BR24 BayernTrend: Alles anders
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BR24 BayernTrend: Alles anders

Der neueste BR24 BayernTrend zeigt klare Gewinner und Verlierer. Rund zwölf Wochen vor der Bundestagswahl sind die Kräfteverhältnisse in Bayern klar verteilt. Aber es gibt auch einige Überraschungen. Eine Analyse.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Wenn die Bayern am kommenden Sonntag wählen würden, dann gäbe es einen glasklaren Gewinner: die CSU. 45 Prozent – es ist lange her, dass die Christsozialen in einem BayernTrend einen solchen Wert für sich verbuchen konnten – blendet man die coronabedingten Sondereffekte aus.

CSU im Aufwind

Aktuell scheint die Strategie der CSU für die Bundestagswahl aufzugehen: maximale Abgrenzung von den Grünen auf der einen Seite und Frontalangriff auf den inhaltlichen Kern der Freien Wähler auf der anderen. Markus Söders Schachzug, den bayerischen Bauernpräsidenten Günther Felßner als Schattenlandwirtschaftsminister für Berlin zu nominieren, scheint zu funktionieren.

Sollte Markus Söder auch bei der Bundestagswahl am 23. Februar 2025 ein solches Ergebnis einfahren, könnten die Christsozialen in der Hauptstadt mit breiter Brust auftreten, wenn es beispielsweise um die Verteilung der Ministerien geht. Denn mit 45 Prozent – umgerechnet auf Deutschland sind das etwa 7 Prozent – würde die CSU die große Schwesterpartei CDU kräftig nach oben ziehen.

Allerdings sollte die CSU sich nicht zu früh freuen. Es könnte gefährlich werden, wenn jetzt manch einer in der Partei meint, die Wahl sei angesichts dieser Zahlen bereits entschieden, und dann nicht mehr mit voller Kraft in diesem Winterwahlkampf um die Stimmen der Menschen kämpft. Die Spannung hochhalten bis zum 23. Februar lautet deshalb die Aufgabe der CSU Wahlkampfstrategen.

Zweiter Gewinner: Die AfD

Zweiter Gewinner dieser Umfrage ist zweifelsohne die AfD, die mit 17 Prozent wie bei der Landtagswahl zweitstärkste Kraft im Freistaat wäre. Dabei hat die AfD längst den Status der reinen Protestpartei hinter sich gelassen. 10 Prozent der Bayern trauen der AfD am ehesten zu, die wichtigsten Aufgaben in Deutschland zu lösen. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind es sogar 16 Prozent. Damit steht die Partei in Sachen Problemlösungskompetenz vor den Grünen und der SPD – und deutlich vor dem Koalitionspartner der CSU, den FW, die nur bei 1 Prozent landen.

Alle Parteien muss die Tatsache alarmieren, dass mehr als jeder vierte Bayer es gar keiner Partei zutraut, die wichtigsten Aufgaben in Deutschland zu lösen. Hier haben die Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer also noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, bis zum 23. Februar.

Dritter Gewinner: Die Grünen

Während SPD und FDP im BayernTrend regelrecht abstürzen, halten sich die Grünen als einziger ehemaliger Ampelpartner mit 13 Prozent und einem kleinen Verlust von nur 1,1 Punkten relativ stabil. Das überrascht.

Verbunden ist diese Stabilität und die Mobilisierung mit einem Namen: Robert Habeck. Kein anderer Kanzlerkandidat kann auf so viel Rückhalt in den eigenen Reihen bauen wie der Wirtschaftsminister. 91 Prozent der eigenen Anhänger finden, dass er ein guter Kanzlerkandidat ist. Ein absoluter Spitzenwert, von dem Friedrich Merz (65% Zustimmung bei CSU-Anhängern) und Olaf Scholz (57% Zustimmung bei SPD-Anhängern) nur träumen können.

Verlierer neben SPD und FDP: Die Freien Wähler

Die Ambitionen von Hubert Aiwanger, die Freien Wähler im vierten Anlauf endlich in den Bundestag zu führen, haben mit diesem BayernTrend auch einen kräftigen Dämpfer erfahren. Wenn die Freien Wähler in ihrem Stammland, wo sie bei der Landtagswahl noch knapp 16 Prozent geholt haben, nur bei 4 Prozent landen, dann wird es schwer, bundesweit die 5-Prozent-Hürde zu knacken.

Die Strategie, mit bekannten Kommunalpolitikern drei Direktmandate zu holen und so in den Bundestag einzuziehen, ist der letzte Strohhalm für Hubert Aiwanger. Der erhoffte Schub bei den Zweitstimmen durch die Nominierung der Landräte Peter Dreier und Indra Baier-Müller und des Bürgermeisters Michael Wörle ist jedoch ausgeblieben. Sollte es diesmal nicht mit Berlin klappen, dürften die bundespolitischen Träume der FW ausgeträumt sein.

Thema Wirtschaftskrise für Wählende wichtiger als Klimawandel oder Rente

Verschiebungen gibt es in diesem BayernTrend aber nicht nur auf der politischen Landkarte der Parteien, sondern insbesondere auch auf der Themenagenda der Menschen. Die Wirtschaftskrise und die Frage von Krieg oder Frieden dominieren im Vergleich zu 2021, legen um 27 und 18 Punkte zu. Das Thema Migration ist noch da, aber nicht so dominant wie gedacht. Das Thema Umwelt- und Klimaschutz dagegen ist deutlich nach unten gerutscht. Überraschend: Rente und Bürgergeld spielen selbst für SPD-Anhänger keine besonders große Rolle.

Wahl unter veränderten Vorzeichen

Alles in allem lässt sich sagen, dass diese Bundestagswahl unter fundamental anderen Vorzeichen stattfindet als der Urnengang vor drei Jahren. Auch deshalb, weil die Menschen im Freistaat mit Blick auf Deutschland maximal verunsichert sind. Nur noch 12 Prozent blicken zuversichtlich in die Zukunft. 83 Prozent sind beunruhigt über die Verhältnisse im Land.

Und das geht quer durch alle politischen Lager. Am zuversichtlichsten sind interessanterweise noch die SPD-Anhänger, aber auch von ihnen sind zwei Drittel beunruhigt. Was auffällt ist, dass es die 35- bis 49-Jährigen sind, also diejenigen, die mitten im Arbeitsleben stehen, die sich am meisten Sorgen machen. Um sie sollte sich die Politik ab dem 23. Februar an erster Stelle kümmern.

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