrn" und müssten planen können. "Alles andere geht an die Substanz und macht krank", so die BLLV-Präsidentin.

Stolz kontert: Verbände konnten sich einbringen

Auf Anfrage von BR24 zeigte sich die Kultusministerin "irritiert". Stolz betont, die Lehrerverbände seien "vertreten" gewesen bei bayernweiten Zukunftswerkstätten, die sie zum Dialog mit der Schulfamilie durchgeführt habe. Gerade die Anliegen der Verbände habe sie teilweise bereits umgesetzt. Ein Beispiel: Die Aussetzung der umstrittenen, weil personell aufwändigen Evaluationen von Schulen. Gleichwohl seien viele Themen groß, man müsse im Bereich der Bildungspolitik "dicke Bretter durchbohren". Das, so Stolz, wüssten auch die Verbände und die Kolleginnen und Kollegen in den Schulen.

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